Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e87
DOI: 10.1055/s-0041-1739899
Abstracts | DGPM

Über den Tellerrand: Begleitung einer konsumierenden Mutter im Projekt clean4us – eine Kasuistik Schlüsselwörter: Sucht, Schwangerschaft, Case Management

M Schleicher
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
E Schleußner
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
L Menke
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
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Die 33-Jährige Patientin stellt sich in der 26+5. Schwangerschaftswoche bei vorzeitigem Blasensprung vor. Frau W ist auffallend agitiert und verlässt die Klinik wiederholt gegen ärztlichen Rat. In einer toxikologischen Abklärung wird ein positiver Befund für Amphetamin ersichtlich, außerdem raucht die Patientin stark. Der Sohn wird in der 27+2. Schwangerschaftswoche geboren, ebenfalls mit einem positiven Befund für Amphetamin und mit deutlichen Symptomen eines Entzugssyndroms.

Die Case Managerin des Projekts clean4us wird informiert und übernimmt Frau W in die Begleitung, welche neben der Etablierung einer tragfähigen Arbeitsbeziehung zwischen Case Managerin und Patientin die Einbindung in ein unterstützendes und tragendes Netzwerk beinhaltet. Zum Hilfenetz von Frau W gehören die Hausärztin, die zusätzlich schädlichen Gebrauch von Alkohol in der Anamnese benennt. Weiterhin wird der Kontakt zum zuständigen Jugendamt aufgebaut. Die Familie ist bereits bekannt, nicht aber der Amphetaminabusus. Die ortsansässige Suchtberatungsstelle unterstützt die Zusammenarbeit durch suchttherapeutische Gespräche und durch regelmäßige Tests auf Suchtmittel bei Frau W. Die Kosten für die Tests werden durch das Projekt getragen, um der Familie den notwendigen Abstinenznachweis zu ermöglichen. Die Case Managerin sorgt für den regen Informationsfluss zwischen sucht- und familientherapeutischen Institutionen und eine Entlassplanung unter Berücksichtigung der Interessen von Mutter und Kind.

Im Verlauf wird deutlich, dass eine verlässliche Planung mit Frau W entsprechend Ihres Krankheitsbildes nicht möglich ist, ebenso ist ihr Durchhaltevermögen besonders bei Rückschlägen sehr eingeschränkt. Durch die Anbindung im Projekt kann der Kontakt zwischen den Akteuren und mit der Patientin und somit auch zwischen Mutter und Kind dauerhaft erhalten werden.



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Article published online:
26 November 2021

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