Balint Journal 2016; 17(01): 23
DOI: 10.1055/s-0042-101488
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Depression – Familie und Arbeit“

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Publication Date:
12 April 2016 (online)

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Markus Bassler und Markus Steffens (Hrsg.) 160 Seiten, 24,90 € [D]/25,80 € [A]/30,10 CHF,ISBN 978-3-943441-18-5

Man könnte der Ansicht sein, dass Veröffentlichungen zum Thema Depression nun zu Genüge vorlägen und es nichts mehr Neues gäbe. Und dennoch ist der nun vorliegende Band der anlässlich der Eröffnung des Instituts für Sozialmedizin, Rehabilitationswissenschaften und Versorgungsforschung an der Hochschule Nordhausen herausgegeben wurde, unbedingt empfehlenswert. Renommierte Autoren geben in diesem Band einen Überblick über den derzeitigen Stand, der Neurobiologie, der Behandlung, der psychosozialen Versorgung inklusive Rehabilitation, des Arbeitslebens und der Interaktion zwischen Familie und Kindern depressiv Erkrankter. Für den klinisch Tätigen sind die Kapitel über Neurobiologie, Ätiologie und Behandlungsstandards (einschließlich der Einordnung des burnouts) eine sehr gute Zusammenfassung des derzeitigen Wissensstandes.

Die darauffolgende Erweiterung des Fokus weg von der Ätiologie und Behandlung von Depressionen auf das Umfeld der Erkrankten und dem „danach“ der Akutbehandlung ist die eigentliche Leistung dieses Buches.

In kurzen und prägnanten Kapiteln, die am Ende eine kleine Zusammenfassung beinhalten, werden die Probleme depressiv Erkrankter bei der Reintegration ins Arbeitsleben, in der Interaktion mit Partner und Familie und die leider immer noch bestehenden Defizite in der psychosozialen Versorgung diskutiert. Besonders eindrücklich bleibt der Beitrag von Prof. Lenz vom Institut für Gesundheitsforschung der katholischen Hochschule Nordrhein- Westfalen in Erinnerung, der über Kinder depressiver Eltern berichtet. Informativ und respektvoll wird über deren Nöte, über die Erkrankungswahrscheinlichkeit und über die Entwicklung von Resilienzfaktoren berichtet. Eindrucksvoll zeigt er auf, wie feste, stabile Bindungen der Genetik scheinbar überlegen sind und das Beziehungssystem mit entscheidend über die Zukunft der Kinder ist. Vieles kann dabei auch auf andere psychischen Erkrankungen übertragen werden.

Der ganze Band zeichnet sich durch leichte Lesbarkeit mit Blick auf neueste Studien aus. Zeitweise vermisst der Leser die ein oder andere Grafik zur Veranschaulichung. Den Herausgebern Herrn Professor Bassler und Professor Steffens vom Instituts für Sozialmedizin, Rehabilitationswissenschaften und Versorgungsforschung (ISRV) an der Hochschule Nordhausen ist es durch die Sammlung der Symposienbeiträge gelungen schnell und fundiert einen Überblick über die Behandlung und Versorgung depressiver Erkrankter einschließlich ihres psychosozialen Umfeldes zu ermöglichen.

Dr. med. Christian Schäfer, Altenburg