physiopraxis 2017; 15(02): 8-11
DOI: 10.1055/s-0042-123669
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Publication Date:
17 February 2017 (online)

Kinder und Heilmitteltherapie – WIdO Heilmittelbericht 2016

Kinder haben besonders in drei Lebensphasen Bedarf an Ergo-, Physio- und Sprachtherapie: In den ersten beiden Lebensjahren erhalten sie vor allem Physiotherapie. Sprachtherapeutische Maßnahmen brauchen sie primär kurz vor und nach der Einschulung. Ergotherapie ist häufig kurz nach der Einschulung gefragt. Bei den Erwachsenen erfordern vor allem Rückenschmerzen eine Verordnung von Heilmitteln. Beinahe jeder vierte Patient mit Rückenschmerzen erhielt Physiotherapie. Das belegen Zahlen des aktuellen Heilmittelberichts 2016 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdo). Hierfür hat das Institut die über 37 Millionen Heilmittelrezepte analysiert, die im Jahr 2015 für die rund 71 Millionen gesetzlich Versicherten ausgestellt wurden. 56 % der Kinder bis 14 Jahren erhielten demnach Heilmitteltherapie aufgrund von Entwicklungsstörungen. 9,2 % aufgrund von diagnostizierten Verhaltensstörungen. Laut dem Heilmittelbericht brauchen bei der Sprech- und Sprachentwicklung Jungen mehr Unterstützung als Mädchen: Beinahe jeder vierte Sechsjährige erhält rund um den Schulbeginn Sprachtherapie, bei den gleichaltrigen Mädchen nur etwa jedes sechste. Als mögliche Ursachen vermutet WIdo unterschiedliche Aspekte. Es könnten sich die Fähigkeiten der Kinder verschlechtert, aber auch die Anforderungen von Schule und Elternhaus gewandelt haben. Auch das ärztliche Diagnoseverhalten und die Therapiemöglichkeiten verändern sich. Helmut Schröder, der stellvertretende Geschäftsführer des WIdO, kommentierte das wie folgt: „Auch wenn Sprachtherapien helfen können, Defizite der kindlichen Umwelt zu bewältigen, sollten Verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen in Kindergärten und Schulen sowie im Elternhaus in ihrer Wirkung nicht unterschätzt werden.“

Zwischen
2006 und 2015 fiel die Steigerungsrate für Physiotherapie mit 6,4 % moderat aus. Bei der Ergotherapie lag sie bei 42 %, bei der Sprachtherapie bei 25 %.

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