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DOI: 10.1055/s-0041-1739841
Großzelliges B-Zell-Lymphom in der Schwangerschaft – Diagnose, Therapie, prä- und peripartales Management
Hintergrund In 0,1% aller Schwangerschaften treten Malignome auf. Lymphome sind hierbei die viert-häufigsten und stellen durch unspezifische Symptome ähnlich Schwangerschafts-assoziierten Beschwerden und eingeschränkten Bildgebungsmöglichkeiten eine besondere Herausforderung in der Diagnosestellung dar. Das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom tritt als häufigstes Non-Hodgkin-Lymphom in der Schwangerschaft auf [1].
Fallvorstellung Erstvorstellung einer 42-jährigen IVG/IP in der 26+1 SSW mit rechtsseitigen Unterbauchschmerzen bei zeitgerecht entwickelter Einlingsgravidität mit unauffälliger Cervixlänge. Klinisch bestand leichter Druckschmerz, subfebrile Temperaturen und erhöhte Infektparameter. In der Oberbauchsonografie und MRT-Untersuchung zeigte sich eine tubuläre Struktur rechts des Uterus, a.e. im Sinne einer Appendizitis und ein weiteres subphrenisch gelegenes Weichteilkonglumerat, a.e. sekundär entzündlich.
Bei nicht klar abgrenzbarer Diagnose erfolgte zunächst eine konservative Therapie mit Cefuroxim und Metronidazol i.v. für 6 Tage. Hierunter waren die Infektwerte als auch die klinische Symptomatik deutlich regredient. Nach Absetzen der Antibiose kam es zu einem Anstieg der laborchemischen Infektparameter. In der erneut durchgeführten Bildgebung mittels Oberbauchsonografie und MRT zeigte sich der vorbekannte Befund fraglich progredient.
Nach Lungenfreifeinduktion führten wir die operative Exploration per Pararektalschnitt in der 27+4 SSW durch. Intraoperativ zeigte sich ein auffälliges Tumorkonglomerat mit Begleitappendizitis (s.Abb. 1), welches eine rechtsseitige Hemikolektomie erforderte.
Histologisch ergab sich ein hochmalignes Non-Hodgkin-Lymphom vom diffus großzelligem B-Zell-Typ. Im Staging zeigten sich Lymphom-suspekte Weichteilvermehrungen mediastinal und supradiaphragmal. Nach Portanlage begannen wir 3 Wochen postoperativ die Chemotherapie mittels R-CHOP.
Drei der sechs geplanten Zyklen konnten komplikationslos während der fortbestehenden Schwangerschaft erfolgen. Unter regelmäßigen Sonokontrollen entwickelte sich der Fet zeitgerecht. Im Anschluß an den dritten Zyklus kam es zum komplikationslosen Spontanpartus eines lebensfrischen Knaben in 37+2 SSW (2730 g, APGAR 9/10/10).
Postpartal folgten die ausstehenden drei Zyklen R-CHOP, im erneuten Staging zeigte sich kein Hinweis mehr auf eine Lymphommanifestation oder Organbeteiligung.
Schlussfolgerung Non-Hodgkin-Lymphome in der Schwangerschaft sind selten, aber tendenziell a.e. durch steigendes mütterliches Alter zunehmend. Ihre Diagnose und Therapie sowie das pränatale und peripartale Management erfordern eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Publication History
Article published online:
26 November 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany
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Literatur
- 1 Brenner B, Avivi I, Lishner M. Haematological cancers in pregnancy. Lancet 2012; 379 (98) 580-587