Standard Changing News und „Choosing Wisely“: Ergänzen und Weglassen

Die amerikanische „Choosing-Wisely“-Initiative wurde 2012 vom American Board of Internal Medicine begonnen und mittlerweile von allen wesentlichen amerikanischen Fachgesellschaften fortgeführt. Sie bekämpft durch Negativleitlinien (Top-5, neuerdings Top-10-Listen) Überdiagnostik und Übertherapie auch in der Krebsmedizin. Eine logische Entwicklung: Es können nicht nur immer neue Maßnahmen in die evidenzbasierten und konsensbestimmten Leitlinien aufgenommen werden, sondern es müssen auch nicht sinnvolle Maßnahmen entfallen. Die Evidenz der erarbeiteten Negativleitlinien, bewertet von erfahrenen Klinikern nach den allgemein akzeptierten wissenschaftlichen Methoden, ist für den Alltagsgebrauch im Gespräch mit dem Krebspatienten leicht den bereitgestellten Publikationen zu entnehmen (www.choosingwisely.org).

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) entwickelt mit ihrer „klug entscheiden“-Kampagne die „Choosing Wisely“-Initiative weiter. Sie identifiziert nicht nur wichtige evidenzbasierte Maßnahmen der Diagnostik und Therapie, die häufig nicht fachgerecht erbracht werden oder die wissenschaftlich für die individuelle Situation als unwirksam erkannt wurden und deshalb nicht angewendet werden sollten (Überversorgung), sondern auch wissenschaftlich belegte diagnostische/therapeutische Maßnahmen, die zu selten angeboten werden (Unterversorgung). Die internistischen Schwerpunkte/Fachgesellschaften erarbeiteten aus ihren Bereichen jeweils 5 Positiv- und 5 Negativ-„klug-entscheiden“ -Empfehlungen [1].

Eine kluge Qualitätsoffensive, allein dem Ziel verpflichtet, die Versorgungsqualität unserer Patienten zu verbessern und die „Standard Changing News“ in der Onkologie richtig einzuordnen. Dazu tragen auch die aktuellen Beiträge unserer Autoren Dr. Martina Gropp-Meier, Prof. Dr. Werner Meier und Prof. Dr. Florian Jentzmik bei.

• Literatur

• 1 Hasenfuß G, Märker-Herrmann E, Hallek M, Fölsch R. Initiative „klug entscheiden“. Gegen Unter- und Überversorgung. Deutsches Ärzteblatt 2016; 113: A600-602