intensiv 2016; 24(06): 350-351
DOI: 10.1055/s-0042-113670
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Publication Date:
07 November 2016 (online)

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Die effektive Zusammenarbeit von Pflegepersonal und Ärzten – Können nosokomiale Infektionen auf Intensivstationen verringert werden?

Die Patientensicherheit zu verbessern, gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines Krankenhauses. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den durch Krankenhauspersonal verursachten Infektionen. Auf Intensivstationen sind zwei nosokomiale Infektionen weit verbreitet: Zum einen die Ventilator-assoziierte Pneumonie (VAP) und zum anderen die Katheter-assoziierte Infektion (KAI).

Das „Center for Disease Control and Prevention“ in Atlanta spricht von ungefähr 36.000 Todesfällen pro Jahr durch VAP in den USA, die zusätzlichen Kosten sind enorm.

Forscher aus den USA haben daher in einer Längsschnittstudie von 2005 bis 2009 mit Sekundäranalyse 2015 untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen der Anzahl von VAP und einer effektiven Zusammenarbeit von Pflegekräften und Ärzten gibt. Ein Fragebogen mit fünf verschiedenen Messinstrumenten zur Arbeitsumgebung wurde auf Intensivstationen (internistische, chirurgische, Verbrennungs- sowie herzchirurgische ICU) ausgelegt, mit einem Rücklauf von 96 %. Die Datenauswertung erfolgte anhand des „Charlson Comorbidity Index“ sowie der „Collaboration and Satisfaction About Care Decision Scale“.

Wie auch schon andere Studien zuvor zeigen die Ergebnisse einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Patienten-Outcome und einer guten Zusammenarbeit von Pflegekräften und Ärzten. Intensivstationen mit einer positiven Einstellung zur Zusammenarbeit beider Berufsgruppen weisen eine um 1,13 (p = 0,005) geringere Rate an VAP sowie eine um 2,98 (p = 0,005) geringere Rate an KAI auf. Einige Forscher haben dieses Ergebnis der Einführung von Maßnahmenbündeln zugeschrieben, in denen der Bedarf für eine effektive Teamkommunikation gefordert wird. Folgende Empfehlungen zur Verbesserung der Teamzusammenarbeit wurden beschrieben:

Tägliche interprofessionelle und interdisziplinäre Visite am Patientenbett

  1. Interprofessionelle Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärzten und Pflegepersonal

  2. Interprofessionelle Simulationstrainings

Quelle: Boev C, Yinglin X. Nurse-Physician Collaboration and Hospital Acquired Infections in Critical Care. Critical Care Nurse 2015, 35(2): 66–72.

Zusammengefasst und aus dem Englischen übersetzt von Heike Penner, München


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Non-invasives Monitoring von Gewebeperfusion als Wegweiser für die Schockdiagnostik

Mikrozirkulationsveränderungen (Minderperfusion und Oxygenierung von Gewebe) können zu einem Multiorganversagen (MODS/MOV) und schlechteren Patienten-Outcome führen. Die Mortalitätsrate bei Multiorganversagen liegt bei 11–18 %. Bei der Versorgung von Traumapatienten ist es daher wichtig, kleinste Veränderungen in der Durchblutungssituation schnell zu erkennen, um eine adäquate Gewebeoxygenierung und Perfusion sicherzustellen. Traditionelle Methoden für die Überwachung von physiologischen Veränderungen sind die Messung von Blutdruck, Herzfrequenz, Urinmenge, Laktat, gemischt- und zentralvenöser Sättigung.

In ihrer Übersichtsarbeit versucht die Autorin verschiedene Studien und Einsatzgebiete des Non-invasiven Nah-Infrarotspektroskopieverfahren (NIRS) vorzustellen. NIRS funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die Pulsoxymetrie oder Sauerstoffsättigungsmessung, erreicht jedoch eine Gewebetiefe von 8 cm, während die Pulsoximetrie mit einer geringeren Wellenlänge nur bis zu 1 cm ins Gewebe eindringt. Gemessen wird dabei die Skelettmuskelgewebssättigung (Sto2) = Oxyhämoglobin, Desoxyhämoglobin und Gesamthämoglobin.

Eine Blindstudie aus den USA von 2007 (n = 383) an sieben Level I Traumazentren ergab, dass die Genauigkeit der Mortalitätsprognose mit zusätzlichem NIRS-Verfahren etwas höher lag als bei der Anwendung ausschließlich traditioneller Messmethoden (< systolischer Blutdruck oder Maximum Basendefizit, p = 0,03). Die Studie zeigte, dass die durch NIRS in den ersten Stunden nach Aufnahme gewonnenen Sto2-Werte sich dazu eignen, Patienten zu ermitteln, die entweder später ein MODS entwickelten oder sogar verstarben.

In einer weiteren Studie an der Universität von Ljubljana (2015) wurde die Anwendung von NIRS bei Patienten im kardiogenen Schock (n = 24) getestet und herausgefunden, dass die non-invasiven Sto2-Werte genutzt werden können, um schnell Richtwerte über die zentralvenöse (ScvO2) oder gemischtvenöse (SvO2) Sättigung zu erhalten, die das Verhältnis zwischen globalem Sauerstoffverbrauch (VO2) und -zufuhr (DO2) anzeigen.

In einer Metaanalyse (1996–2013) zeigten die Autoren, dass die Anwendung von NIRS beim septischen Schock wertvoll sein kann für eine genauere Startbestimmung und die Steuerung der Sepsistherapie (weitere Daten werden benötigt).

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass es derzeit keinen „Goldstandard“ für die Schockdiagnose gibt. Das Monitoring mit NIRS kann für Abteilungen wie Notaufnahme, OP, Anästhesie, Intensiv und IMC-Einheiten interessant sein, für die Schnellerkennung von Schocksituationen. Auf Intensivstationen kann das Sto2-Monitoring zusätzlich im Weaningverfahren eingesetzt werden, um einen Weaningmisserfolg schnell darzustellen.

In Verbindung mit traditionellen Messmethoden ist NIRS durchaus in der Lage eine höhere Genauigkeit (Sensitivität/Spezifität) in der Bestimmung der Organperfusion darzustellen.

Quelle: Mitchell C. Tissue Oxygenation Monitoring as a Guide for Trauma Resuscitation. Critical Care Nurse 2016, Vol. 36, no. 3

Zusammengefasst und aus dem Englischen übersetzt von Heike Penner, München


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