Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e73
DOI: 10.1055/s-0041-1739869
Abstracts | DGPM

Postpartale Beckenbodensprechstunde unter Einsatz von 3D/4D-Sonographie

A Köhler
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
A Kolterer
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
E Schleußner
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
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Einleitung Die Assoziation zwischen vaginaler Geburt und Funktionsstörungen des weiblichen Beckenbodens rücken zunehmend in den Fokus von Medizin, Wissenschaft und Öffentlichkeit. Sicht- und unsichtbare Verletzungen wie Avulsionen des Musculus levator ani vom Arcus tendineus sind mit einer Risikoerhöhung für das Auftreten eines Deszensus genitalis bzw. eines Rezidivs nach operativer Therapie (RR 1,9 bzw. 3,9) verbunden. (Dietz et al. 2010, Dietz und Simpson 2008) Gleiches gilt für eine postpartal erhöhte Dehnbarkeit des Hiatus genitalis (OR bis 1,11 pro cm²) (Dietz et al. 2012). Als geburtshilfliche Risikofaktoren derartiger Traumata gelten vaginal operative Entbindungsmodi, wiederholte Dammverletzungen, eine protrahierte Austreibungsperiode und der kindliche Kopfumfang [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7].

Ablauf Allen Patientinnen nach vaginal operativer Entbindung und höhergradigen Dammverletzungen wird ein Termin in unserer postpartalen Beckenbodensprechstunde angeboten. Dabei liegt der Untersuchungsschwerpunkt auf einer vollständigen urogynäkologischen Untersuchung und Sonographie des Beckenbodens inklusive 3D/4D-Sonographie. Mittels Perinealsonographie werden unter anderem der Musculus sphincter ani-Komplex, die Ausdehnung des Hiatus genitalis sowie der bilaterale Ansatz des Musculus levator ani evaluiert. Die Anamnese wird anhand eines validierten Fragebogens ergänzt (Metz et al. 2017).

Sowohl tiefe als auch oberflächliche Anteile des Musculus sphincter ani-Komplexes lassen sich perinealsonographisch darstellen. Diskontinuitäten mit einem Winkel<30° gelten als Narbe, solche>30° als Defekt (Albrich 2018).

Eine Fläche des Hiatus genitalis über 25 cm² unter maximalem Valsalva-Manöver und ein Levator-Urethra-Abstand über 2,5 cm sind mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Deszensus genitalis assoziiert (Dietz et al. 2008a, Dietz et al. 2008b).

Zusammenfassung Diese Form der Beckenbodensprechstunde dient der Sensibilisierung junger Frauen für das Thema Beckenboden und der Identifikation von Patientinnen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Deszensus genitalis bzw. eines Rezidivs nach operativer Therapie. Ziele sind die Etablierung primärer und sekundärer Präventionsstrategien sowie die Initiierung frühzeitiger konservativer, aber auch operativer Therapien bei Beschwerden oder nachweisbaren Defekten.



Publication History

Article published online:
26 November 2021

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  • Literatur

  • 1 Albrich SB. 2018. Der Gynäkologe, 51 (3): 208–216
  • 2 Dietz HP, Simpson JM. 2008. BJOG, 115 (8): 979–984
  • 3 Dietz HP, Abbu A, Shek KL. 2008a. Ultrasound Obstet Gynecol, 32 (7): 941–945
  • 4 Dietz HP, Chantarasorn V, Shek KL. 2010. Ultrasound Obstet Gynecol, 36 (1): 76–80
  • 5 Dietz HP, Shek C, De Leon J, Steensma AB. 2008b. Ultrasound Obstet Gynecol, 31 (6): 676–680
  • 6 Dietz HP, Franco AV, Shek KL, Kirby A. 2012. Acta Obstet Gynecol Scand, 91 (2): 211–214
  • 7 Metz M, Junginger B, Henrich W, Baessler K. 2017. Geburtshilfe Frauenheilkd, 77 (4): 358–365