Fortschr Neurol Psychiatr 2016; 84(03): 155-159
DOI: 10.1055/s-0042-103109
Facharztfragen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fragen aus der Facharztprüfung Neurologie

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Publication Date:
30 March 2016 (online)

Definieren Sie den Begriff Schmerz.
Antwort:

Die Internationale Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (IASP) definiert Schmerz als „eine unangenehme sensorische und emotionale Erfahrung, die mit einer akuten oder potenziellen Gewebsschädigung verbunden ist“.

Worin besteht der Unterschied zwischen Schmerz und Nozizeption?
Antwort:

Schmerz ist eine wichtige vitale Funktion des Nervensystems zum Schutz des Organismus vor potenziellem Schaden. Nozizeption hingegen ist die Antwort auf eine spezifische Gewebsschädigung oder Gewebsstimulation.

Kommentar:

Die Schmerzwahrnehmung ist die bewusste Erfahrung der Nozizeption, die – wie andere Wahrnehmungen auch – durch psychische Faktoren beeinflusst werden kann.

Erklären Sie, wie sich die Kategorien nozizeptiver Schmerz, neuropathischer Schmerz und psychogener Schmerz voneinander unterscheiden.
Antwort:
  • Nozizeptive Schmerzen entstehen durch die Aktivierung peripherer Nozizeptoren am betroffenen Gewebe. Die hier generierten Signale werden zum ZNS weitergeleitet und entsprechen im Ausmaß in etwa dem entstandenen oder potenziellen Gewebsschaden.

  • Neuropathische Schmerzen hingegen entstehen nicht durch die Aktivierung gewebsgebundener Nozizeptoren, sondern durch die direkte Schädigung von Nervengewebe. Der neuropathische Schmerz wird darüber hinaus durch eine spezifische unphysiologische somatosensorische Fortleitung im peripheren wie im zentralen Nervengewebe unterhalten.

  • Der idiopathische oder auch psychogene Schmerz entsteht und wird unterhalten, obwohl eine organische Quelle des Schmerzes nicht vorhanden bzw. nicht nachzuweisen ist.

Kommentar:

Diese 3 Hauptkategorien des Schmerzes werden somit hinsichtlich der zugrunde liegenden pathophysiologischen Mechanismen unterschieden und unterschiedlich behandelt. Sie können auch im Hinblick auf ihre klinische Symptomatik voneinander unterschieden werden.

Worin unterscheiden sich chronische von akuten Schmerzen?
Antwort:

Akute Schmerzen sind aktuell oder gerade aufgetreten und sollten innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen wieder sistieren. Schmerzen, die hingegen persistieren oder regelmäßig wiederkehren, werden als chronisch bezeichnet.

Kommentar:

In früheren Definitionen wurde eine Zeitachse von mindestens 3 – 6 Monaten für die Definition des chronischen Schmerzes herangezogen. Neuere Definitionen berücksichtigen jedoch auch die biologische Funktion sowie den zugrunde liegenden Pathomechanismus. Hiernach ist Schmerz dann als chronisch definiert, wenn er

  • für mindestens einen Monat über die normale Dauer der zugrunde liegenden Erkrankung oder des Heilungsprozesses besteht,

  • mit einem chronisch pathologischen Mechanismus assoziiert ist oder

  • in Intervallen von Monaten bis Jahren regelmäßig wiederkehrt.

Beschreiben Sie die charakteristischen Symptome des neuropathischen Schmerzes.
Antwort:

Typisch sind

  • spontane Schmerzen (brennende Schmerzen, einschießende und lanzinierende Schmerzen ohne Provokation)

  • Parästhesie und Dysästhesie

  • Hyperalgesie

  • Hyperpathie

  • Allodynie

Kommentar:
  • Hyperalgesie = eine übertriebene Schmerzantwort, die durch einen schmerzhaften Stimulus ausgelöst wird

  • Hyperpathie = eine übertriebene Schmerzantwort, die durch einen schmerzhaften oder nicht schmerzhaften Stimulus ausgelöst wird

  • Allodynie = eine schmerzvolle Antwort zu einem nicht schmerzhaften Stimulus

Beschreiben Sie die wichtigsten Aspekte, die zur Erfassung eines chronischen Schmerzes notwendig sind.
Antwort:
  • zeitliche Aspekte (akut oder chronisch, Schmerzdauer, tageszeitliche Änderung sowie zeitlicher Verlauf von Intensität und Ausbreitung)

  • Schmerzqualität (brennend, stechend, krampfartig, pulsierend)

  • Intensität (z. B. nach visueller Analogskala)

  • Topografie (lokal, ausstrahlend, oberflächlich oder tief)

  • zugrunde liegende Pathophysiologie (nozizeptiver, neuropathischer oder psychogener Schmerz)

  • Ätiologie des Schmerzes

  • physische Beeinträchtigung (spezielle Behinderung, Reduktion täglicher Aktivitäten, Gehbeschwerden, Schlafstörungen, Appetitverlust, Gewichtsverlust)

  • psychische Beeinträchtigung (affektive Symptomatik, psychiatrische Komorbidität, sekundärer Krankheitsgewinn)

  • soziale Beeinträchtigung (soziale Isolation, Vorhandensein von Gerichtsstreitigkeiten)

  • weitere Anamnese

Kommentar:

Im Rahmen der weiteren Anamnese sind die Vorgeschichte von bestehendem Schmerzmittel- und Drogenabusus, die Familienanamnese für chronische Schmerzen, psychiatrische Erkrankungen und Substanzmissbrauch sowie Fragen zu den individuellen Lebensumständen des Patienten zu berücksichtigen.

Benennen Sie die diagnostischen Kriterien für das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS).
Antwort:

Nach der Internationalen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes wird das CRPS mit 4 Kriterien definiert, von denen 3 für die Diagnose vorhanden sein müssen:

  • das Vorhandensein eines auslösenden Bewegungsmechanismus oder ein Grund für eine Immobilisation

  • ein fortgesetzter Schmerz, eine Allodynie oder Hyperalgesie mit Schmerzen, die unproportional zum initialen Ereignis sind

  • Nachweis für erstes temporäres Auftreten eines Ödems, Änderung der Hautdurchblutung, einer pathologischen sudomotorischen Aktivität im Gebiet des beklagten Schmerzes

  • Abwesenheit einer Erkrankung, die ihrerseits Umfang und Ausmaß des empfundenen Schmerzes rechtfertigen würde

Kommentar:

Inzwischen wird das komplexe regionale Schmerzsyndrom in 2 Typen eingeteilt, die nach dem initialen Ereignis und der Verletzung unterscheiden.

Erklären Sie die Begriffe CRPS, sympathische Reflexdystrophie und Kausalgie.
Antwort:

Das CRPS Typ 1 wurde früher als sympathische Reflexdystrophie bezeichnet, das CRPS Typ 2 wurde Kausalgie genannt.

Kommentar:

Das CRPS Typ 1 entsteht nach kleineren Verletzungen kleiner Gliedmaßen oder einer Schädigung von distalen Körperabschnitten. Das CRPS Typ 2 entwickelt sich nach einer Verletzung von größeren peripheren Nerven.

Beschreiben Sie die typischen klinischen Zeichen sowie den Verlauf eines CRPS.
Antwort:

Das CRPS zeichnet sich insbesondere durch seinen brennenden Schmerzcharakter aus, durch die Hyperästhesie, die veränderte vasomotorische Funktion sowie durch dystrophische Veränderungen, die normalerweise zunächst graduell über Tage und Wochen beginnen, auch wenn die Verletzung innerhalb von wenigen Stunden manifest war. Das Syndrom kann mehrere Stadien durchlaufen und Wochen bis Monate bestehen.

Kommentar:

Nicht selten ist die Erkrankung mit einem ausgeprägten subjektiven Leidensdruck sowie einer entsprechenden Schonhaltung verbunden.

Wie diagnostizieren Sie ein CRPS?
Antwort:

Die Diagnose eines CRPS wird zunächst klinisch gestellt. Der beste diagnostische Test ist die neuronale Blockade in Kombination mit einer Placeboinjektion in das ipsilaterale Ganglion stellatum.

Kommentar:

Auch wenn frühere radiologische Studien die fleckförmige Demineralisation als diagnostisches Kriterium herangezogen haben, bleibt festzuhalten, dass diese Veränderungen in der Regel erst in späteren Stadien auftreten. Eine weitere vielfach diskutierte Methode ist die Anwendung epiduraler Anästhesien, wobei die Aufhebung des Schmerzes durch eine niedrige Dosierung für einen primär sympathisch vermittelten Schmerz spricht, während die Notwendigkeit hoher Dosierungen auf eine primär periphere Schädigung zurückzuführen ist.

Beschreiben Sie die klinischen Stadien eines CRPS.
Antwort:
  • Stadium 1 ist als akutes Stadium mit starken Schmerzen vergesellschaftet, die unproportional zur erfolgten Verletzung sind.

  • Stadium 2 geht als dystrophisches Stadium mit einer ödematösen Gewebsveränderung einher.

  • Stadium 3 ist das atrophische Stadium, das durch eine irreversiblen Gewebsschaden charakterisiert ist.

Kommentar:
  • Die Schmerzcharakteristik im Stadium 1 wird meist als brennend beschrieben. Ödematöse Veränderungen, Temperaturfehlregulierung sowie verändertes Haar- und Nagelwachstum können vorhanden sein.

  • Im Stadium 2 ist die Haut induriert, schlecht durchblutet, kalt und livide bzw. zyanotisch verfärbt. Haarverlust an den betroffenen Abschnitten kann ebenso auftreten wie dystrophische Veränderungen der Nägel. Der Schmerz ist konstant vorhanden und nimmt bei Stimulation des betroffenen Abschnittes deutlich zu.

  • Im Stadium 3 erscheint die Haut dünn und glänzend in Verbindung mit erhöhtem Beugetonus oder Kontrakturen. Einfache Röntgenaufnahmen zeigen eine deutliche Demineralisation der Knochen.

Welches sind die typischen Ereignisse, die einem CRPS vorausgehen?
Antwort:

Spezifische Ursachen, die zu einem peripheren Nervenschaden führen, sind Frakturen, aber auch triviale Gewebsschädigungen. Neben den peripheren Ursachen können jedoch auch zentrale Ursachen auftreten wie zerebrale Ischämien, ausgeprägte Schädel-Hirn-Traumata, Hirntumoren sowie Schädigungen der HWS.

Kommentar:

Die Epidemiologie des CRPS infolge von spezifischen Ursachen wie Frakturen oder trivialen Gewebsschädigungen ist nicht hinreichend untersucht. Die Schätzungen zur Inzidenz des CRPS nach einem peripheren Nervenschaden liegen zwischen 1 und 15 %.

Welche Untersuchungen stehen in der Diagnostik eines CRPS noch zur Verfügung?
Antwort:

Die Diagnose erfolgt im Wesentlichen klinisch. Der beste diagnostische Test zur Diagnosesicherung eines CRPS der oberen Extremität ist weiterhin die neuronale Blockade, u. U. auch in Kombination mit Placeboinjektionen oder auch epiduralen Blockaden.

Kommentar:

Einige Autoren führen epidurale Spinalblockaden durch, um durch Auftitrieren des Anästhetikums eine Differenzierung zwischen primär sympathisch vermittelten Schmerzen (die sich bereits bei niedrigen Konzentrationen bessern sollten) und primär peripheren Nervenschmerzen zu erreichen, die deutlich höhere Konzentrationen bräuchten. Diese Vorgehensweise ist jedoch weiterhin umstritten.

Spezifische technische Untersuchungen gibt es relativ wenige. Neben den röntgendiagnostischen Aufnahmen, die fleckförmige Demineralisationen zeigen können, stehen Szintigrafien mit 99Technetium zur Verfügung, die eine erhöhte Aufnahme bzw. einen erhöhten Umsatz des Tracers im periartikulären Raum der betroffenen Extremitäten zeigen sollen. Beide Untersuchungen weisen jedoch nur bei späteren Stadien entsprechende Veränderungen nach.

Wie kann ein CRPS therapiert werden?
Antwort:

Die Therapie erfolgt im Wesentlichen durch eine Blockade der sympathischen Überaktivitäten. Ein entscheidender Aspekt zur erfolgreichen Therapie des CRPS ist die rechtzeitige Diagnose und frühzeitige Initiierung der therapeutischen Maßnahmen.

Kommentar:

Auch Krankengymnastik hat einen positiven Effekt auf ein CRPS, doch sind viele Patienten aufgrund der starken Schmerzen nicht in der Lage, Krankengymnastik oder auch Ergotherapie durchzuführen. Die Wirkung von Kortikosteroiden wurde in früheren Studien mit uneinheitlichen Ergebnissen untersucht.

Beschreiben Sie die klinischen Symptome der Fibromyalgie.
Antwort:

Die Fibromyalgie besteht aus einer Gruppe zentraler Symptome, die meist in Kombination mit weiteren Symptomkomplexen auftreten. Die wesentlichen zentralen Symptomkomplexe sind ein generalisiertes Schmerzempfinden, eine erniedrigte Schmerzschwelle sowie eine über den Körper verteilte Empfindlichkeit an speziellen anatomischen Punkten, die als „Tender-Points“ bezeichnet werden.

Kommentar:

Die begleitenden Symptomkomplexe sind Müdigkeit, Schlafstörungen, Morgensteifigkeit und etwas seltener Kopfschmerzen, Raynaud-Syndrom, Colon irritabile sowie psychologische Auffälligkeiten mit einer häufig einhergehenden funktionellen Einschränkung in verschiedenen Lebensbereichen.

Wie wird die Fibromyalgie behandelt?
Antwort:

Nach wie vor sind trizyklische Antidepressiva, teilweise in Verbindung mit nicht steroidalen Antirheumatika, Mittel der ersten Wahl in der Behandlung der Fibromyalgie.

Kommentar:

Andere therapeutische Maßnahmen wie Physio- und Ergotherapie, Akupunktur oder auch transkutane Nervenstimulation haben ebenso wie Biofeedback oder Psychotherapie zu keinen nennenswerten therapeutischen Durchbrüchen geführt. In der jüngsten Zeit wurden auch selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer getestet, die ebenfalls ohne therapeutischen Nutzen zu sein scheinen. Ob selektive Serotonin-/Noradrerialin-Wiederaufnahme-Hemmer therapeutisch wirksam sind, ist derzeit Gegenstand mehrerer klinischer Studien.

Beschreiben Sie die klinische Symptomatik der postherpetischen Neuralgie.
Antwort:

Postherpetische Schmerzen gehören mit zu den schwersten neuropathischen Schmerzen. Der Schmerz entsteht wahrscheinlich durch die Zerstörung sensibler Ganglionneurone, insbesondere des Spinalganglions. Der Schmerz kann, wie für eine Neuralgie typisch, spontan stechend und von hoher Intensität sein, aber auch konstant als tiefer, brennender Schmerz empfunden werden. Darüber hinaus verspüren viele Patienten eine Allodynie im betroffenen Gebiet, sodass bereits leichte Berührungen Schmerzphasen und -attacken auslösen können. Ausmaß und Intensität der Schmerzen sollen mit dem Umfang des Neuronuntergangs im betroffenen Ganglion einhergehen.

Kommentar:

Das Auftreten postherpetischer Neuralgien ist altersabhängig und kommt bei bis zu 50 % der Patienten über 50 Jahre vor, die eine Herpeszoster-Infektion durchgemacht haben, und bei bis zu 80 % der Patienten über 80 Jahre. Chronische postherpetische Neuralgien treten bei ca. 10 – 15 % aller Patienten auf.

Wie wird die postherpetische Neuralgie am sinnvollsten behandelt?
Antwort:

Standardanalgetika sind in der Regel unwirksam in der Behandlung neuralgiformer Schmerzsyndrome. Grundsätzlich kann eine erneute – soweit noch nicht erfolgt – Eindosierung von Aciclovir vorgenommen werden. Die Schmerztherapie wird dann mit einem klassischen Natriumkanalblocker vorgenommen, wie Carbamazepin, Lamotrigin, Phenytoin oder neueren Substanzen wie Zonegran oder Lacosamid. Alternativ können auch Gabapentin, Pregabalin und retardierte Opioide eingesetzt werden.

Kommentar:

Seit 2008 ist ein Lidocain-Pflaster (5 %) zugelassen, das in mehreren Studien eine analgetische Wirkung bei der postherpetischen Neuralgie zeigen konnte. Es wird für 12 Stunden direkt auf die betroffene Stelle geklebt. Das Pflaster kann aber nur auf intakten Hautarealen angewendet werden. Bei großflächigen, schmerzhaften Wunden hat sich auch die topische Behandlung mit Amantadin bewährt (nicht zugelassen). In therapierefraktären Fällen kann außerdem eine intrathekale Methylprednisolon- und Lidocain-Injektion versucht werden. Zwei größere Studien zeigten unter dieser Therapie eine signifikante Schmerzreduktion bzw. Schmerzfreiheit für einen Großteil der Patienten.

Beschreiben Sie die klinischen Symptome des thalamischen Schmerzsyndroms.
Antwort:

Die isolierte Schädigung des ventroposterior-lateralen sowie ventroposterior-medialen Kerngebietes im Thalamus kann zu zentralen Schmerzen führen, die durch ein kontinuierliches brennendes Gefühl, gelegentlich auch scharfe einfallende Schmerzen gekennzeichnet sind und die Extremitäten einer Seite oder auch eine Körperhälfte betreffen.

Kommentar:

Als Ursache dieser Schädigung kommen sowohl vaskuläre Ereignisse wie Ischämien oder Hämorrhagien, aber auch thalamische Raumforderungen, arteriovenöse Malformationen und neurochirurgische Eingriffe infrage.

Beschreiben Sie die pharmakologischen Substanzgruppen, die in der Schmerztherapie eingesetzt werden.
Antwort:

Grundsätzlich können 3 Gruppen von Medikamenten unterschieden werden:

  • Opioide

  • nicht opioide Analgetika

  • ergänzende Analgetika

Kommentar:
  • Zur Gruppe der Opioide gehören Agonisten, partielle Agonisten sowie gemischte Agonisten und Antagonisten.

  • Zu den nicht opioiden Analgetika gehören nicht steroidale Antirheumatika (wie Ibuprofen, Diclofenac) sowie Substanzen, die sich nicht in die Gruppe der Cyclooxygenasehemmer subsumieren lassen, wie z. B. Paracetamol und Metamizol.

  • Zur dritten Gruppe, den ergänzenden Analgetika, gehören Antidepressiva, Antikonvulsiva, Spasmolytika, Lokalanästhetika, Benzodiazepine, Muskelrelaxanzien, Neuroleptika, Kortison und andere GABAerge Substanzen sowie zentrale α-adrenerge Agonisten.

Beschreiben Sie den analgetischen Wirkmechanismus von trizyklischen Antidepressiva.
Antwort:

Wahrscheinlich wirken trizyklische Antidepressiva (TCA) durch die Hemmung der Wiederaufnahme von Serotonin oder Noradrenalin in zentralen Strukturen. Am ehesten werden durch die Erhöhung der angesprochenen Neurotransmitter deszendierende adrenerge und serotoninerge Bahnsysteme, die der Modulation des Schmerzes dienen, verstärkt und führen so insgesamt zu einer Reduktion der Schmerzwahrnehmung.

Kommentar:

Soweit heute untersucht und bekannt ist, wirken TCA weder über klassische Schmerzwege, wie z. B. die Blockade der Cyclooxygenase, noch durch die Behandlung der durch den Schmerz bedingten Depression.

Wie entstehen neuropathische Schmerzen bei Patienten mit Krebserkrankungen?
Antwort:

Krebspatienten können unter neuropathischen Schmerzen leiden, wenn es zur Infiltration neuronaler Strukturen durch den Tumor oder Metastasen kommt (insbesondere Plexus brachiahs oder Plexus lumbosacralis).

Kommentar:

Darüber hinaus werden neuropathische Schmerzsyndrome auch als Folge chirurgischer Eingriffe bzw. als Nebenwirkung von Chemotherapeutika wie Cisplatin oder taxolhaltigen Therapieschemata gesehen.

Welche Tumorschmerzsyndrome sind häufig opiatresistent?
Antwort:

Patienten mit Knochenmetastasen profitieren meist nur unzureichend von einer Opiatmedikation.

Kommentar:

Auch neuropathische Schmerzsyndrome sprechen häufig nur ungenügend auf eine Opiatmedikation an.

Welche alternativen Therapiestrategien bieten sich bei opiatresistenten Tumorschmerzen an?
Antwort:

Bei schmerzhaften Knocheninfiltrationen in Rahmen von Krebserkrankungen müssen häufig Kombinationstherapien aus Opioiden, nicht steroidalen Antirheumatika und Kortikosteroiden eingesetzt werden. Auch die zusätzliche Gabe von trizyklischen Antidepressiva kann hier zu einer deutlichen Symptombesserung führen.

Kommentar:

Als weitere therapeutische Maßnahme können Bestrahlungen vorgenommen werden. In einzelnen Fällen können auch epidurale Injektionen bzw. Infusionen von Anästhetika und Opioiden zu einer Schmerzreduktion führen.

Ist die intravenöse Gabe von Opioiden der Wirkung oraler Opioide überlegen?
Antwort:

Grundsätzlich sind orale Gaben von Opioiden genauso wirksam wie parenterale Injektionen oder Infusionen. Die Voraussetzung ist jedoch, dass die Dosis entsprechend austitriert ist

Kommentar:

Intravenöse Opioidgaben wirken schneller, haben durch die schnellere Verstoffwechselung jedoch auch eine kürzere Wirkdauer.

Wie wirken Antikonvulsiva bei neuropathischen Schmerzen und wann sollten sie eingesetzt werden?
Antwort:

Die Wirkweise der Antikonvulsiva in der Schmerztherapie ist nicht abschließend geklärt. Gut bekannt ist, dass Natriumkanalblocker, wie Carbamazepin, auch Oxcarbazepin, Phenytoin und Lamotrigin, bei Schmerzen mit neuralgiformen, also einschießenden Komponenten wirken.

Kommentar:

Wirkmechanismus dieser Substanzen könnte möglicherweise die Blockade von Natriumkanälen sein, die an geschädigten Axonen neu exprimiert werden.