Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2016; 23(05): 213
DOI: 10.1055/s-0042-117753
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Autochthone Infektionen in Westeuropa

Erstmals Krim-Kongo-Fieber in Spanien
Unn Klare
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Publication Date:
19 October 2016 (online)

Ende August verstarb ein Mann in Madrid an den Folgen des Krim-Kongo-Fiebers. Eine ihn behandelnde Krankenschwester infizierte sich ebenfalls. Etwa 200 Kontaktpersonen der beiden Betroffenen wurden daraufhin untersucht. Weitere Verdachtsfälle traten bisher jedoch nicht auf. Der Indexpatient hatte sich vermutlich durch einen Zeckenbiss während eines Spazierganges in der Region Kastilien und León nördlich von Madrid infiziert.

Das Krim-Kongo-hämorrhagische-Fieber ist in weiten Teilen Afrikas und Eurasiens südlich des 50. Breitengrads verbreitet. In Europa beschränkten sich humane Infektionen jedoch bisher auf den Südosten, die Balkanhalbinsel galt als westliche Verbreitungsgrenze. Die nun gemeldeten Fälle sind somit die ersten bekannten autochthonen Infektionen von Krim-Kongo-hämorrhagischem-Fieber in Westeuropa.

Ganz überraschend kommen diese 2 aktuellen Fälle jedoch nicht. Denn bereits im Jahr 2012 wurde eine Studie veröffentlicht, in der von Funden von Krim-Kongo-Virus-RNA in spanischen Zecken berichtet wurde. Da die damals nachgewiesene RNA deutlich größere Ähnlichkeit zu westafrikanischen als zu osteuropäischen Viren hatte, vermuteten die Autoren, das Virus sei aus Afrika nach Spanien gelangt – möglicherweise durch Zecken „an Bord“ von Zugvögeln.

Quellen: promed; Estrada-Peña A, Palomar AM, Santibáñez P et al. Crimean-Congo hemorrhagic fever virus in ticks, southwestern Europe, 2010. Emerg Infect Dis 2012; 18: 179–180