Gesundheitswesen 2022; 84(04): 370-371
DOI: 10.1055/s-0042-1745494
Abstracts | BVÖGD/BZÖG
Fachausschuss Umweltmedizin
Vorträge

Stilldauer und Alter der Mutter tragen zur körperlichen Belastung mit perflourierten Alkylverbindungen (PFAS) bei – Ergebnisse der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen 2014–2017 (GerES V)

Aline Murawski
1   Umweltbundesamt, Toxikologie, Gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung, Berlin, Germany
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Enrico Rucic
1   Umweltbundesamt, Toxikologie, Gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung, Berlin, Germany
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Anja Duffek
2   Umweltbundesamt, Labor für Wasseranalytik, Berlin, Germany
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Jörg Wellmitz
2   Umweltbundesamt, Labor für Wasseranalytik, Berlin, Germany
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Christian Höra
3   Umweltbundesamt, Schwimm- und Badebeckenwasser, chemische Analytik, Bad Elster, Germany
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Alexander Kämpfe
3   Umweltbundesamt, Schwimm- und Badebeckenwasser, chemische Analytik, Bad Elster, Germany
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André Conrad
4   Umweltbundesamt, Übergreifende Angelegenheiten Umwelt und Gesundheit, Berlin, Germany
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Małgorzata Dębiak
1   Umweltbundesamt, Toxikologie, Gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung, Berlin, Germany
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Marike Kolossa-Gehring
1   Umweltbundesamt, Toxikologie, Gesundheitsbezogene Umweltbeobachtung, Berlin, Germany
› Institutsangaben
 

Perfluoralkylchemikalien (PFAS) wie z.B. Perfluoroctansäure (PFOA) und Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) finden sich in den Körpern von Menschen aller Altersklassen. Die Deutsche Umweltstudie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, durchgeführt von 2014 bis 2017 (GerES V), zeigte messbare Blutplasma-Konzentrationen von PFAS in allen Teilnehmenden. Zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen hatten Blutplasma-Konzentrationen oberhalb der jeweiligen Bestimmungsgrenze (0,25–0,50 µg/L) von PFOA, PFOS und Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) gleichzeitig. Die gesundheitsbezogenen Beurteilungswerte (HBM-I-Werte) der Kommission Human-Biomonitoring von 2 µg/L für PFOA und 5 µg/L für PFOS wurden von 21% bzw. 7% der Teilnehmenden überschritten. Für diese Kinder und Jugendlichen können adverse Gesundheitseffekte nicht mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden. Weitere 0,2% der Teilnehmenden überschritten außerdem den HBM-II-Wert für PFOS von 20 µg/L für die Allgemeinbevölkerung bzw. 10 µg/L für Frauen im gebärfähigen Alter. Dieser Wert wird als Interventions- bzw. Maßnahmenwert angesehen.

PFAS wurden in erheblichem Umfang auch in den jüngsten Kindern gefunden, die erst nach dem Verbot von PFOS 2006 geboren wurden. Dies unterstreicht die problematischen und langwährenden Effekte persistenter Chemikalien. PFAS-Kontaminationen sind weltweit in verschiedenen Umweltkompartimenten nachgewiesen und finden sich auch in Nahrungsmitteln und Muttermilch. Das Ziel dieser Studie ist die Quantifizierung relevanter PFAS-Expositionsquellen für Kinder und Jugendliche in Deutschland einschließlich soziodemographischer Merkmale, Wohnumfeld, Ernährungsgewohnheiten, Stilldauer und Trinkwasserkontamination. Die Stilldauer und das Alter der Mutter sind signifikant korreliert mit den logarithmierten Blutplasma-Konzentrationen von PFOA, PFOS und PFHxS (Pearson-Korrelationskoeffizient 0,12–0,24, p<0,001) – ein höheres Alter der Mutter und eine längere Stilldauer sind mit höheren PFAS-Belastungen der Kinder assoziiert. Multivariate Analysen wurden genutzt um den Beitrag verschiedener Expositionsquellen zur inneren PFAS-Belastung zu quantifizieren. Die Ergebnisse zeigen, dass, obwohl Stillen aufgrund zahlreicher positiver Effekte generell zu befürworten ist, Empfehlungen zur Stilldauer die PFAS-Belastung der Mutter berücksichtigen sollten, insbesondere bei Erstgeburten in relativ hohem Alter.

Interessenskonflikte keine



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. April 2022

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