Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e73-e74
DOI: 10.1055/s-0041-1739870
Abstracts | DGPM

Plazentophagie: Einfluss der Gewebeverarbeitung auf die mikrobiologische Besiedlung

SK Johnson
1   Klinik für Geburtsmedizin, Placenta-Labor, Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Placenta-Labor, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
J Pastuschek
1   Klinik für Geburtsmedizin, Placenta-Labor, Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Placenta-Labor, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
DC Benyshek
2   University of Nevada, Department of Anthropology, Las Vegas, Vereinigte Staaten
,
Y Heimann
1   Klinik für Geburtsmedizin, Placenta-Labor, Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Placenta-Labor, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
A Möller
1   Klinik für Geburtsmedizin, Placenta-Labor, Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Placenta-Labor, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
J Rödel
3   Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
J White
2   University of Nevada, Department of Anthropology, Las Vegas, Vereinigte Staaten
,
J Zölkau
1   Klinik für Geburtsmedizin, Placenta-Labor, Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Placenta-Labor, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
T Groten
1   Klinik für Geburtsmedizin, Placenta-Labor, Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Placenta-Labor, Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Der Verzehr von rohem oder verarbeitetem Plazentagewebe durch die Mutter nach der Geburt wird als mütterliche Plazentophagie bezeichnet. Ein Trend, der vor allem im angloamerikanischen Raum beobachtet wird. Plazentagewebe wird üblicherweise in Form von kleinen rohen Stücken, oder in Form von roh- oder gedämpft-dehydriertem, anschließend pulverisiertem Gewebe abgefüllt in Kapseln, konsumiert. Um potentielle Gesundheitsrisiken der mütterlichen Einnahme zu untersuchen, konzentrierte sich die vorliegende Studie auf die mikrobielle Besiedlung sowie insbesondere den Nachweis der potentiell pathogenen Bakterien Streptococcus agalactiae (Gruppe-B-Streptokokken; GBS) und Escherichia coli(E.coli) in verarbeiteten Plazentapräparaten.

Material/Methode Im klinischen Ansatz wurden Plazenten von 24 Müttern analysiert. Mit einem erneuten vaginal/rektalen Abstrich zum Zeitpunkt der Geburt wurde der im Mutterpass dokumentierten GBS-Status verifiziert. Die Teilnehmer wurden in vier Gruppen eingeteilt: I) GBS-positiv, Spontangeburt, kein Antibiotikum gegeben; II) GBS-positiv, Spontangeburt, Antibiotikum gegeben; III) GBS-positiv, Kaiserschnitt, kein Antibiotikum gegeben; IV) ungetestet auf GBS, Spontangeburt (a) oder Kaiserschnitt (b), kein Antibiotikum gegeben.

Im experimentellen Ansatz wurde ein standardisiertes Inokulationsprotokoll etabliert, um die aufsteigende vaginale und hämatogene Kolonisation artifiziell zu simulieren. Sechs Plazenten von GBS-negativen Müttern mit elektivem Kaiserschnitt wurden gesammelt und mit hochkonzentrierten Suspensionen von GBS und E.coli beimpft.

Die Verarbeitung aller Plazenten erfolgte nach den bereits publizierten Verfahren (Johnson et al., 2018) welche das homogenisieren, dämpfen und dehydrieren des Plazentagewebes beinhalten. Abstriche und Gewebeproben aller Verarbeitungsstufen wurden mikrobiologisch analysiert. Zur Identifizierung von GBS wurde zusätzlich eine molekulare Diagnostik mit dem Alethia Group B Streptococcus Assay, basierend auf isothermer schleifenvermittelter Amplifikation (LAMP), durchgeführt.

Ergebnisse Im klinischen Ansatz wiesen von 13 Müttern mit bestätigtem positivem GBS-Status zwei Plazenten nach der Geburt, unabhängig von der Art der Entbindung oder der intrapartalen Antibiose, GBS auf ihrer Oberfläche auf (2/13; 15,4%). Alle anderen Plazenten sowie alle verarbeiteten Präparate waren frei von GBS.

Im experimentellen Ansatz zeigte sich eine signifikant reduzierte Anzahl koloniebildender Einheiten sowohl für GBS und als auch für E.coli nach der Hitzebehandlung.

Diskussion Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Einnahme von verarbeitetem Plazentagewebe in der Regel nicht die Quelle für klinische Infektionen ist.



Publication History

Article published online:
26 November 2021

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