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DOI: 10.1055/s-0041-1739849
Inzidenz von häufigen Schwangerschaftskomplikationen während dem Covid-19-Pandemie-Lockdown verglichen zum Vorjahr
Einleitung Zu Beginn der Covid-19-Pandemie wurde durch den Lockdown versucht, die Ausbreitung des Virus einzudämmen und die Überlastung medizinischer Einrichtungen zu verhindern. Containment-Maßnahmen könnten sich negativ auf den Verlauf einer Schwangerschaft auswirken. Ziel dieser Untersuchung war es, den Einfluss des Lockdowns auf die Inzidenz von Schwangerschaftskomplikationen zu untersuchen.
Material/Methode Es wurden die Häufigkeiten von Schwangerschaftskomplikationen bezogen auf die Gesamtgeburtenrate in der Klinik St. Hedwig, Regensburg, im Zeitraum des Lockdowns (1.4.-30.9. 2020) mit dem gleichen Zeitraum 2019 verglichen. Folgende Schwangerschaftskomplikationen wurden erfasst: stationäre Aufnahme bei Hyperemesis, Auftreten von Früh- und Spätaborten, Entbindung wegen Präeklampsie oder Wachstumsretardierung.
Für die statistische Analyse wurde der Chi-Quadrat-Test mit SigmaPlot 14.0 durchgeführt.
Ergebnisse Im Zeitraum von 2019 wurden 1709 und im Lockdown 1806 Kinder geboren. Bezüglich der Hyperemesis zeigte sich eine signifikante Reduktion der stationären Aufnahmen im Lockdown: 0,89% Fälle Hyperemesis/geborene Kinder im Lockdown versus 1,7% 2019 (p=0,05).
Hinsichtlich der Frühaborte zeigte sich kein Unterschied (2,38% im Lockdown versus 2,93% 2019 (p=0,38). Für die Spätaborte ergaben sich folgende Zahlen: 0,55% im Lockdown versus 0,76% 2019 (p=0,59).
Das Auftreten von IUGR zeigte sich im Zeitraum des Lockdowns um mehr als 50% rückläufig: 0,33% im Lockdown versus 0,70% 2019 (p=0,20). Bezogen auf die Subgruppe frühgeborener Kinder wegen IUGR ergab sich ein signifikanter Unterschied: 0,50% im Lockdown versus 1,29% 2019 (p=0,02).
Die einzige Schwangerschaftskomplikation mit tendenziell höherer Inzidenz im Lockdown war die Präeklampsie. 2019 traten 19 Fälle (1,11%,) und 2020 24 Fälle (1,33%) auf (p=0,67). Die Subgruppe frühgeborener Kinder mit Präeklampsie lag im Lockdown bei 1,44% versus 1,22% 2019 (p=0,70).
Diskussion Insgesamt waren die Inzidenzen der untersuchten Schwangerschaftskomplikationen während des ersten Corona-Lockdowns im Vergleich zum Vorjahr tendenziell rückläufig. Bei den stationären Aufnahmen wegen Hyperemesis und bei frühgeborenen IUGR-Kindern war der Unterschied signifikant. Dies könnte dadurch bedingt sein, dass bei der Hyperemesis eine fetale Gefährdung für die Schwangere nicht im Vordergrund steht, und so die Schwelle zur Wahrnehmung von medizinischer Versorgung zu Zeiten des Lockdowns höher lag. Hinsichtlich der Entbindung von IUGR-Kindern in der Frühgeburtlichkeit könnte eine geringere Untersuchungsfrequenz mit späterer Entbindungsindikation eine Rolle spielen. Obwohl die Präeklampsie mit einer Covid-19-Infektion in Zusammenhang gebracht wird, konnte im ersten Lockdown diesbezüglich keine Inzidenzschwankung verzeichnet werden. Wir konnten somit einen Einfluss der Containment-Maßnahmen auf die Inzidenz von Hospitalisationen wegen Hyperemesis und die Entbindungsindikationen wegen IUGR zeigen.
Publication History
Article published online:
26 November 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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Germany