Zusammenfassung
Hintergrund: Die krankheitsassoziierte Mangelernährung ist in Krankenhäusern immer noch ein häufiges
Problem, das ein erhöhtes Risiko für medizinische Komplikationen bedingt und letztlich
zur Verschlechterung der Lebensqualität und zu gesteigerten Behandlungskosten führt.
Trotzdem bleibt die Mangelernährung aufgrund des mangelnden Problembewusstseins häufig
unbemerkt und in Folge unbehandelt. Im folgenden Übersichtsartikel wird die ökonomische
Bedeutung der Mangelernährung sowie der Ernährungsintervention analysiert.
Methodik: Eine umfassende Literatursuche in Pubmed sowie eine Durchsicht von Referenzen identifizierte
22 Studien in englischer oder deutscher Sprache, die entweder die Kosten einer Mangelernährung
oder die Kosteneffektivität einer Ernährungsintervention untersuchten.
Ergebnisse: Acht Studien zu den stationären Kosten einer Mangelernährung; 5 Studien zur Kosteneffektivität
einer Ernährungsintervention im stationären und 4 Studien im poststationären Bereich;
5 systematische Analysen zur Kosteneffektivität einer Ernährungsintervention auf nationaler
Ebene wurden in der Übersichtsarbeit berücksichtigt. Eine Mangelernährung führt nachweislich
zu einer signifikant höheren Krankenhausverweildauer, einer erhöhten Komplikationsrate
sowie zu einer höheren Mortalität. Die zusätzlichen Behandlungskosten der Mangelernährung
sind zwar durchgehend höher, werden aber aufgrund der Kosteneinsparungen durch den
verbesserten klinischen Verlauf zumindest ausgeglichen. Die poststationäre Intervention
mit Trinknahrung ist bei mangelernährten Patienten kosteneffektiv. Laut einer Budget-Impact-Analyse
könnte eine indikationsgerechte Intervention mit Trinknahrung zu einer jährlichen
Einsparung von ca. 600 Mio. € im deutschen Gesundheitswesen führen.
Schlussfolgerung: Vor dem Hintergrund knapper Ressourcen im Gesundheitssystem stellt eine Ernährungsintervention
sowohl stationär als auch poststationär eine kosteneffektive Behandlung der krankheitsassoziierten
Mangelernährung dar und trägt damit zu einer Vermeidung von weiteren gesundheitlichen
Nachteilen bei.
Abstract
Background: Disease-related malnutrition in hospitals remains a prevalent issue. It causes increased
medical complications and ultimately leads to reduced quality of life and increased
treatment costs. In spite of this, malnutrition still remains unnoticed due to lack
of awareness and, as a result, often goes untreated. The following review article
considers the economic relevance of malnutrition and nutrition intervention.
Methods: An extensive search of the literature in Pubmed and a review of references identified
22 studies in English or German which either looked at the costs of malnutrition or
the cost-effectiveness of a nutrition intervention.
Results: 8 studies regarding in-patient costs of malnutrition, 5 studies on the cost-effectiveness
of an in-patient and 4 studies on that of an out-patient nutrition intervention, and
5 systematic analyses on the cost-effectiveness of a nutrition intervention on a national
level, were considered in this review article. Malnutrition resulted in a significantly
longer hospital stay, an increased rate of complications, as well as increased mortality.
The additional treatment costs of malnutrition were consistently higher; however,
they were counterbalanced by the savings of an improved clinical course. In selected
settings, a post-hospital intervention with sip feeds was cost effective for malnourished
patients. According to a budget impact analysis, an indication-appropriate intervention
with sip feeds could lead to annual savings of approximately € 600 million in the
German health care system.
Conclusion: In light of narrow resources in the health care system, nutritional intervention
both in and out of hospital represents a cost-effective treatment of disease-related
malnutrition and contributes to the prevention of further negative consequences.
Schlüsselwörter krankheitsassoziierte Mangelernährung - Ernährungsintervention - Kosteneffektivität
Keywords disease-related malnutrition - nutritional intervention - cost-effectiveness