Gesundheitswesen 2022; 84(04): 381
DOI: 10.1055/s-0042-1745522
Abstracts | BVÖGD/BZÖG
Fachausschuss Kinder- und Jugendgesundheitsdienst
Vorträge

SARS-CoV-2 bei Kindern und Jugendlichen – Ergebnisse einer Sentinelerhebung in Kinderarztpraxen der Stadt Bremen

Benjamin Spieß
1   Gesundheitsamt Bremen, Gesundheit und Umwelt, Bremen, Germany
,
Kim Pawlowski
2   Gesundheitsamt Bremen, Gesundheit und Umwelt , Bremen, Germany
› Institutsangaben
 

Einleitung Bei Kindern und Jugendlichen ruft eine SARS-CoV-2-Infektion oft nicht die klassischen COVID-19-Symptome hervor, Krankheitsverläufe mit unspezifischen Symptomen und klinisch unauffällige Infektionen sind nicht selten. Somit ist von einer hohen Dunkelziffer hinsichtlich der Infektionszahlen auszugehen. Um das tatsächliche Vorkommen von SARS-CoV-2-Infektionen unter Minderjährigen in der Stadt Bremen einschätzen zu können und um Einblicke in das Infektionsgeschehen in dieser Altersgruppe zu gewinnen, organisierte das Bremer Gesundheitsamt eine Sentinelerhebung in ausgewählten Bremer Kinderarztpraxen.

Methodik An der Studie beteiligten sich zehn Kinderarztpraxen aus verschiedenen Stadtteilen. Die Erhebung fand von September 2020 bis Mai 2021 statt. Die Probandenauswahl erfolgte quasi-randomisiert, 746 Kinder und Jugendliche ließen sich testen (PCR-Tests). Zur Ermittlung des Anteils asymptomatisch verlaufender SARS-CoV-2-Infektionen wurde eine begleitende Erhebung von Februar 2021 bis Mai 2021 mit 498 Kindern und Jugendlichen durchgeführt.

Ergebnisse 5,5% (n=41) der Probandinnen und Probanden wurden positiv getestet, Mädchen häufiger als Jungen (7,1% vs. 4,2%). Es zeigen sich saisonale Unterschiede in der Infektionshäufigkeit mit Höchstwert in den Wintermonaten. Infizierte Kinder und Jugendliche sind im Durchschnitt mehr als zwei Jahre älter als nichtinfizierte (8,7 Jahre vs. 6,4 Jahre). In Kinderarztpraxen, die in Stadtteilen mit niedrigem sozioökonomischen Status liegen, ist der Anteil nachgewiesener Infektionen mit 7,7% deutlich höher als in Praxen in besser situierten Stadtteilen (2,8%). Ein beachtlicher Teil (43,8%) der positiv getesteten Kinder und Jugendlichen zeigt sich asymptomatisch.

Diskussion Die Besonderheit dieser Studie besteht darin, dass keine anlassbezogenen Testungen durchgeführt und ausschließlich Minderjährige untersucht wurden. In Anbetracht der Ergebnisse kann von einer verdeckten Prävalenz ausgegangen werden. Die ermittelte Periodenprävalenz beträgt nahezu das Doppelte der offiziell registrierten Fallzahlen bei Kindern und Jugendlichen im entsprechenden Zeitraum in der Stadt Bremen. Übereinstimmungen mit anderen Studien zeigen sich auch hinsichtlich der Abhängigkeit des Infektionsrisikos vom Alter und vom sozialen Status.

Interessenskonflikte Die AutorInnen sind im Gesundheitsamt Bremen, Referat 33 „Kommunale Gesundheitsberichterstattung“, angestellt.

Fachausschuss Gesundheitsberichterstattung und Prävention



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. April 2022

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