Klin Monbl Augenheilkd 2016; 233(09): 1049-1055
DOI: 10.1055/s-0042-107153
Experimentelle Studie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Analyse der Durchführung der intravitrealen operativen Medikamenteneingabe im klinischen Alltag

Analysis of Anti-VEGF Intravitreal Injection Treatment in Clinical Practice
J. Bouws
1   AMD-Netz, Münster
,
D. Pauleikhoff
2   Augenärzte am St. Franziskus-Hospital, Münster
,
K. D. Lemmen
3   Augenarztpraxis Lemmen-Vahdat, Düsseldorf
,
B. Heimes
2   Augenärzte am St. Franziskus-Hospital, Münster
,
C. Adolphs
4   Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Controlling, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
› Author Affiliations
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Publication History

eingereicht 12 January 2016

akzeptiert 19 April 2016

Publication Date:
01 August 2016 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Im vorliegenden Projekt wurde aufgrund der Vielzahl der Behandlungen von AMD-Patienten mit der intravitrealen operativen Medikamentengabe (IVOM) deren Durchführung in augenärztlichen Institutionen analysiert. Methode: Anhand eines Fragebogens wurden Strukturen, Kriterien, Zeitpunkte und Zeitaufwand der Behandlung in Einzel- oder kleineren Gemeinschaftspraxen, Praxiskliniken sowie (Universitäts-)Augenkliniken erhoben. In die Hauptuntersuchung wurden 42 Einrichtungen einbezogen. Ergebnisse: Zumeist bekommt ein Patient innerhalb von 2 Wochen nach der 1. Kontaktaufnahme einen Termin und im Falle einer behandlungsbedürftigen AMD wird innerhalb von bis zu 2 Wochen die 1. IVOM verabreicht. Diese dauert oftmals nicht länger als 3 Stunden, die Nachkontrollen nach Injektionszyklus bis zu 1 Stunde. Bleibt der Befund stabil, wird zumeist nach 4 Wochen erneut kontrolliert. Als Kriterium der Wiederbehandlung wird immer SD-OCT genannt, gefolgt von Visus und Funduskopie. Ein erneuter Injektionstermin findet bei der Mehrzahl innerhalb 1 Woche statt. Spielt die Angiografie bei der Diagnosestellung eine fast ebenso wichtige Rolle wie SD-OCT, Funduskopie und Visus, wird sie als Kriterium der Wiederbehandlung selten hinzugezogen. Die Behandlungsabläufe unterscheiden sich nach Organisationsform vor allem bez. des Zeitpunkts der 1. IVOM und der Kontrollen nach Injektionszyklus. Praxiskliniken bzw. Einzel- oder Gemeinschaftspraxen haben hier einen zeitlichen Vorsprung gegenüber den Augenkliniken. In einem Drittel der befragten Einrichtungen wird angegeben, bei der Diagnosestellung zu kooperieren. Diese kooperierenden Einrichtungen wiederholen sowohl bei der Diagnosestellung als auch bei den Nachkontrollen viele Untersuchungen. Schlussfolgerung: Vor dem Hintergrund, dass insbesondere IVOM-Patienten ein Interesse an einer zeitnahen Behandlung haben, wäre eine Verkürzung der hier angegebenen Wartezeiten sowohl auf Injektionstermine als auch während der Behandlung wünschenswert. Kooperationen zwischen den verschiedenen Leistungserbringern sind dann sinnvoll, wenn sie die Behandlungswege verkürzen sowie Patient und Augenarzt entlasten. Zudem könnten beide Gruppen von einheitlichen und effizienten Behandlungswegen profitieren, da diese die Versorgungssituation vereinfachen und die Zufriedenheit der Patienten mit ihrer Behandlung und somit auch ihre Adhärenz fördern könnten.

Abstract

Background: As AMD patients are very often administered intravitreal operative drugs (IVOM), the relevant procedure in ophthalmological institutes was examined in the present project: A questionnaire was used to collect data on structures, criteria and time expended in the treatment in single or small practices, clinics and (university) departments of ophthalmology. 42 facilities participated in the main study. Results: The patient is usually given an appointment within two weeks of the first contact. If the patient has AMD requiring treatment, the first IVOM is administered within up to two weeks. This often lasts no longer than three hours. The follow-ups after the injection cycle may last up to one hour. If the findings are stable, there is normally a new follow-up after four weeks. The criterion for retreatment is always given as SD-OCT, followed by vision and funduscopy. The next appointment for injection is normally within one week. In diagnostic testing, angiography is almost as important as SD-OCT, funduscopy and vision, but is rarely used as a criterion for retreatment. The main differences in the organisation of the treatment plan are in the time course of the first IVOM and the follow-ups after the injection cycle. In this respect, practice clinics and individual or group practices may be quicker than departments of ophthalmology. One third of the surveyed facilities stated that they cooperated in diagnostic testing. These cooperating facilities repeat many investigations, both in diagnostic testing and in follow-ups. Conclusion: Bearing in mind that IVOM patients have a special interest in timely treatment, it would be desirable to shorten the waiting times, both for injection appointments and during treatment. Cooperation between the different service providers is sensible if this shortens the treatment pathways and relieve the patient and ophthalmologist. Moreover, both groups could benefit from standard and efficient treatment pathways, as these simplify patient care, increase the patientʼs satisfaction with the treatment and therefore tend to increase compliance.

Supporting Information

 
  • Literatur

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  • 3 Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft. Stellungnahme der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft, der Retinologischen Gesellschaft und des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands: Die Anti-VEGF-Therapie bei der neovaskulären altersabhängigen Makuladegeneration: Therapeutische Strategien. Klin Monatsbl Augenheilkd 2015; 232: 202-210
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