Fortschr Neurol Psychiatr 2016; 84(10): 602
DOI: 10.1055/s-0042-117402
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Spinale Muskelatrophie – Neue Therapiemöglichkeit

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Publication Date:
27 October 2016 (online)

Die molekulare Ursache der Spinalen Muskelatrophie (SMA) liegt in dem Verlust des SMN1-Gens, was zum Absterben der Motoneuronen führt. Da SMN ein essenzielles Protein ist, stellt sich die Frage, weshalb Motoneuronen besonders vom SMN-Verlust betroffen sind. Prof. Brunhild Wirth und ihre Arbeitsgruppe haben vor einigen Jahren das bisher einzig bekannte Gen gefunden, dass SMA schützt – Plastin 3 (PLS3). Das protektive Gen PLS3 sowie ein mit PLS3 interagierendes Protein, Coronin 1C (CORO1C), hat die Gruppe zum zellulären Mechanismus der Krankheit geführt.

Der Postdoktorand Seyyedmohsen Hosseinibarkooie hat durch seine Arbeit gezeigt, dass geringe SMN-Mengen zu einer gestörten Endozytose führen. Diese Fehlfunktion kann aber durch PLS3 oder CORO1C wiederhergestellt werden. Der Doktorandin Miriam Peters ist durch eine kombinierte Therapie von geringen Mengen an SMN-Antisense-Oligonukleotiden (ASOs) in Kombination mit der PLS3-Überexpression eine Lebensverlängerung des SMA-Mausmodels von 10 auf 250 Tage gelungen. Diese Situation kann mit der von schwer betroffenen Patienten mit SMA verglichen werden, wo eine ASO-Therapie einen leichten Anstieg von SMN ermöglicht, der aber nicht ausreicht, um diese Menschen zu heilen. Eine kombinierte Therapie mit einem 2. Wirkstoff, der PLS3, Endozytose oder F-Aktin erhöht, könnte eine langfristige therapeutische Option für die Behandlung von Menschen mit SMA darstellen.

Nach einer Mitteilung der Uniklinik Köln