Gesundheitswesen 2022; 84(04): 367
DOI: 10.1055/s-0042-1745485
Abstracts | BVÖGD/BZÖG
Fachausschuss Psychiatrie
Vorträge

Der Krisendienst Psychiatrie bietet in Oberbayern wohnortnahe Soforthilfe; Teil 2: Entwicklung und Leistungsangebot des Krisendienstes Psychatrie Oberbayern aus fachlicher Perspektive

Michael Welschehold
 

Seit der Psychiatrie-Enquete 1975 waren sich Fachwelt, Betroffene und Angehörige einig, dass die psychiatrische Krisen- und Notfallhilfe unzureichend ist und diese Versorgungslücke geschlossen werden muss.

Durch Gründung des Psychiatrischen Krisenzentrums Atriumhaus wurde 1994 in München mit einer niedrigschwelligen, fachprofessionellen und rund um die Uhr verfügbaren klinischen Soforthilfe der Grundstein gelegt, auf den in enger Zusammenarbeit mit außerklinischen Versorgungspartnern in den Folgejahren die ersten Schritte hin zu einem städtischen Krisendienst für München folgten.

Mit Unterstützung des Bezirks Oberbayern gelang in wenigen Jahren der Aufbau eines Netzwerkes vieler beteiligter Versorgungspartner, die gemeinsam mit einer Leitstelle und mobilen Fachteams erstmals die Grundstruktur für einen funktionierenden Krisendienst bereitstellten.

Basierend auf den positiven Erfahrungen des Krisendienstes Psychiatrie München beschloss der Bezirk Oberbayern 2015 die Einführung eines flächendeckenden Krisendienstes Psychiatrie für ganz Oberbayern, der bis Juli 2021 zu einem 24/7-Hilfeangebot inklusive rund um die Uhr verfügbarer mobiler Fachteams ausgebaut wurde.

Jährlich bearbeitet die Leitstelle des Krisendienstes 30.000 Telefonkontakte, kommen in knapp 2.000 Fällen mobile Fachteams zum Einsatz und werden tagesgleich 550 Vorstellungstermine in Psychiatrischen Institutsambulanzen kooperierender Kliniken vermittelt.

Damit eine so komplexe Netzwerkstruktur mit vielen Trägern aus unterschiedlichen Versorgungsbereichen und ca. 1000 Mitarbeitenden funktioniert, sind verbindliche Absprachen, klare Zuständigkeiten sowie verlässliche Kooperation unabdingbar. Dazu wurden Netzwerkverträge abgeschlossen und ein umfassendes Qualifizierungs- und Schulungskonzept, Handbuch mit Darstellung aller Arbeitsabläufe und geltenden Regelungen und gemeinsames Dokumentationssystem sowie einheitliches Qualitäts-, Beschwerde- und Verbesserungsmanagement implementiert, ergänzt durch eine übergreifende Kommunikations- und Gremienstruktur sowie Öffentlichkeitsarbeit. Kooperationsvereinbarungen etwa mit der Polizei und Behörden regeln die Zusammenarbeit des Krisendienstes mit wichtigen Partnern.

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Article published online:
26 April 2022

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