Z Gastroenterol 2017; 55(01): 100
DOI: 10.1055/s-0042-123443
Der bng informiert
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Qualität in der sonographischen Diagnostik – Ultraschall angemessen vergüten

Hans Worlicek
Further Information

Publication History

Publication Date:
18 January 2017 (online)

Der Sprecher der Fachgruppe für Sonographie im bng, Dr. Hans Worlicek, hat sich im Rahmen des Drei-Länder-Treffens der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) 2016 in Leipzig zu Qualität und Vergütung spezialisierter Sonographie-Verfahren in der Facharztpraxis geäußert. Wir geben sein Statement leicht gekürzt wieder.

Auf der Ebene der hochqualifizierten, spezialisierten Sonographie macht die fortschreitende, elektrotechnische Entwicklung moderne, leistungsstarke Ultraschallgeräte in der Hand qualifizierter Untersucher zum diagnostischen High-Tech-Präzisionsinstrument, das den Vergleich mit anderen aufwendigen, bildgebenden Verfahren nicht scheuen muss. Beispiele sind eine extrem hohe Auflösung, welche unter günstigen Bedingungen die Darstellung des Blutflusses selbst in feinen Gefäßnetzen mit dem Farbdoppler ermöglicht, der Einsatz von Kontrastmittel z. B. zur Tumordifferenzierung und der Einsatz von endoskopischen Ultraschallsonden, die in das Körperinnere eingebracht werden unter Ausschaltung von Sichtbehinderungen durch Luft und Knochen und mit großer Nähe zum Zielorgan. Die Konstruktion spezieller Ultraschallsonden ermöglicht den optimalen Einsatz in nahezu allen medizinischen Fachbereichen. Die Elastographie misst die Gewebssteifigkeit z. B. der Leber für Rückschlüsse auf Gewebsschäden. Die Effizienz dieser Untersuchungen korreliert mit einer hochwertigen Ausbildung, laufender Übung (hohe Untersuchungszahl, breites Spektrum pathologischer Befunde, etc.) und hohem persönlichen Engagement.

Als Qualitätsmaßnahme bietet die DEGUM seit Jahrzehnten deutschlandweit ein Kurssystem mit Grund-, Aufbau- und Abschlusskurs an. Für verschiedene Tätigkeitsschwerpunkte steht eine zielgenau intensivierte Ultraschall-Ausbildung mit speziellen Kursmodulen zur Verfügung. Des Weiteren hat die DEGUM ein personenbezogenes Qualitätssystem in drei Stufen mit anspruchsvollen Anforderungen an die jeweilige Stufe etabliert. Dabei repräsentiert die DEGUM-Stufe III die höchstqualifizierte Sonographie im entsprechenden Fachgebiet. Sie ist zuständig für die Supervision und Ausbildung der anderen Stufen. Die Tätigkeit in den einzelnen Stufen erfordert eine entsprechende Weiterbildung mit definierten Untersuchungszahlen, Teilnahme an Fortbildungen und den Einsatz von Ultraschallgeräten definierter Qualitätsstufen. Darüber hinaus muss für die Stufe II eine Prüfung abgeleistet werden und für die Stufe III müssen didaktische Fähigkeiten und wissenschaftliche Leistungen in der Sonographie nachgewiesen werden.

Trotz der unbestrittenen Vorteile und Effizienz der Methode, bleibt der spezialisierten, hochqualifizierten Sonographie mit High-End-Geräten durch entsprechend qualifizierte Anwender die finanzielle Anerkennung seitens der Kostenträger seit Jahren verwehrt. Die Vergütung in der BRD orientiert sich wie schon seit 30 Jahren ausschließlich an der Basis-Sonographie. Die fulminanten Entwicklungen in der Gerätetechnik, die Anforderungen an die Qualifikation und Fortbildung der Ärzte sowie der Zeitaufwand für eine solche Ultraschalluntersuchung sind folglich seit langem nicht mehr gedeckt. Die höherqualifizierte Ultraschalldiagnostik arbeitet nach wie vor unter defizitären, z. T. hochdefizitären Bedingungen. Beispielhaft lag die Vergütung für die normale B-Bild-Untersuchung des Abdomens im vergangenen Jahr in Bayern modifiziert durch die Höhe der Regelleistungsvolumina bei etwa 14 Euro. Eine Vergütung gibt es weder für die hochqualifizierte Diagnostik des Abdomens noch für Spezialuntersuchungen wie Kontrastmittel-Sonographie, Endo-Sonographie oder Elastographie. Als Folge wurde der hochwertigen internistischen B-Bild-Diagnostik der wirtschaftliche Boden entzogen. Der erforderliche Zeitaufwand für eine Ultraschall-Untersuchung des Abdomens einschließlich begleitendem Gespräch und Dokumentation wird für den Arzt mit ca. 20 Minuten angegeben. Für die Basis-Sonographie des Abdomens wurden je nach Auslastung und Gerätegüte in der Klinik Kosten zwischen 31 und 51 Euro errechnet. Mittlerweile dürfte der Kostenaufwand in Klinik und Praxis weiter angestiegen sein. Das Beispiel der Sonographie des Bauchraumes macht die defizitäre Situation der hochqualifizierten Sonographie in Deutschland deutlich. Ihre Vergütung in der GKV müsste um den Faktor 3 angehoben werden um kostendeckend zu arbeiten. Die Bereitstellung einer Vergütung der Kontrastmittel-Sonographie (CEUS), Endo-Sonographie und Elastographie ist überfällig.

Da auch bedeutende Untersuchungsverfahren bei dauerhafter Unterfinanzierung von den Leistungserbringern nicht mehr getragen werden können, ist zu befürchten, dass die hochqualifizierte Sonographie auf Dauer nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Eine solide wirtschaftliche Basis mit angemessener, kostendeckender Vergütung ist die Voraussetzung, dass diese hochwertigen Ultraschall-Techniken in Zukunft flächendeckend für die Versorgung der Patienten zur Verfügung stehen werden.