Der Klinikarzt 2016; 45(12): 650
DOI: 10.1055/s-0042-120404
Forum der Industrie
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Chronische lymphatische Leukämie (CLL)

BTK-Inhibitor in der Erstlinientherapie wirksam und verträglich
Michael Koczorek
1   Bremen
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Publication Date:
30 December 2016 (online)

Ibrutinib (Imbruvica®) ist eine wichtige Therapieoption bei B-Zell-Lymphomen wie der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL), dem Mantelzell-Lymphom und dem Morbus Waldenström. Bei CLL wurde die Zulassung des Bruton-Tyrosinkinase (BTK)-Hemmers 2016 erweitert: Ibrutinib kann damit als Einzelsubstanz in der Erstlinientherapie erwachsener therapienaiver CLL-Patienten (einschließlich der Patienten mit 17p-Deletion oder TP53-Mutation) eingesetzt werden. Basis der Zulassungserweiterung waren die Daten der RESONATE-2-Studie, die die überlegene Wirksamkeit und Verträglichkeit des BTK-Inhibitors gegenüber Chlorambucil belegt hatte [1]. Eingeschlossen in die randomisierte, multizentrische Phase-III-Studie waren 269 nicht vorbehandelte Patienten im Alter ≥ 65 Jahre ohne 17p-Deletion im fortgeschrittenen Krankheitsstadium.

In Leipzig [2] stellte Prof. Dr. Stephan Stilgenbauer, Ulm, zunächst die Sicherheitsdaten vor, „die in dieser Population älterer, unfitter Patienten besonders wichtig“ seien: „Die Toxizität war bei beiden Substanzen mehrheitlich niedrigen Grades, höhergradige Nebenwirkungen waren extrem selten.“ Zu bedenken sei dabei die fast doppelt so lange Behandlungsdauer mit Ibrutinib (17,4 Monate versus 7,1 Monate). Vorhofflimmern war im Ibrutinib-Arm mit 6 % versus 1 % häufiger, aber meist geringgradig. Die Inzidenz von Blutungskomplikationen war mit 4 % versus 2 % ebenfalls höher - 19 % der Patienten standen jedoch unter Antikoagulanzien und 47 % unter Plättchenhemmern.

In den Wirksamkeitsendpunkten war Ibrutinib signifikant überlegen. Nach einem medianen Follow-up von 18,4 Monaten wurde das Krankheitsprogressions- und Sterberisiko gegenüber Chlorambucil um 84 % verringert (p < 0,001). Das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) war unter dem BTK-Inhibitor noch nicht erreicht, unter Chlorambucil lag es bei 18,9 Monaten (p < 0,0001). Das 18-Monats-PFS war 90 % versus 52 % (p < 0,001). 11q-Deletion oder IgHV-Mutationsstaus spielten für die Wirksamkeit der Behandlung mit Ibrutinib keine Rolle, wie Subgruppenanalysen zeigten [2]: Die Patienten im Ibrutinib-Arm überlebten unabhängig von diesen Risikofaktoren signifikant länger progressionsfrei als im Kontroll-Arm. Als besonders eindrucksvoll bezeichnete Stilgenbauer die Überlebensdaten: Das Gesamtüberleben war mit 98 % versus 85 % nach 24 Monaten unter Ibrutinib signifikant höher (p < 0,001). Auch die Knochenmarksfunktion verbesserte sich: Der Hämoglobinwert stieg um 84 % (versus 45 %), die Thrombozytenzahl um 77 % (versus 43 %).

Quelle: Satellitensymposium „Lymphom-Therapie im Umbruch: Update zu CLL, MCL und MW“ im Rahmen der DÖSGHO-Jahrestagung am 14. Oktober 2016 in Leipzig. Veranstalter: Janssen-Cilag.