Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e60
DOI: 10.1055/s-0041-1739839
Abstracts | DGPM

Somatische Klassifikation der Neugeborenen bei morbider Adipositas

J Klemm
1   Geburtsklinik, Winsen, Deutschland
,
R Schild
2   Perinatalzentrum Diakovere, Hannover, Deutschland
,
C Morfeld
2   Perinatalzentrum Diakovere, Hannover, Deutschland
,
M Voigt
3   Zentrum für Medizin und Gesellschaft, Arbeitsgruppe: Rostock-Sievershagen, Freiburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung 2019 wurden in der niedersächsischen Perinatalerhebung (NPE) 18,9% der Mütter mit BMI≥30 angegeben. Morbide Adipositas ist von 2001 bis 2009 von 1,2 auf 1,8% angestiegen (ab 2010 stehen keine aktuelleren Daten mehr zur Verfügung).

Unsere Arbeitsgruppe hat die klinische Relevanz der somatischen Klassifikation der Neugeborenen dargestellt [1].

Datenmaterial Analysiert wurden 527 339 Einlingsgeburten der NPE der Jahre 2001–2009.

Morbide adipöse Mütter (MAM) mit einen BMI≥40,00 kg/m2 n=7958 wurden mit normalgewichtigen Müttern mit einem BMI von 18,5–24,99 kg/m2 n = 309 773 verglichen.

Ergebnisse Berechnet wurden die Perzentilkurven der Geburtsgewichte der Neugeborenen anhand der Daten der Normalpopulation (BMI 18,50 – 24,99). Insgesamt ergeben sich nach dieser Klassifikation neun Neugeborenengruppen, Abb. 1.

Bei MAM war das Risiko für die Entwicklung hypertropher Neugeborener knapp 3fach erhöht [OR 2,94 (2,79–3,10)], hypotrophe Neugeborene waren seltener [OR 0,66 (0,61– 0,72)].

Darstellung der Bewegung der Neugeborenen innerhalb des Systems der somatischen Klassifikation der Neugeborenen, Abb. 2.

Analyse der Korrelationen für hyper- und hypotrophe Neugeborene für präexistenten Hypertonus (PH), SIH, präexistenten Diabetes (PDM) und GDM. Hypertrophe Neugeborenen PH [OR 24,37 (20,06–29,60)], hypotrophe Neugeborenen PH [OR 9,69 (7,63–12,29)]. Ein PDM fand sich bei den hypotrophen Neugeborenen gehäuft [OR 10,55 (6,34–17,55)], hypertrophe Neugeborene PDM [OR 4,42 (3,45–5,66]. GDM und hypertrophe Neugeborene [OR 4,33 (3,67–5,12)], hypotrophe Neugeborene und GDM [OR 6,16 (4,56–8,33)].

Diskussion In der somatischen Klassifikation der Neugeborenen werden gestationsalterbezogenen Geburtsgewichte dargestellt. Sie ist bis heute Gynäkologen nicht flächendeckend bekannt. Ihre klinische Relevanz ergibt sich aus der unterschiedlichen prognostischen Bedeutung für die Morbidität und Mortalität der Neugeborenen, besonders bei hypotrophen Neugeborenen und bei Frühgeborenen (Voigt M et al., 2008). Ein PH stellte in Assoziation mit einem BMI≥40 das größte Risiko für die Entwicklung einer fetalen Hypertrophie dar. Dagegen trat die Assoziation des BMI≥40 mit einem PDM häufiger bei einer neonatalen Hypotrophie auf.

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Abb. 1
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Abb. 2

Schlussfolgerung Die somatische Klassifikation der Neugeborenen erlaubt eine gestationsalterbezogene Zuordnung über das zurückliegende intrauterine Wachstum und ermöglicht Rückschlüsse auf die Ätiologie von Störungen. 24,1% der Neugeborenen von MAM sind hypertroph [OR 2,94 (2,79–3,10)], hypotrophe Neugeborene sind seltener [OR 0,66 (0,52–0,57)]. Hypertrophe Neugeborene traten assoziiert mit hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen auf, PH [OR 24,37 (20,06–29,60)], SIH [OR 15,01 (12,55–17,99)], hypotrophe Neugeborene dagegen mit diabetogenen Erkrankungen PDM [OR 10,55 (6,34–17,55)], GDM [OR 6,16 (4,56–8,33)].



Publication History

Article published online:
26 November 2021

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  • Literatur

  • 1 Voigt M. Geburtshilfe Und Frauenheilkunde, 2008; 60(02): 90–94. doi:10.1055/s-2008-1038921.