Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e64-e65
DOI: 10.1055/s-0041-1739848
Abstracts | DGPM

Renale, kardio- und zerebrovaskuläre Langzeit-Outcomes bei Frauen mit Präeklampsie und Evaluation des postpartalen Managements in Deutschland

K Haßdenteufel
1   Universitätsfrauenklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
,
M Müller
2   Institut für Psychologie, LMU, München, Deutschland
,
R Gutsfeld
2   Institut für Psychologie, LMU, München, Deutschland
,
M Goetz
3   Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg, Deutschland
,
A Bauer
4   Forschungsinstitut für Frauengesundheit, Tübingen, Deutschland
,
M Wallwiener
1   Universitätsfrauenklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
,
S Brucker
5   Universitätsfrauenklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
,
S Joos
6   Institut für Allgemeinmedizin und interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
,
M Colombo
6   Institut für Allgemeinmedizin und interprofessionelle Versorgung, Tübingen, Deutschland
,
S Hawighorst-Knapstein
7   AOK Baden-Württemberg, Stuttgart, Deutschland
,
A Chaudhuri
7   AOK Baden-Württemberg, Stuttgart, Deutschland
,
G Kirtschig
7   AOK Baden-Württemberg, Stuttgart, Deutschland
,
F Saalmann
7   AOK Baden-Württemberg, Stuttgart, Deutschland
,
S Wallwiener
1   Universitätsfrauenklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Hypertensive Schwangerschaftserkrankungen (HES), insbesondere die Präeklampsie (PE), sind eine der häufigsten Schwangerschaftskomplikationen und stehen an dritter Stelle der mütterlichen Todesursachen. HES erhöhen das Risiko einer späteren kardiovaskulären oder renalen Erkrankung der Mutter durch metabolische und vaskuläre Veränderungen und stellen damit auch das Gesundheitssystem vor Herausforderungen [1].

Material/Methodik Die retrospektive Datengenerierung erfolgte in Kooperation mit einer der größten Krankenkassen in Baden-Württemberg. Die Studienkohorte mit N=181 574 setzt sich aus allen dort versicherten Frauen zusammen, die zwischen 2010 – 2017 entbunden haben nach Ausschluss von Mehrlingsschwangerschaften sowie renalen, kardio- und zerebrovaskulären Vorerkrankungen. Datenauswertungen erfolgten hinsichtlich renaler, kardiovaskulärer und zerebraler Ereignisse bis zu 11 Jahren nach Präeklampsie sowie der Inanspruchnahme medizinischer Ressourcen und Medikamenteneinnahme mittels Kaplan-Meier-Verfahren, Log-rank-Tests und Cox-Regressionen. Eine Adjustierung wurde für die Confounder Alter, Diabetes, Dyslipidämie und Übergewicht durchgeführt.

Zoom Image
Abb. 1

Ergebnisse Frauen, die während ihrer Schwangerschaft an einer Präeklampsie litten, weisen in den folgenden 11 Jahren eine signifikant erhöhte Morbidität hinsichtlich renaler, kardio- oder zerebrovaskulärer Ereignisse auf (Niereninsuffizienz HR=2.557 (95%-KI2,24–2,91), end stage kidney disease HR=4.0794 (95%-KI2,89–5,72), kardiovaskuläres Ereignis HR=1.318 (95%-KI1,19–1,46), zerebrovaskuläres Ereignis HR=1.721 (95%-KI 1,51–1,96), Hypertonus HR=4,025 (95%-KI3,89–4,16).

Kommt eine Frühgeburt als Zeichen einer besonders schweren Verlaufsform hinzu oder eine wiederkehrende Präeklampsie in einer Folgeschwangerschaft, so steigen die Hazard Ratio"s und damit das Risiko für die zuvor genannten Erkrankungsbilder nochmals an. Postpartale Facharztbesuche wie z. B. bei Kardiologen oder Nephrologen lagen unter dem einstelligen Prozentbereich (<1%).

Diskussion Frauen mit Präeklampsie tragen auch noch Jahre nach Entbindung ein deutlich erhöhtes Risiko für renale, kardio- und zerebrovaskuläre Ereignisse. Anhand der gezeigten weitreichenden Langzeitfolgen sowie existierenden Versorgungslücken postpartal lassen sich für die maternale und fetale Gesundheit Präventionsansätze ableiten, die zukünftig Eingang in die Schwangerenvorsorge und langfristige postpartale Nachsorge bei Frauen mit Präeklampsie finden sollten.

An der Implementierung neuer Versorgungsformen wird basierend auf den hier präsentierten Daten bereits gearbeitet, welche zum Zeitpunkt des DGPM Kongresses vorgestellt werden können.



Publication History

Article published online:
26 November 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Abalos E, Cuesta C, Grosso AL, Chou D, Say L. Global and regional estimates of preeclampsia and eclampsia: a systematic review. European journal of obstetrics, gynecology, and reproductive biology 2013; 170 (01) 1-7 PMID: 23746796 DOI: 10.1016/j.ejogrb.2013.05.005.