Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e80
DOI: 10.1055/s-0041-1739885
Abstracts | DGPM

Parenterale Ernährung in deutschen Perinatalzentren – Analyse zu Barrieren in der klinischen Anwendung als Wegweiser für praxisorientierte Lösungsansätze

J Hoffmann
1   European Foundation for the Care of Newborn Infants, München, Deutschland
,
N Haiden
2   Universitätsklinik für Kinder- u. Jugendheilkunde Wien, Wien, Österreich
,
J Babl
3   Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker e.V. (ADKA), Berlin, Deutschland
4   Krankenhausapotheke des Universitätsklinikums der Ludwig-Maximilians-Universität, München, Deutschland
,
H Erdmann
3   Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker e.V. (ADKA), Berlin, Deutschland
5   Malteser Norddeutschland gGmbH, St. Franziskus-Hospital, Flensburg, Deutschland
,
C Fusch
6   Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI), Berlin, Deutschland
7   Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche, Klinikum Nürnberg, Nürnberg, Deutschland
,
R Hentschel
8   Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universität Freiburg, Freiburg, Deutschland
,
E Herting
9   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
,
SM Hock
8   Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universität Freiburg, Freiburg, Deutschland
,
J Kostenzer
1   European Foundation for the Care of Newborn Infants, München, Deutschland
,
W Mihatsch
10   Hochschule Neu-Ulm, Neu-Ulm, Deutschland
11   Universität Ulm, Ulm, Deutschland
,
JM Pfeil
1   European Foundation for the Care of Newborn Infants, München, Deutschland
12   Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
,
B Piening
13   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
,
S Schubert
3   Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker e.V. (ADKA), Berlin, Deutschland
14   Apotheke der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
,
S Seeliger
15   KJF Klinik Sankt Elisabeth, Neuburg, Deutschland
,
LJI Zimmermann
1   European Foundation for the Care of Newborn Infants, München, Deutschland
16   Maastricht University, Maastricht, Niederlande
,
S Mader
1   European Foundation for the Care of Newborn Infants, München, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Deutschlandweit erhalten pro Jahr über 10.000 Früh- und kranke Neugeborene eine parenterale Ernährung. Aufgrund damit verbundener Risiken erarbeiteten europäische Fachgesellschaften eine evidenzbasierte Leitlinie für die Anwendung bei diesem Patientenkollektiv. Dennoch kommt es immer wieder zu Abweichungen und Behandlungsfehlern, von denen einige vermeidbar wären. Daten, wie die aktuellen Leitlinien in deutschen Perinatalzentren (PNZ) angewendet werden, liegen derzeit nicht vor. Ziel dieser Arbeit ist es, den Istzustand der Anwendung der europäischen Leitlinie in deutschen PNZ sowie Barrieren, die die Umsetzung erschweren oder verhindern, abzubilden. Zusätzlich sollen Lösungsansätze zur Überwindung der Barrieren in der klinischen und pharmazeutischen Praxis erarbeitet werden.

Methoden In einer Kooperation des „Bundesverbandes deutscher Krankenhausapotheker e.V.“ (ADKA), der „European Foundation for the Care of Newborn Infants“ (EFCNI), der „Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin“ (GNPI) und unter Beteiligung eines Expertenpanels wurde eine Online-Befragung durchgeführt. Dabei wurden PädiaterInnen (PÄD) und KrankenhausapothekerInnen (KHA) aus PNZ und Krankenhausapotheken zur Umsetzung der europäischen Leitlinien befragt. Die Ergebnisse wurden qualitativ und quantitativ ausgewertet. Nach einer umfassenden Problemanalyse wurden Lösungsansätze innerhalb mehrerer Arbeitssitzungen erarbeitet.

Ergebnisse Von 558 angeschriebenen Krankenhausapotheken und PNZ wurden 196 gültige Umfragen ausgewertet. 77% der PÄD und 48% der KHA wenden die europäische Leitlinie an. Identifizierte Barrieren sind struktureller und organisatorischer Natur. Abweichend von den Leitlinien werden standardisierte Lösungen etwa gleich häufig wie individualisierte verwendet (52 vs. 46%). Die Zufuhrempfehlung für Lipide wird von 22% der PÄD „teils/teils“ eingehalten. 13% geben Versorgungsengpässe am Wochenende als Grund für ein Abweichen von Leitlinien an und 17% berichten über abweichende Hygienebedingungen in der Herstellung der parenteralen Lösungen am Wochenende. Elektronische Verordnungsprogramme stehen nur 24% der Befragten zur Verfügung. Die stattdessen angewendeten Methoden wie Kopfrechnen oder Taschenrechner sind aber fehleranfällig. Es wurden berufsgruppenspezifische, leitlinienkonforme Lösungen erarbeitet und in Form eines Toolkits veröffentlicht.

Diskussion/Schlussfolgerung Nach einer internationalen Studie aus 2013 ist diese Studie die erste mit vergleichbaren Daten zur Anwendung der parenteralen Ernährung in Deutschland. Neben Bereichen, in denen leitliniengerecht gearbeitet wird, zeigt sie Barrieren und Hürden, die ein Abweichen von evidenzbasierten Empfehlungen zur Folge haben. Trotz der limitierten Methodik sind diese Daten nützlich, um in der klinischen Routine und auf organisatorischer Ebene Verbesserungsmaßnahmen anzustoßen. Erarbeitete Lösungsansätze können das Qualitätsmanagement und die Patientensicherheit verbessern.



Publication History

Article published online:
26 November 2021

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