Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e82
DOI: 10.1055/s-0041-1739889
Abstracts | DGPM

Neonatales Geburts-Outcome nach äußerer Wendung: Vergleich vaginaler Geburt nach erfolgreicher Wendung vs. elektive Sectio caesarea nach frustranem Wendungsversuch

F Borgmeier
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Frauenheilkunde, Düsseldorf, Deutschland
,
S Horst de Cuestas
2   Universität, Humanmedizin, Düsseldorf, Deutschland
,
M Pruss
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Frauenheilkunde, Düsseldorf, Deutschland
,
T Fehm
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Frauenheilkunde, Düsseldorf, Deutschland
,
C Hagenbeck
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Frauenheilkunde, Düsseldorf, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Bei 3–6% der Schwangerschaften in Terminnähe liegen die Kinder nicht in Schädellage (SL). Eine Beratung über eine äußere Wendung (ÄW) wird international empfohlen und ist in den Leitlinien (RCOG, ACOG und DGGG) implementiert. Zwei Aspekte stehen hierbei im Vordergrund: Zum einen die Sicherheit des Manövers, welche hinreichend belegt ist. Zum anderen die Nicht-Unterlegenheit des neonatalen Outcomes bei vaginaler Geburt aus SL nach erfolgreicher ÄW im Vergleich zu einer möglichen Alternative zur ÄW, dem geplanten Kaiserschnitt (KS) aus Beckenendlage (BEL). Die Untersuchung auf Nicht-Unterlegenheit ist Ziel der vorliegenden Analyse.

Material/Methoden Ausgewertet wurden Datensätze von 142 Einlingsschwangerschaften, bei denen am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) in den Jahren 2011 bis 2020 eine ÄW versucht wurde. Zur Beurteilung des neonatalen Outcomes wurden folgende Parameter analysiert: arterieller und venöser Nabelschnur-pH, APGAR-Werte und Aufnahme auf die Neugeborenen-Intensivstation (NICU). Die Auswertung erfolgte unter der Annahme, dass sich die Outcomedaten von Kaiserschnitten nach frustraner ÄW gegenüber derer primärer KS aus BEL ohne Wendungsversuch nicht unterscheiden.

Ergebnisse Die Erfolgsrate der ÄW lag insgesamt bei 56,3% (80/142). Nach erfolgreicher ÄW konnten 77,5% (62/80) vaginal entbunden werden. Bei 5 (8,1%) Geburten war eine Vakuumextraktion notwendig, 4 davon waren Nullipara. In Summe beider Testgruppen (vaginale Entbindung und elektive Sectio) zeigt sich eine ähnliche Häufigkeit von Erst- (n=59) und Mehrgebärenden (n=54). Allerdings besteht ein statistisch signifikanter Unterschied in der Verteilung der Erst- zu Mehrgebärenden auf die Testgruppen: 36% (21/59) der Erstgebärenden und 76% (41/54) der Mehrgebärenden wurden vaginal entbunden (p<0,001).

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Abb. 1

Neugeborene nach vaginaler Geburt (n=62) zeigen verglichen zur elektiven Sectio (n=51) niedrigere arterielle Nabelschnur-pH-Werte im Mittelwertvergleich (7,26; 95%-KI 7,24–7,29 vs. 7,32; 95%-KI 7,30–7,33; p<0,001) sowie eine größere Varianz (Standardabweichung (s) 0,089 vs. 0,051, p<0,001).

Im Kontrast dazu stehen die APGAR-Werte. Der Anteil an Abweichungen vom Median (5“ APGAR) bei Neugeborenen nach vaginaler Geburt ist kleiner als nach elektivem Kaiserschnitt. Ein two-proportion z-Test zeigt hierfür eine statistische Signifikanz (p<0,05).

Je 2 Neugeborene wurden auf die NICU aufgenommen, 3,28% nach vaginaler Geburt und 3,92% nach elektivem Kaiserschnitt.

Diskussion Bei kleiner Stichprobe zeigen sich Tendenzen, die eine Schlussfolgerung zulassen: Das neonatale Geburtsoutcome einer vaginalen Geburt nach erfolgreicher äußerer Wendung ist dem eines elektiven Kaiserschnitts aus BEL nach frustraner Wendung nicht unterlegen. Dementsprechend kann angenommen werden, dass die vaginale Geburt nach ÄW dem elektiven KS ohne Wendungsversuch nicht unterlegen ist. Diese Erkenntnis ist ein wichtiger Aspekt im Geburtsplanungsgespräch bei persistierender BEL.



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Article published online:
26 November 2021

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