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DOI: 10.1055/s-0042-1745524
Tränen statt Mutterglück – Die Rolle kommunaler Schwangerenberatungsstellen bei der Prävention von peri-/postpartalen Depressionen
Schlüsselworte Peri- und postpartale Depression, psychosoziale Beratung, Primär- und Sekundärprävention, Intervention, Lotsenfunktion.
Ausgangslage, Intervention, Schlussfolgerung Emotionale Krisen in der Schwangerschaft und nach der Geburt sind immer noch ein Tabuthema. Etwa 50% aller Wöchnerinnen zeigen in den ersten Tagen und Wochen nach einer Geburt Anzeichen des sog. „Baby-Blues“. Bei etwa 10-15% der Frauen kann sich hieraus eine peri-/postpartale Depression entwickeln. Aus Scham oder mangelnder Sensibilisierung wird diese häufig erst spät thematisiert oder erkannt und droht zu chronifizieren. Die psychische Gesundheit der Mutter spielt aber eine wichtige Rolle für die Entwicklung einer gesunden Mutter-Kind-Interaktion.
Kommunale Schwangerenberatungsstellen können als eine erste Anlaufstelle für schwangere Frauen und junge Mütter ein gezieltes und niedrigschwelliges Angebot im Sinne einer Primär- und Sekundärprävention machen.
Im Rahmen psychosozialer Beratung und Begleitung werden die Frauen während/nach der Schwangerschaft frühzeitig für mögliche Anzeichen einer peri-/postpartalen Störung sensibilisiert und mögliche Risiko-/Belastungsfaktoren identifiziert. Bei Bedarf können psychologische Screeningverfahren eingesetzt werden. Im Sinne einer aktiv abwartenden Begleitung wird den Frauen nach partizipativer Entscheidung Beratung angeboten. Diese beinhaltet neben Psychoinformation stabilisierende und ressourcenaktivierende Interventionen mit dem Ziel der Reduktion von Belastungsfaktoren und der Steigerung von elterlicher Kompetenz und Problemlösefähigkeit. Im Sinne einer Lotsenfunktion erfolgt im Bedarfsfall eine zielgerichtete Anbindung an entsprechende Institutionen, wie z.B. Jobcenter, Frühe Hilfen, etc.. Bei anhaltender Symptomatik oder Verschlechterung wird in eine entsprechende psychotherapeutische Behandlung vermittelt.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass eine niederschwellige Intervention im Rahmen des Versorgungsauftrags der Schwangerenberatungsstellen ein wichtiger Baustein zur Vermeidung einer Chronifizierung im Zusammenhang mit peri-/postpartalen Depressionen ist. In der Praxis zeigt sich, dass Frauen mit dem Beratungserstanlass „psychische Probleme während/nach der Schwangerschaft“ sehr von der Beratung profitieren.
Therapieferne, Sprachbarriere oder vorrangigere existenzielle Belastungsfaktoren können eine erschwerende Herausforderung darstellen. Hier kann die Lotsenfunktion einer kommunalen Beratungsstelle ein Türöffner sein.
Interessenskonflikte Keine
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
26. April 2022
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