Gesundheitswesen 2022; 84(04): 364
DOI: 10.1055/s-0042-1745476
Abstracts | BVÖGD/BZÖG
Fachausschuss Krisenmanagement
Vorträge

Erfahrungen des RKI im COVID-19-Krisenmanagement 2020-21 und Lehren für künftige Herausforderungen

Ulrike Grote
1   Robert Koch-Institut, Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Ariane Halm
1   Robert Koch-Institut, Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Meike Schöll
1   Robert Koch-Institut, Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Maria an der Heiden
1   Robert Koch-Institut, Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Osamah Hamouda
1   Robert Koch-Institut, Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
,
Lars Schaade
2   Robert Koch-Institut, Zentrum für biologische Sicherheit, Berlin, Germany
,
Ute Rexroth
1   Robert Koch-Institut, Infektionsepidemiologie, Berlin, Germany
› Institutsangaben
 

Hintergrund Die COVID-19-Pandemie fordert den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) in Deutschland in bislang ungekanntem Maß. Als nationale Bundeseinrichtung für den Bereich des Infektionsschutz nimmt das Robert Koch-Institut (RKI) gemäß Infektionsschutzgesetz eine Schlüsselrolle dabei ein, Daten zu erheben, zu teilen, Handlungsanweisungen zu entwickeln und zu kommunizieren, Einsatzunterstützung zu leisten sowie die Akteure und Entscheidungsträger auf allen Ebenen zu beraten. Der Beitrag stellt interne Prozesse und Strukturen dar, die etabliert wurden, um die krisenbedingten Aufgaben zu bewältigen.

Methoden Die COVID-19-Lage bezogenen Aktivitäten des RKI sowie Bewältigungsstrategien, Organisation und strukturelle Änderungen werden beschrieben, um den institutionellen Umgang mit der Belastung zu analysieren.

Ergebnisse Ein großer Teil der Organisationseinheiten des RKI ist inhaltlich auf unterschiedliche Weise befasst. Inhaltliche Arbeitsfelder betreffen u.a. Surveillanceinstrumente, Dokumente, Studien, digitale Tools, Diagnostik, Berichte und Öffentlichkeitsarbeit. Für strategische Entscheidungen wurde ein Krisenstab eingerichtet, der bislang ca. 300 x tagte. Um die COVID-19-Lage operativ effizient zu bearbeiten, ist seit Januar 2020 ein Lagezentrum aktiviert, das zeitweise mit über 20 nur dafür eingesetzten Personen am Tag besetzt war. Alleine ca. 200 Mitarbeitende aus allen Abteilungen tragen dazu bei, die bisher>13.000 Schichten des RKI-Lagezentrums zu besetzen. Ca. 20.000 unterschiedliche Vorgänge der internationalen Kommunikation wurden bearbeitet. Das RKI wurde über 150x um Amtshilfe gebeten, ca. 50x sind Einsatzteams aktiv geworden, um den ÖGD in Deutschland bei konkreten Ausbruchsgeschehen zu unterstützen.

Diskussion Ausmaß und Dauer der Pandemie belasten das RKI sehr stark. Wie in anderen Einrichtungen des ÖGD zeigen die Mitarbeitenden des Instituts höchste Flexibilität und Leistungsbereitschaft, um den vielfältigen Herausforderungen zu begegnen. Im Vorfeld erarbeitete Pläne, Rollen- und Aufgabenbeschreibungen sowie Simulationsübungen haben sich bewährt. Zur Bewältigung der außergewöhnlich intensiven und langen Aufgabenflut wurden grundlegende Anpassungen der Prozesse nötig. Der ÖGD muss auch künftig mit Gesundheitskrisen rechnen. Evaluation des Krisenmanagements sind nötig, damit ggf. Lücken entdeckt und geschlossen werden können.

Literatur Halm, A., Grote, U., an der Heiden, M. et al. Das Lagemanagement des Robert Koch-Instituts während der COVID-19-Pandemie und der Austausch zwischen Bund und Ländern. Bundesgesundheitsbl 64, 418–425 (2021). https://doi.org/10.1007/s00103-021-03294-0

Interessenskonflikte keine



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. April 2022

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