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DOI: 10.1055/s-0041-1739868
Ein interprofessionelles, psychosoziales Angebot für Eltern mit Sternenkindern
Einleitung Der Verlust eines Kindes stellt für betroffene Eltern eine der schwersten Belastungen im Leben dar. Ereignet sich ein solch tragischer Verlust in der Perinatalzeit, sehen sich Eltern im Trauerprozess mit zusätzlich schmerzhaften Herausforderungen konfrontiert. Bei der klinischen und ausserklinischen Arbeit wird beobachtet, dass sich Eltern während des Spitalaufenthaltes und der weiterführenden Betreuung durch die ambulante Hebamme unterstützt, aber danach alleingelassen fühlen. Ziel des vorliegenden Angebots ist es daher, Eltern eine nachhaltigere Unterstützungsmöglichkeit zur Verfügung zu stellen.
Methode Auf der Grundlage einer Literaturrecherche wurde ein Gruppenangebot konzipiert. Dabei wurde ein interprofessioneller Ansatz verfolgt, bei welchem erfahrene Hebammen mit Weiterbildung in Trauerarbeit und eine Psychotherapeutin mit Spezialisierung in perinatalem Verlust sowie ehemals betroffene Eltern abwechselnd maximal acht betroffene Eltern an sechs Abenden über einen Zeitraum von drei Monaten empfangen. Das Konzept beinhaltet zur Sicherung eines gemeinsamen Bezugsrahmens, dass das Angebot von den Fachpersonen regelmässig reflektiert wird. Am Schluss werden die Eltern eingeladen, mündliche und anonym-schriftliche Rückmeldungen abzugeben. Für die Auswertung der Erfahrungen der Kursleitenden und für die Rückmeldungen der Eltern wurde ein qualitativer Ansatz gewählt.
Ergebnisse Seit September 2020 wurde das Angebot zweimal durchgeführt. Insgesamt hatten 15 Mütter und Väter ihr Interesse bekundet, wovon schliesslich drei Mütter und zwei Väter am ersten und ebenso viele Mütter und Väter am zweiten Angebot teilnahmen. Die Fachpersonen beobachteten, dass die Eltern ihre Gefühle ausdrückten und so die Erfahrung machten, dass es den anderen Betroffenen oft ähnlich erging. Die Rückmeldungen der Eltern bestätigten das und zeugten von einem grundsätzlichen Gefühl des Aufgehoben-Seins und der Dankbarkeit für das Angebot. Als besonders hilfreich wurde das interprofessionelle Setting beschrieben. Herausforderungen tauchten auf, wenn Teilnehmerinnen während des laufenden Angebots erneut schwanger wurden. Dies führte in einem Falle bei nicht-schwangeren Teilnehmenden zu Isolationsgefühlen und Rückzug.
Die Erfahrung der Kursleitenden zeigte, dass ein hoher Bedarf an Reflexion und Flexibilität notwendig ist, um feinfühlig auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen und eine konstruktive Gruppendynamik zu fördern.
Diskussion Die ersten Ergebnisse zum Angebot sind vielversprechend. Das interprofessionelle Setting ermöglicht eine Teamleistung, welches in ein erweitertes Verständnis für die Teilnehmenden und die Gruppendynamik resultiert. Die regelmässigen Reflexionsrunden und Evaluationen erlauben eine stete Anpassung an die elterlichen Bedürfnisse. Die Relevanz professioneller Begleitung nach perinatalem Verlust ist unbestritten. Die hierfür notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen sollten geschaffen werden.
Publication History
Article published online:
26 November 2021
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Georg Thieme Verlag
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