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DOI: 10.1055/s-0042-1745530
Gesunde Lebenserwartung und vermeidbare Sterbefälle – bewährte Konzepte neu berechnet
Angestoßen durch das nationale Präventionsgesetz beschäftigen sich Akteure auf Bundes- wie Länderebene mit der Entwicklung einer Präventionsberichterstattung. Hierbei spielt auch die (Weiter-)Entwicklung relevanter Indikatoren eine wichtige Rolle. In Bayern wurden zu den Indikatoren „gesunde Lebenserwartung“ und „vermeidbare Sterbefälle“ Methodengutachten vergeben. Die regionale Ebene fand dabei besondere Berücksichtigung.
Der Indikator „gesunde Lebenserwartung“ bezieht neben der Lebensdauer auch die Lebensqualität mit ein. Das Gutachten ergab, dass eine Berechnung nicht nur mittels der häufig verwendeten Schwerbehindertenstatistik, sondern auch auf Basis der Pflegestatistik robuste Ergebnisse liefert. Letzteres Vorgehen ist auch für die Kreisebene geeignet und weist Vorteile auf, da die Pflegeraten mit dem Altersverlauf stetig ansteigen und mit dem demografischen Wandel direkt verbunden sind. Für Bayern ergab sich für 2015/17 unter Verwendung der Pflegedaten eine gesunde Lebenserwartung von 80,0 Jahren (Frauen) bzw. 76,9 (Männer) bei einer Lebenserwartung von 83,7 Jahren (Frauen) bzw. 79,2 (Männer). Die mit Schwerbehindertendaten berechnete gesunde Lebenserwartung lag bei 76,6 Jahren (Frauen) bzw. 71,8 (Männer).
Der Indikator „vermeidbare Sterblichkeit“ gilt als Maß für die Qualität des Gesundheitssystems. Zugrunde liegt eine Auswahl von Todesursachen, die als sensibel für Effekte der Prävention und Versorgung gelten. Das Gutachten schlägt eine Neukonzeption des Indikators nach der OECD-Eurostat-Todesursachenliste vor, die den Entwicklungen in Medizin, Prävention und Demographie Rechnung trägt und eine separate Ausweisung des prävenierbaren und behandelbaren Anteils der vermeidbaren Sterblichkeit zulässt. Der Indikator erweist sich auf Landes- wie Regierungsbezirkebene belastbar, eine Berechnung auf Kreisebene wird aufgrund geringer Fallzahlen bei einigen ICD-Codes nicht empfohlen. Für Bayern ergeben sich 2018 230 vermeidbare Sterbefälle je 100 000 Ew., die prävenierbaren Sterbefälle überwiegen die behandelbaren. Männer sind fast doppelt so häufig betroffen wie Frauen (300 bzw. 160 vermeidbare Sterbefälle je 100 000 Ew.).
Eine Übernahme der neu gefassten Indikatoren in die Gesundheitsberichterstattung in Bayern wird aktuell vorbereitet, die Übernahme auf Bundesebene vorgeschlagen. Zur Erleichterung der Berechnung stehen Methodenbriefe mit Bearbeitungshinweisen sowie im Fall der „gesunden Lebenserwartung“ ein nutzerfreundliches Excel-Sheet zur Verfügung
Literatur Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden (2003). Indikatorensatz für die Gesundheitsberichterstattung der Länder. Bielefeld.
OECD (2019). Avoidable mortality: OECD/Eurostat lists of preventable and treatable causes of death (November 2019 version). https://www.oecd.org/health/health-systems/Avoidable-mortality-2019-Joint-OECD-Eurostat-List-preventable-treatable-causes-of-death.pdf
Scholz RD (2021). Gesunde Lebenserwartung in den Regionen des Freistaates Bayern unter Berücksichtigung von Zeiten in Pflege. In: BBSR (Hrsg) (2021). Der demografische Wandel. Ein wichtiger Faktor für die Entwicklung regionaler Teilmärkte. Dezembertagung des DGD-Arbeitskreises „Städte und Regionen“ in Kooperation mit dem BBSR Bonn am 5. und 6. Dezember 2019 in Berlin. BBSR-Online-Publikation 01/2021, Bonn: S. 73-80.
Weber A et al (in print). Vermeidbare Sterblichkeit – Neufassung eines Indikators für die Präventionsberichterstattung. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz.
Interessenskonflikte Beide Methodengutachten wurden durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege im Rahmen der Initiative Gesund.Leben.Bayern. gefördert.
Publication History
Article published online:
26 April 2022
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Georg Thieme Verlag
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