Pneumologie 2017; 71(01): 36-39
DOI: 10.1055/s-0042-118031
Historisches Kaleidoskop
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Lydia Rabinowitsch-Kempner[*]

Professorin, Dr. phil. nat.Lydia Rabinowitsch-Kempner
R. Kropp
,
I. Hansen-Schaberg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. Januar 2017 (online)

Als Lydia Rabinowitsch (1871–1935) ([Abb. 1]) 1889 am Mädchengymnasium in ihrer Geburtsstadt Kowno[1] das Abitur bestanden hatte, stand fest, dass sie studieren wollte. Sie kam aus einem vermögenden Elternhaus, das ihr ebenso wie den acht älteren Geschwistern das gewünschte Studium ermöglichen konnte, selbst nachdem der Vater einen tödlichen Unfall erlitten hatte. Allerdings war nach dem Pogrom von 1881 der Zugang zur Universität für jüdische Männer im zaristischen Reich erschwert und für Frauen gar nicht möglich. Auch in Preußen war es bis zur Mädchenschulreform 1908 den Frauen verboten zu studieren. Deshalb ging Lydia Rabinowitsch, wie zu der Zeit auch viele andere junge Frauen aus Russland und Deutschland, zum Studium in die Schweiz. Zum Wintersemester 1889/1890 immatrikulierte sie sich an der Philosophischen Fakultät in Bern in den Fächern Pädagogik, Germanistik und Naturwissenschaften, zunächst „offenbar mit dem Ziel der Ausbildung zur Oberschullehrerin an einem Mädchengymnasium“ ([1], S. 26). Sie wechselte dann nach drei Semestern an die Universität in Zürich, spezialisierte sich auf botanisch-mikrobiologische Studienschwerpunkte und schloss wiederum in Bern ihre naturwissenschaftlichen Studien mit einer Dissertation zum Thema „Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Fruchtkörper einiger Gastromyceten“ ab. 1894 wurde sie mit der Note summa cum laude zum Dr. phil. nat. promoviert „und gehörte damit zur ersten Generation von Doktorinnen in einer naturwissenschaftlichen Fachrichtung“ ([1], S. 31).

* Dieser Artikel basiert auf der Dissertation von Katharina Graffmann-Weschke [1].


 
  • Literatur

  • 1 Graffmann-Weschke K. Lydia Rabinowitsch-Kempner (1871–1935). Leben und Werk einer der führenden Persönlichkeiten der Tuberkuloseforschung am Anfang des 20. Jahrhunderts. Dissertation Freie Universität Berlin. Herdecke: GCA-Verlag; 1999
  • 2 Vogt A. Vom Hintereingang zum Hauptportal? Lise Meitner und ihre Kolleginnen an der Berliner Universität und in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Stuttgart: Franz Steiner Verlag; 2007
  • 3 Goodman S. Nadja Kempner (1901-1932). In: geni.com [21. Februar 2015]
  • 4 Rabinowitsch L. Die Infectiosität der Milch tuberculöser Kühe, die Sicherstellung der bakteriologischen Diagnose, sowie die praktische Bedeutung des Tuberculins für die Ausrottung der Rindertuberculose. Zeitschr. Hyg. Infekt.Krankh 1901; 37: 439-449
  • 5 Hünermund C, Kropp R. Die Bekämpfung und Ausrottung der Rindertuberkulose in Deutschland. Pneumologie 2006; 60: 772-776
  • 6 Vogt A. Der „Milch-Skandal machte sie berühmt“. Berlinische Monatsschrift 1997; 7: 32-36
  • 7 Klinkhammer G. Erste Professorin in Berlin. Deutsches Ärzteblatt 2010; 107: C 1533
  • 8 Rabinowitsch L. Die Aufgaben der Frau bei der Tuberkulosebekämpfung. Tuberculosis 1914; 13: 285-292
  • 9 Graffmann-Weschke K. Frau Professor Dr. Lydia Rabinowitsch-Kempner. Die führende Wissenschaftlerin in der Medizin ihrer Zeit. In: Eva Brinkschulte. Hrsg. Weibliche Ärzte. Die Durchsetzung des Berufsbildes in Deutschland. Berlin: Edition Hentrich; 1994: 93-103
  • 10 Redeker D. Der Physikus. Als Public Health noch Volksgesundheit hieß. Bernsheim: Dorothea Redeker; 2016
  • 11 Ubbens I. Das Landschulheim Florenz. In: Exilforschung. Ein internationales Jahrbuch, Bd. 24/2006: Kindheit und Jugend im Exil – ein Generationenthema. 117-133
  • 12 Hansen-Schaberg I, Häntzschel H. (Hrsg.) Alma Maters Töchter im Exil. Zur Vertreibung von Wissenschaftlerinnen und Akademikerinnen in der NS-Zeit. München: edition text + kritik; 2011