Abstract
Objective Self-care is considered as a possibility to empower patients and to achieve possibly
efficiency gains. However, there is a lack of evidence whether, or not, self-care
initiatives can contribute to achieve efficiency gains. The aim of this research is
to perform an economic evaluation of the Minor Ailment Schemes (MAS), a self-care
initiative in the UK.
Methods To assess potential savings of the MAS through an economic evaluation we surveyed
medical and non-medical costs and benefits under three different scenarios (GP consultation,
self-care with medication, self-care with home remedies). We applied this framework
to evaluate the effects of the MAS with regard to the treatment of five common minor
ailments (Athlete’s foot, cold, cough, heartburn and lower urinary tract infection)
from four different perspectives (patient, payer, provider and society).
Results The evaluation shows that patients would be better off shifting to utilisation of
MAS, particularly patients who pay prescription charges. From the pharmacists’ perspective
MAS could lead to higher costs due to continuous training and a more time needed for
consultation. The results from the physicians’ perspective were mixed depending on
the payment mechanism and on the alternatives physicians used out of the freed resources.
From a societal perspective, a positive net welfare impact will only be achieved if
more than a fourth of the patients with minor ailments use the MAS.
Conclusion MAS may have the potential to achieve positive net societal benefits and can have
a role to play in the optimisation of health care systems. However, it needs to be
considered that MAS may lead to negative net benefits for some stakeholders. Furthermore,
MAS are embedded in the UK health care setting and its effects are determined by internal
factors (e. g. “self-care culture”) and external factors (e. g. pharmaceutical policies).
It is thus recommended carrying out a thorough analysis of the health care setting
to which the self-care initiative is planned to be transferred.
Zusammenfassung
Hintergrund Selbstbehandlung („Self Care“) soll dazu beitragen Patientinnen/Patienten verstärkt
an der eigenen Gesundheitsbehandlung zu beteiligen und damit auch die Versorgungseffizienz
zu steigern. Allerdings liegt kaum Evidenz zum vermuteten Mehrwert von Selbstbehandlungs-Maßnahmen
bei minderschweren Beschwerden vor. Diese Studie führte daher eine ökonomische Evaluierung
der „Minor Ailments Schemes (MAS)“, die auf einer Initiative zur Förderung der Selbsthandlung
in Großbritannien basieren, durch.
Methodik Das Autorenteam erhob direkte medizinische und nicht medizinische Kosten für Leistungen
des Gesundheitssystems und ermittelte damit Einsparpotenziale in drei angenommene
Szenarien (1) Hausarzt-Konsultation, (2) Selbstbehandlung mit Medikamenten, (3) Selbstbehandlung
mit Hausmitteln, die keine Medikamente sind. Die Kosten wurden für die Behandlung
fünf häufiger und minderschwerer Beschwerden (Fußpilz, Erkältung, Husten, Sodbrennen,
unkomplizierter Harnwegsinfekt) eingesetzt und Auswirkungen aus vier unterschiedlichen
Perspektiven (Patientin/Patient, Leistungsanbieter, öffentliche Zahler und Gesellschaft)
bewertet.
Ergebnisse Patientinnen/Patienten, die nicht von den Rezeptgebühren befreit sind, profitieren
in größerem Ausmaß von MAS als von der Rezeptgebühr befreite Personen. Apotheker/innen
müssen mit erhöhten Kosten rechnen, da vermehrt Schulungen erforderlich sind und Beratungszeiten
länger werden. Bei Ärztinnen/Ärzten die Ergebnisse hinsichtlich eines möglichen Mehrwerts
von MAS weniger eindeutig: Fällt die Erstattung für ärztliche Leistungen nicht vollständig
weg und können die freigewordenen Ressourcen (Verzicht auf Hausarzt-Konsultation der
Person mit minderschweren Beschwerden) für andere Leistungen genutzt werden, ist Mehrwert
gegeben. Gesellschaftlich wirken MAS erst wohlfahrtssteigend, wenn mindestens ein
Viertel aller Patientinnen/Patienten mit minderschweren Beschwerden MAS in Anspruch
nimmt.
Schlussfolgerung MAS können aus gesellschaftlicher Perspektive zu einem positiven Nettonutzen führen
und wesentlich zur Optimierung eines Gesundheitssystems beitragen. Für manche Akteure
im Gesundheitswesen ist die Einführung von MAS mit einem negativen Nettonutzen verbunden.
Jedenfalls ist MAS als Leistung des britischen Gesundheitssystems in dessen Kontext
und mit seinen Systemcharakteristika (z. B. in Bezug auf die Arzneimittelpolitik)
zu betrachten – in Großbritannien wird Selbstbehandlung sehr gefördert, was zu einem
anderen Verständnis der Bevölkerung beiträgt. Um Modelle wie MAS erfolgreich in Gesundheitssystemen
anderer Länder einzuführen, empfiehlt sich die Analyse von Akteuren und Umweltfaktoren
des jeweiligen Systems.
Key words self-care - minor ailments - cost-effectiveness analysis - Minor Ailments Schemes
- United Kingdom - health economic evaluation
Schlüsselwörter Self-Care - Selbstbehandlung - minderschwere Beschwerden - Kosten-Wirksamkeitsanalyse
- Minor Ailments Scheme - Großbritannien - gesundheitsökonomische Bewertung