Krankenhaushygiene up2date 2016; 11(01): 7-11
DOI: 10.1055/s-0042-101381
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Aktuelle Aspekte der Flüchtlingsmedizin

Sebastian Schulz-Stübner
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. März 2016 (online)

Fazit
  • Beim Umgang mit Flüchtlingen sind Basishygiene und der gezielte Einsatz persönlicher Schutzausrüstung bei Kontaminationsgefahr während der Behandlung ausreichend. Das universelle Tragen von Handschuhen oder Atemschutz ist unsinnig.

  • Bei der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen spielen in erster Linie die normalen saisonalen Infektionskrankheiten, wie sie auch in der einheimischen Bevölkerung auftreten, eine Rolle.

  • Bei der Abklärung unklaren Fiebers sind aber je nach Herkunftsland und Fluchtanamnese besondere Expositionsrisiken analog der Behandlung von Reiserückkehrern zu berücksichtigen.

  • Wegen der problematischen hygienischen Verhältnisse in Massenunterkünften kommt der konsequenten Behandlung und ggf. Prophylaxe, insbesondere bei Auftreten von Krätze, eine besondere Bedeutung zu.

  • Es ist wünschenswert, möglichst frühzeitig einen vollständigen Impfstatus zu erheben und Impflücken zu schließen.

  • Bei der Aufnahme von Flüchtlingen in ein Krankenhaus orientiert sich das Screening auf multiresistente Erreger lt. RKI an der endemischen Situation im Herkunftsland und vorausgegangenen Kontakten mit dem dortigen Gesundheitswesen. Ein universelles Screening wird derzeit nicht empfohlen.

  • Die Untersuchung auf Tuberkulose erfolgt im Rahmen des Aufnahmeverfahrens durch die zuständigen Gesundheitsämter. Aufgrund der endemischen Situation in einigen Herkunftsländern ist mit vermehrtem Behandlungsbedarf auch in Krankenhäusern, die bislang wenig oder keine Erfahrung mit Tuberkulosepatienten hatten, zu rechnen. Multiresistente Tuberkuloseerreger spielen hierbei bislang glücklicherweise keine besondere Rolle.

 
  • Literatur

  • 1 Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin 2015; 38: 413-414
  • 2 Robert Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin 2015; 41: 439-444