Psychiatr Prax 2016; 43(08): 412-413
DOI: 10.1055/s-0042-119790
Debatte: Pro & Kontra
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Assistierter Suizid/assistierte Selbsttötung für Menschen mit schweren psychischen Störungen – Kontra

Assisted Suicide for People with Severe Mental Illness – Contra

Autoren

  • S. Krumm

    Universität Ulm, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II, Bezirkskrankenhaus Günzburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
07. November 2016 (online)

Die Selbstverständlichkeit, mit der die Verhinderung eines Suizids zu den zentralen Aufgaben in der psychiatrischen Begleitung gehört, wird durch den Anstieg von Fällen assistierten Suizids bei Vorliegen einer psychischen Erkrankung wie auch durch die zunehmende Diskursivierung (zu der auch diese Debatte gehört) erschüttert. Zwar geht es in der Sterbehilfedebatte vor allem um unheilbare körperliche Erkrankungen, die mit starken Schmerzen und/oder Einschränkungen einhergehen. Assistierter Suizid soll dort möglich sein, wo ein absehbarer und leidvoller Sterbeprozess durch die Bereitstellung eines Medikaments verkürzt wird. Galten zum Schutz von Patienten psychische Störungen bisher weitestgehend als Ausschlussgrund für die Inanspruchnahme dieser „Dienstleistung“, können in einigen Ländern nun jedoch prinzipiell auch Patienten mit psychischen Erkrankungen die gewünschte Beihilfe zum Suizid erhalten. Für immerhin etwa ein Drittel der in einer niederländischen Studie befragten Ärzte/Ärztinnen war es vorstellbar, ein solches Gesuch bei Patienten mit psychischen Erkrankungen oder Demenzen im Früh- oder Spätstadium sowie bei „Lebensmüden“ zu befürworten [1].