Rofo 2017; 189(03): 200
DOI: 10.1055/s-0042-123488
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mammakarzinom-Screening: Tomosynthese reduziert Recallrate

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Publication Date:
09 March 2017 (online)

Die 3D-Tomosynthese erhöhte in retrospektiven Studien die Tumordetektionsrate, verbesserte die Lokalisationsdiagnostik und senkte die Häufigkeit unnötiger Biopsien. Bislang war unklar, ob sich dies auch im prospektiven Screening-Setting bestätigt und welche Patientinnen besonders profitieren.

Die digitale Brust-Tomosynthese (DBT) verbesserte die diagnostische Effizienz des Mammografie-Screenings. Insbesondere Risikopatientinnen profitierten von der zusätzlichen Analyse. Zu diesem Schluss kommt die US-amerikanische Arbeitsgruppe um Richard E. Sharpe. Insgesamt 85 852 asymptomatische Frauen erhielten 2011 – 2014 ein Brustkrebs-Screening. 10 spezialisierte Radiologen analysierten 80 149 2D-Mammografien und 5703 DBT. Endpunkte der Studie waren die Detektions- und Recallrate (CDR, RR) unter Berücksichtigung klinischer und soziodemografischer Daten.

  • Die DBT identifizierte 54,3 % mehr Karzinome als die 2D-Mammografie. Der Vorteil bestand vor allem für in situ Karzinome (2,63 vs. 1,04/1000; p < 0,0006). Bei invasiven Karzinomen lag kein signifikanter Unterschied vor (2,81 vs. 2,46/1000; p = 0,61).

  • Die RR betrugen für die DBT 6,1 %/1000 und für die 2D-Mammografie 7,51 %/1000 Frauen und wiesen insgesamt eine hohe Variablilität auf. Risikopatientinnen mit einer positiven Familienanamnese, hoher Brustdichte und Erstuntersuchungen hatten höhere RR. Ein signifikanter Nutzen der DBT ergab sich insbesondere für diese Gruppe: bei einer heterogenen und extrem hohen Brustdichte, bei Erstuntersuchungen (RR 9,88 vs. 19,6 %) und einem Alter < 70 Jahren.

Die DBT reduzierte die RR von Patientinnen mit einer Karzinomvorgeschichte, BRCA Mutationen und nach Biopsien gutartiger Prozesse nicht. Diese Frauen nahmen die DBT vergleichsweise häufiger in Anspruch. Die Autoren führen dies auf einen höheren Informationsstand, ein proaktivers Vorgehen und den individuellen Wunsch nach einer DBT zurück.

Fazit

Die digitale Brust-Tomosynthese erfüllte die Erwartungen mit einer gesteigerten Karzinomdetektionsrate verglichen mit der Standard-Mammografie. Entscheidender war laut den Autoren die signifikante Abnahme der Wiedereinbestellungen. Die Verhinderung von emotionalem Stress und zusätzlicher Kosten um 18 % sei klinisch durchaus relevant: Die Implementierung einer DBT-Einheit in ein 2D-Screening-Programm vermeide bei 98 Frauen einen Recall. Die Implementierung einer 3D DBT-Einheit in ein Screening Programm kann die Recall-Rate reduzieren, in Abhängigkeit z.B. von Brustdichte und Patientenalter.

Dr. med. Susanne Krome, Melle