Gesundheitswesen 2022; 84(04): 353-354
DOI: 10.1055/s-0042-1745450
Abstracts | BVÖGD/BZÖG
Fachausschuss Infektionsschutz
Vorträge

Ausbruchsmanagement in der SARS-CoV-2-Pandemie in sozialen Einrichtungen – Daten und Erfahrungen aus Frankfurt am Main

AlexandraSarah Lang
1   Gesundheitsamt Frankfurt, Medizinische Dienste und Humanitäre Sprechstunden, Frankfurt am Main, Germany
,
Katrin Steul
1   Gesundheitsamt Frankfurt, Medizinische Dienste und Humanitäre Sprechstunden, Frankfurt am Main, Germany
,
Antoni Walczok
2   Gesundheitsamt Frankfurt, Stellvertretende Amtsleitung, Frankfurt am Main, Germany
› Institutsangaben
 

Bereits zu Pandemiebeginn rechnete das Gesundheitsamt Frankfurt am Main mit Ausbrü-chen in sozialen Einrichtungen. Daher wurde ein Ausbruchsteam als Kontakt für Träger:innen der Jugend-, Drogen-, Wohnungslosen- und Eingliederungshilfe sowie Betreiber:innen von kommunalen Unterkünften geschaffen. Ziele waren, die soziale Infrastruktur zu unterstützen, die Hygiene in Einrichtungen nach §36 Infektionsschutzgesetz zu verbessern und neben dem Infektionsschutz auch sozialmedizinische Aspekte zu berücksichtigen. Reihentestungen durch mobile Testteams waren im Ausbruchsfall ein wichtiges Instrument, um rasch angemessene Maßnahmen einzuleiten. Positiv getestete Personen und Kontaktpersonen konnten bei feh-lender Absonderungsmöglichkeit untergebracht werden. In regelmäßigen Telefonkonferenzen mit sozialen Träger:innen wurden wichtige Infektionsschutzthemen identifiziert und zielgrup-penspezifische Lösungen entwickelt. Ab Ende Oktober 2020 setzte sich das Ausbruchsteam aus Mitarbeiter:innen mit sozialmedizinischer und epidemiologischer Expertise sowie aus Fall-bearbeiter:innen zusammen. Über ein Funktionspostfach eingehende Meldungen zu COVID-19-(Verdachts-)Fällen aus sozialen Einrichtungen/Unterkünften wurden mit in der Meldesoft-ware SurvNet eingegebenen Fällen zusammengeführt und nach festgelegten Kriterien bear-beitet und dokumentiert.

Die Daten zu den bearbeiteten Infektionsgeschehen wurden u. a. nach Einrichtungsart, An-zahl positiver Fälle im Infektionsgeschehen sowie Meldedatum deskriptiv analysiert. Auch die Daten zu veranlassten Reihentestungen wurde nach Testdatum, Anzahl durchgeführter Tes-tungen insgesamt und pro Einrichtung sowie Anzahl von positiven Tests ausgewertet.

Im Zeitraum 1.11.2020 – 30.09.2021 wurden insgesamt 225 Infektionsgeschehen, ein Großteil davon Ausbrüche, bearbeitet. Durch Handlungsanleitungen und Beratung, zum Teil vor Ort, wurden soziale Träger:innen/Betreiber:innen von Unterkünften bei der Ausbruchsbewältigung unterstützt. Unklare Verantwortlichkeiten und beengte Räumlichkeiten behinderten besonders bei Ausbrüchen in Gemeinschaftsunterkünften für wohnungslose und geflüchtete Menschen die Umsetzung des Infektionsschutzes. Dass viele Bewohner:innen nur eingeschränkt Zugang zur gesundheitlichen Regelversorgung hatten, erschwerte eine schnelle Ausbruchsdetektion zusätzlich. Insgesamt bestätigen die Daten, dass Bewohner:innen von Gemeinschaftsunter-künften ein erhöhtes Risiko haben, sich mit COVID-19 zu infizieren.

Interessenskonflikte Es liegt kein Interessenskonflikt vor.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
26. April 2022

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