Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e61-e62
DOI: 10.1055/s-0041-1739842
Abstracts | DGPM

IUFT im Rahmen einer fulminanten Influenzainfektion

S Heim
1   Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Salzburg, Österreich
,
R Urbas
1   Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Salzburg, Österreich
,
T Fischer
1   Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Salzburg, Österreich
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Einleitung Während ein erhöhtes Risiko für schwere Influenzaverläufe insbesondere im III. Schwangerschaftstrimenon gut belegt ist und die Grundlage der Impfempfehlung für Schwangere darstellt, ist statistische Signifikanz für eine beobachtete Verschlechterung des fetalen Outcomes schwer zu erreichen[1].

In epidemiologischen Studien schränkt vor allem die ausgeprägte diagnostische Heterogenität die Beweisqualität ein, bei randomisierten Vakzinierungsstudien ist die geringe Zahl an beobachteten Ereignissen das Problem. Dies trifft besonders auf den intrauterinen Fruchttod (IUFT) zu.

Vor diesem Hintergrund präsentieren wir hier einen Fallbericht, in dem der zeitliche Verlauf und die histologischen Befunde der Plazenta sowie das Fehlen anderer möglicher Ursachen einen kausalen Zusammenhang nahelegen.

Material und Methoden Fallbericht eines IUFTs in der 36.SSW mit histologischer Aufarbeitung der Plazenta.

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Abb. 1
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Fallbericht Bei der 30jährigen Zweitgebärenden mit unauffälliger geburtshilflicher Anamnese waren drei Tage vor Diagnose des IUFTs Erkältungssymptome und verminderte Kindsbewegungen aufgetreten. Die Symptomatik steigerte sich zu einem Fieberanstieg bis 40°C, Kindsbewegungen nahm die Schwangere nicht mehr wahr. Am 3. Erkrankungstag erfolgte bei bereits abgeklungener Symptomatik die Vorstellung beim Frauenarzt, der den IUFT festgestellte, und daraufhin die Einleitung und Entbindung in der Klinik. Ein Influenza A Schnelltest war positiv.

Es zeigte sich ein eutropher, phänotypisch unauffälliger Fet, Obduktion und umfangreiche Labordiagnostik waren ebenfalls unauffällig.

Die Plazentahistologie ergab eine ausgeprägte Endangiopathia obliterans. Aufgrund der teilweise bereits eingetretenen Fibrosierung konnte der Todeszeitpunkt auf ca. 3 Tage vor der Geburt festgelegt werden. Diagnose: Tod aus plazentarer Ursache.

Diskussion Die Möglichkeit für statistische Beweise eines Zusammenhangs zwischen Influenzainfektion und IUFT ist limitiert. Umso wichtiger ist daher die Rolle von Fallberichten. Das hier präsentierte Beispiel zeigt, dass der IUFT zum Zeitpunkt des fulminanten Fieberanstiegs der Mutter durch eine generalisierte Thrombosierung der Plazentagefäße eingetreten ist. Dies sollte Anlass sein, die Impfempfehlung für Schwangere gegen saisonale Influenza, über die oft nicht aufgeklärt wird, ernst zu nehmen und neben dem Risiko von schweren Verläufen auch das mögliche Risiko für das Kind in die Beratung mit einzubeziehen.

Der Verlauf der Terminvergabe beim Frauenarzt deutet ebenfalls auf Aufklärungsbedarf über die mögliche fetale Gefährdung hin. Als Intervention wäre über die fetale Überwachung und supportive Therapie hinaus die Therapie mit Oseltamivir zur Verfügung gestanden, die bei klinischem Verdacht und Risikogruppen innerhalb von 48h nach Symptombeginn empfohlen wird.



Publication History

Article published online:
26 November 2021

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  • Literatur

  • 1 Fell et al. Maternal influenza and birth outcomes: systematic review of comparative studies. BJOG 2017; 124 (01) 48-59