Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e90
DOI: 10.1055/s-0041-1739904
Abstracts | DGPM

Sonografische Darstellung des kindlichen Ohres zur Vorhersage eines protrahierten Geburtsverlaufes – Einführung des Ear sign als Diagnosekriterium

J Zdanowicz
1   Inselspital, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Bern, Schweiz
2   UKE – Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Hamburg, Deutschland
,
F Oldag
2   UKE – Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Hamburg, Deutschland
,
B Hergert
2   UKE – Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Hamburg, Deutschland
,
K Hecher
2   UKE – Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Hamburg, Deutschland
,
M Tavares de Sousa
2   UKE – Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Hamburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Fehleinstellung des kindlichen Kopfes unter Geburt kann das Risiko für eine instrumentale oder operative Geburt, einen Geburtsstillstand sowie für peripartale Komplikationen bei Mutter und Kind erhöhen. Das Ziel unserer Studie ist es, hierfür ein neues Diagnosekriterium zu etablieren: Die transabdominale Darstellung des fetalen Ohres (Ear sign) im Ultraschall in der Austreibungsphase.

Material/Methode Es handelt sich um eine noch aktuell rekrutierende, prospektive Fall-Kontroll Studie. Eingeschlossen werden erstgebärende Frauen ab der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche mit Einlingsschwangerschaften in Schädellage, die sich im Kreissaal zur Geburt vorstellen. Die Eröffnung des Muttermundes und der Höhenstand des fetalen Kopfes erfolgt mittels vaginaler Untersuchung. Sobald der Muttermund vollständig eröffnet ist, erfolgt ein transabdominaler sowie transperinealer Ultraschall durch eine nicht in den Geburtsverlauf involvierte Geburtshelferin. Ein Ear sign liegt vor, wenn das fetale Ohr abdominal dorsal der Symphyse dargestellt wird und der fetale Kopf sich in einem vorderen Asynklitismus befindet (transversale Darstellung der Sagittalnaht im transperinealen und des vorderen fetalen Ohres im transabdominalen Ultraschall, siehe Abbildung). Primäres Outcome ist die instrumentale oder operative Geburt, sekundäre Outcomes sind verlängerte Geburt, kritisches maternales und neonatales Outcome.

Ergebnisse Bisher konnten 55 Frauen eingeschlossen werden, davon 5 Frauen mit einem positiven Ear sign. 3 von 5 Frauen wurden per Vakuumextraktion (VE) entbunden, eine per Sectio caesarea (CS) und eine per Spontangeburt (Spp) mit verlängerter Austreibungsphase. Von den 50 Frauen ohne Ear sign hatten 17 eine Geburt mittels VE, 4 eine CS und 29 einen Spp. Der Höhenstand des fetalen Kopfes war bei Frauen mit positivem Ear sign signifikant höher (−3 cm vs. −1 cm, p=0,028). Die Gesamtdauer der Eröffnungs- und Austreibungsphase war signifikant länger bei Frauen mit positivem Ear sign (20 vs. 13 Stunden, p=0,031). Es gab keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich des mütterlichen Alters und des Body-Mass-Indexes vor der Schwangerschaft zwischen den beiden Gruppen. Ebenso gab es keinen Unterschied hinsichtlich fetalem Schätzgewicht, Geburtsgewicht, Periduralanalgesie und Verwendung von Oxytocin zur Wehenaugmentation.

Diskussion Diese erste Zwischenauswertung unserer laufenden Studie zeigt, dass die Darstellung des Ear sign einen verlängerten Geburtsverlauf vorhersagen kann. Ob durch eine frühzeitige Intervention, wie Lagerung, der Verlauf geändert werden kann, sollte in weiterführenden Studien untersucht werden.

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Abb. 1


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Article published online:
26 November 2021

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