Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e68-e69
DOI: 10.1055/s-0041-1739859
Abstracts | DGPM

Effektivität von Mifepriston zur Schwangerschaftsbeendigung im 2. Trimenon

P Schuster
1   Universitätsklinikum, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
J Westphal
1   Universitätsklinikum, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
E Schleußner
1   Universitätsklinikum, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die Kombination aus dem Progesteronrezeptorantagonist Mifepriston und einem Prostaglandinanalogon ist der aktuell empfohlene Standard zur medikamentösen Einleitung des induzierten Schwangerschaftsabbruchs im 2. Trimenon. Ziel der Studie ist es, die Effektivität unterschiedlicher Einleitungsregime zur Schwangerschaftsbeendigung und den Einfluss von Mifepriston auf die Einleitungszeit zu untersuchen.

Methode In einer retrospektiven Analyse wurden aus den Patientendokumentationen von Januar 2010 bis Dezember 2019 alle induzierten Schwangerschaftsbeendigungen zwischen der 12. und 27. Schwangerschaftswoche auf Grund eines intrauterinen Fruchttodes (IUFT) oder eines Schwangerschaftsabbruches nach §218a StGB herausgesucht, bei denen Prostaglandine zur Weheninduktion angewendet wurden. Ausgeschlossen wurden Geminischwangerschaften, septische Aborte, sowie alle Abbrüche, die im Verlauf einen Regimewechsel, eine Sectio caesarea oder die Einlage eines Ripening Ballons erforderten.

Von 211 Schwangerschaften wurden 81 nur mit einem Prostaglandin und 129 in Kombination mit Mifepriston eingeleitet. Aus Patientenakten wurde das applizierte Prostaglandin (Gemeprost, Misoprostol, Dinoproston), die Einnahme von Mifepriston, der Zeitpunkt der ersten Prostaglandin-Applikation und der Zeitpunkt der Geburt digital erfasst. Primärer Endpunkt ist die Einleitungszeit (Zeitintervall zwischen der ersten Prostaglandinapplikation und der Ausstoßung). Sie dient als Maß für die Effektivität des Einleitungsregimes. Als potenzielle Einflussfaktoren erfassten wir das mütterliche Alter, Gravidität, Parität, das Gestationsalter, den Body-Mass-Index, sowie eine vorausgegangene Sectio caesarea. Für die statistische Auswertung erfolgte ein Vergleich der Einleitungszeiten mit und ohne Mifepriston mittels Mann-Whitney-Test. Für die Ermittlung weiterer Einflussparameter erfolgte eine uni- und multivarianter Regressionsanalyse. Das Ergebnis wurde bei einem p-Wert von≤0,05 als signifikant gewertet. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS.

Ergebnisse Durch die Kombination von Mifepriston konnten wir unabhängig von der Wahl des Prostaglandins eine signifikante Verkürzung der Zeit zwischen Einleitung und Entbindung beobachten. Die Einleitungszeit betrug im Mittel 19,2 h±11,9 h bei alleinger Prostaglandinanwendung und 14,0 h±11,3 h bei der Kombination von Mifepriston mit einem Prostaglandin. Der Median verringerte sich signifikant um 5,7 Stunden (p≤0,05). Insgesamt stellte sich die Kombination aus Gemeprost und Mifepriston mit einer mittleren Einleitungszeit von 11,2±7,0 h als effektivstes Einleitungsregime heraus.

Schlussfolgerung Durch den Einsatz von Mifepriston in Kombination mit einem Prostaglandin kann die Dauer einer induzierten Schwangerschaftsbeendigung signifikant verkürzt werden, was die Belastung der betroffenen Frauen deutlich verringern kann.



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Article published online:
26 November 2021

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