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DOI: 10.1055/s-0041-1741144
Seltene Indikation einer ECMO-Therapie – respiratorische Insuffizienz bei Erstdiagnose eines pulmonal fortgeschrittenen Lungenkarzinoms
Einleitung Prinzipiell wird eine vvECMO-Therapie (veno-venöse Extra-Corporale Membran- Oxygenierung) bei Patienten mit schwerem ARDS, meist aufgrund einer pulmonalen Infektion, und therapierefraktärer Hypoxämie als sogenannte „Rescue-Therapie“ empfohlen. Wir berichten erstmals über den erfolgreichen Einsatz einer vvECMO-Therapie bei schwerer respiratorischer Insuffizienz im Rahmen der Erstdiagnose eines fortgeschrittenen, pulmonal metastasierten Lungenkarzinoms.
Kasuistik Ein 57jähriger Patient wird mit einer akuten respiratorischen Insuffizienz und CT- morphologisch diffusen bipulmonalen nodulären Verdichtungen sowie vergrößerten mediastinalen Lymphknoten stationär aufgenommen. Die endosonografische Punktion mediastinaler Lymphknoten ergab ein papilläres Adenokarzinom der Lunge. Klinisch lag somit ein pulmonal diffus metastasiertes Lungenkarzinom vor. Vor Eingang der molekularpathologischen Ergebnisse kam es zur respiratorischen Insuffizienz mit Notwendigkeit der Intubation und der invasiven maschinellen Beatmung. Bei Nachweis einer Exon-19-Deletion als aktivierende Mutation im EGF-Rezeptor wurde eine Therapie mit Osimertinib (80 mg/d) über eine Magensonde begonnen. Aufgrund einer therapierefraktären Hypoxämie wurde eine vvECMO initiiert. Ein klinisch relevantes Therapieansprechen zeigte sich nach 21 Tagen ECMO-Therapie. Der Patient konnte an Tag 21 von der ECMO und an Tag 27 von der Beatmung vollständig entwöhnt werden. Die Entlassung erfolgte an Tag 42 mit einem Sauerstoffbedarf von 3 L/min. 3 Monate nach der Entlassung war der Patient in gutem Allgemeinzustand (ECOG 0) und ohne weiteren Sauerstoffbedarf.
Diskussion Diese Kasuistik zeigt, das in seltenen Fällen eine intensivmedizinische Therapie inklusive maschineller Beatmung und sogar ECMO-Therapie bei akuter respiratorischer Insuffizienz im Rahmen der Erstdiagnose eines fortgeschrittenen Lungenkarzinoms gerechtfertigt ist. Insbesondere muss die Möglichkeit einer zielgerichteten Therapie bei Vorliegen einer aktivierenden Mutation und damit verbundendem guten Therapieansprechen berücksichtigt werden.
Publication History
Article published online:
17 February 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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Germany