Gesundheitswesen 2022; 84(04): 347
DOI: 10.1055/s-0042-1745433
Abstracts | BVÖGD/BZÖG
Fachausschuss Gesundheitsberichterstattung und Prävention
Vorträge

Die Wirkungslogik als Instrument für einen strukturierten Gesundheitszieleprozess im Landkreis Marburg-Biedenkopf

Rolf Reul
1   Landkreis Marburg-Biedenkopf, Gesundheitsamt/Fachdienst Gesundheits- und Altenplanung, Marburg, Germany
,
Birgit Wollenberg
2   Landkreis Marburg-Biedenkopf, Fachbereich Gesundheitsamt, Marburg, Germany
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Der Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Stadt Marburg haben im Jahr 2016 die Initiative „Gesundheit fördern – Versorgung stärken“ als eine gemeinsam zu verantwortende Struktur zur kommunalen Steuerung der Themen Gesundheitsförderung und Prävention sowie der medizinisch-pflegerischen Versorgung implementiert. Das Leitungsteam hat sich bei der Entwicklung von Gesundheitszielen für einen partizipativen Weg entschieden und die drei lebensphasenbezogenen Arbeitskreise („Gesund aufwachsen“, „Gesund bleiben“, „Gesund altern“) einbezogen.

Der Gesundheitszieleprozess orientiert sich an dem Modell der Wirkungslogiken nach dem „Kursbuch Wirkung“ von PHINEO gAG. Die Moderatoren*innen der drei lebensphasenbezogenen Arbeitskreise wurden in dessen Anwendung, zur Entwicklung von Gesundheitszielen, geschult.

Die Gesundheitsziele werden als „Oberziele“ (Wirkung auf die Gesellschaft) angesehen, zu deren Erreichung im weiteren Prozess konkrete „Teilziele“ (Wirkung auf die Lebenslage der Zielgruppe sowie auf deren Fähigkeiten und Handeln) abgeleitet wurden.

Ergebnisse Die Gesundheitsziele sind die Arbeitsgrundlage für die Weiterentwicklung des integrierten Präventionsplans „Gemeinsam für Gesundheit und Lebensqualität“. Sie wurden durch den Kreisausschuss des Landkreises und den Magistrat der Stadt Marburg beschlossen und bis zum Jahr 2030 festgelegt:

Beispiel Gesund aufwachsen:

  • Kindern, Jugendlichen und Eltern wird mit Wertschätzung und einer fördernden Grundhaltung begegnet. Eltern haben Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Stärken und erfahren Selbstwirksamkeit hinsichtlich der eigenen Gesunderhaltung und der Gesundheit ihrer Kinder.

Das Gesundheitsamt wurde beauftragt, zusätzliche Maßnahmen zur Erreichung der Gesundheitsziele zu entwickeln.

Schlussfolgerung Die ursprünglich angedachte, zeitliche Perspektive beim partizipativen Prozess zur Festlegung kommunaler Gesundheitsziele ist deutlich angewachsen. Die Heterogenität im Präventionsnetzwerk erforderte eine theoretische Grundlage (Instrumente) und Qualifikationen für die Moderatoren*innen und Mitglieder*innen. Die weitere Operationalisierung der Gesundheitsziele, als konkrete Teilziele konnte nur gelingen, da die Ebenen der Maßnahmen und notwendigen Ressourcen in den Entwicklungsprozess mit einbezogen wurden. Darüber hinaus war eine kritische und fachliche fundierte Nachbearbeitung der Teilziele notwendig, um im nächsten Schritt die Indikatoren für die Messbarkeit festlegen zu können.

Literatur: Kurz B., Kubek D.; „Kursbuch Wirkung“ 4. Auflage, Dezember 2017 ; © PHINEO gAG, Berlin

Kriterien für gute Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung; Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit, 2021

Wright, M. (Hrsg.) „Partizipative Qualitätsentwicklung in der Gesundheitsförderung und Prävention“; Verlag Hans Huber 2010

Interessenskonflikte Hiermit erkläre ich, dass zu den Inhalten der Veranstaltung kein Interessenkonflikt vorliegt.



Publication History

Article published online:
26 April 2022

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