Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e1
DOI: 10.1055/s-0041-1739853
Abstracts | DGPM

Lösliches Endoglin versus sFlt-1/PlGF-Ratio: Vorhersage von Präeklampsie, HELLP-Syndrom und IUGR bei Hochrisiko-Schwangeren

A Iannaccone
1   Uniklinikum Essen, Frauenklinik, Essen, Deutschland
,
B Reisch
1   Uniklinikum Essen, Frauenklinik, Essen, Deutschland
,
L Mavarani
2   Uniklinikum, Essen, Deutschland
,
M Darkwah Oppong
2   Uniklinikum, Essen, Deutschland
,
S Borge
2   Uniklinikum, Essen, Deutschland
,
A Köninger
3   Uniklinikum, Regensburg, Deutschland
,
A Gellhaus
1   Uniklinikum Essen, Frauenklinik, Essen, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Präeklampsie (PE), HELLP-Syndrom und IUGR (intrauterine Wachstumsrestriktion) sind (meistens ) Plazentabedingte Schwangerschaftskomplikationen, die weltweit Hauptursachen für fetale und mütterliche Morbidität und Mortalität darstellen. Die angiogenetischen Faktoren sFlt-1 und PlGF haben eine etablierte klinische Rolle bei der Früherkennung von PE. Kürzlich zeigte ein zusätzlicher angiogenetischer Faktor, das lösliches Endoglin (sEng) vielversprechende Ergebnisse bei der Vorhersage der PE. Allerdings ist die Rolle dieser Faktoren insbesondere in Bezug auf die Vorhersage von anderen Plazenta-Dysfunktionen noch nicht klar definiert.

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Abb. 1
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Abb. 1

Ziel: Korrelation des sFlt-1/PlGF-Ratio und des sEng in einer Hochrisikokohorte von Schwangeren in Abhängigkeit von verschiedenen plazentabedingten Schwangerschaftskomplikationen. Besondere Aufmerksamkeit wurde Patientinnen mit HELLP-Syndrom und Patienten mit einer sehr hohen sFlt-1/PlGF-Ratio von über 1000 gewidmet.

Methoden Es handelte sich eine um monozentrische Studie. Hochrisikoschwangerschaften mit vorhandenen Messungen von sFlt-1, PlGF und sEng zwischen 2014 und 2019 wurden eingeschlossen. Pearson-Korrelation zwischen angiogenetischen Faktoren, Area-under-the-Curve-Schätzungen (AUCs) für die Vorhersage und adjustierten Odds Ratios (aOR) mit 95% Konfidenzintervallen (95%-CIs) für die Risikoerhöhung von PE, IUGR, HELLP-Syndrom wurden berechnet.

Ergebnisse 206 Schwangere wurden in die Analyse eingeschlossen, davon 90 Fälle mit PE, 94 mit IUGR und 35 mit HELLP-Syndrom. Da PE und HELLP-Syndrom häufig durch IUGR kompliziert wurden, gab es einige Überlappungen. sFlt-1/PlGF Ratio und sEng korrelierten hochsignifikant. Die höchsten Werte wurden bei Patienten mit HELLP-Syndrom kompliziert durch IUGR beobachtet. sEng schnitt bei der Vorhersage von Plazenta-Dynsfuktion ähnlich wie sFlt-1/PlGF ab: AUCs für sFlt-1/PlGF-Ratio und sEng betrugen 0,915 (95%-Cl 0,87–0,96) bzw. 0,872 (95%-Cl 0,81–0.93) bei PE, 0,895 (95%-Cl 0,83–0,96) und 0,878 (95%-Cl 0,81–0,95) bei HELLP-Syndrom, 0,891 (95%-Cl 0,84–0,94) und 0,856 (95%-Cl 0,79- 0,92) bei IUGR. Die aORs für alle Plazenta-Dysfunktionen waren zwischen sFlt-1/PlGF und sEng sehr ähnlich, jedoch höher für PE und IUGR im Vergleich zum HELLP-Syndrom: 2,69 (95%-Cl 1,86–3,9) und 2,33 (95%-Cl 1,59–3,48) bei PE, 2,38 (95%-Cl 1,64–3,44) und 2,28 (95%-Cl 1,55–3,4) bei IUGR, 2,10 (95%-Cl 1,45–3,05) und 1,88 (95%-Cl 1,31–2,69) bei HELLP-Syndrom.

Schlussfolgerung Diese Studie zeigte, dass sEng einen hohen prädiktiven Wert für die Vorhersage von PE, HELLP-Syndrom und IUGR besitzt, ähnlich wie das sFlt-1/PlGF-Ratio. Der beobachtete frühere Anstieg des sEng-Spiegels in der Schwangerschaft, bevor die Plazentafunktionsstörung auftritt, muss in weiteren Studien bestätigt werden und könnte eine wertvolle Ergänzung in der Diagnostik und anschließenden Behandlung dieser Plazentaerkrankungen darstellen.



Publication History

Article published online:
26 November 2021

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