Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e72
DOI: 10.1055/s-0041-1739895
Abstracts | DGPM

Entbindungsmodus bei Zustand nach Sectio caesarea – eine Auswertung der Perinatalerhebung Thüringen und Sachsen (2014 – 2018)

S Meschkat
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
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Fragestellung Der Entbindungsmodus Zustand nach Sectio caesarea stellt per se eine Risikokonstellation dar. Multiple Einflussfaktoren bedingen den Erfolg auf eine vaginale Entbindung bei Zustand nach Sectio caesarea. In der vorliegenden Studie sollen die Einflussfaktoren Geburtseinleitung und Klinikgröße auf den Entbindungsmodus nach vorherigem Kaiserschnitt analysiert werden.

Methoden Es konnten die Daten der Perinatalerhebung von Thüringen und von Sachsen im Zeitraum 01.01.2014 bis 31.12.2018 analysiert werden, die entsprechend der Klassifikation nach Robson stratifiziert wurden

Die Auswertung erfolgte auf der Basis von insgesamt 34.830 Geburten, von denen 27.863 Geburten mit dem Risiko Zustand nach Sectio caesarea (Robson V) eingeschlossen werden konnten. In die Analyse wurden nur Einlingsschwangerschaften ab der 37+0. Schwangerschaftswoche einbezogen. Es erfolgte eine deskriptive Datenanalyse und Nutzung von SPSS.

Ergebnisse Von den 27.863 Schwangeren hatten 8.916 (32%) eine Spontangeburt während 17.946 (64%) eine Resectio caesarea erhielten.

Eine Geburtseinleitung erfolgt nur bei 3.641 Schwangeren (13%) mit dem Geburtsrisiko Zustand nach Sectio caesarea (Robson V). Davon konnten mit 57% mehr als die Hälfte spontan entbunden werden (ohne Geburtseinleitung 48%), während 36% eine sekundärer Re-Sectio caesarea erhielten (ohne Geburtseinleitung 47%). Im Vergleich dazu lag die Re-Sectiorate bei Nullipara, welche eingeleitet wurden (Robson II a) bei 28%, während 61% spontan gebären konnten.

Betrachtet man den Einflussfaktor Klinikgröße wurden mit 16% in Geburtskliniken Level IV der geringste Anteil mit dem Geburtsrisiko Zustand nach Sectio caesarea betreut (Level I: 27%, Level II: 24%, Level III: 33%). Trotz des Niedrigrisiko-Profils wurden in den kleinen Geburtskliniken nahezu gleichviele Frauen via Re-Sectio caesarea entbunden (65%) wie in den Perinatalzentren Level I: 65%, Level II: 67% oder Level III: 62%). Dies dürfte vor allem auf die deutlich höhere Rate an primären Re-Sectiones (50%) in den Geburtskliniken zurückzuführen sein.

Schlussfolgerungen Nach Geburtseinleitung können Frauen bei Zustand nach Sectio caesarea im Vergleich zu Erstgebärenden annährend gleich häufig via Spontangeburt entbinden, so dass eine Geburtseinleitung kein zusätzlicher Risikofaktor hinsichtlich des Entbindungsmodus zu sein scheint.

In Kliniken mit niedriger Geburtenzahl und einem Niedrig-Risikokollektiv werden dennoch zwei Drittel der Frauen per Re-Sectio entbunden. Von daher erscheint die Klinikgröße ein wichtiger Risikofaktor für eine erneute operative Entbindung zu sein.

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Abb. 1 Entbindungsmodus Robson V und Robson II a in Bezug zur Geburtseinleitung.
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Abb. 2 Entbindungsmodus Robson V in Bezug zum Kliniklevel.


Publication History

Article published online:
26 November 2021

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