Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e58
DOI: 10.1055/s-0041-1739836
Abstracts | DGPM

Antenataler Risikoscore zur Vorhersage des Auftretens von Schulterdystokie mit Schwerpunkt auf Schwangerschaften mit Diabetes und/oder Adipositas

A Düwel
1   St. Joseph Krankenhaus Berlin, Berliner Diabeteszentrum für Schwangere, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
J Vetterlein
1   St. Joseph Krankenhaus Berlin, Berliner Diabeteszentrum für Schwangere, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
L Dittkrist
1   St. Joseph Krankenhaus Berlin, Berliner Diabeteszentrum für Schwangere, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
W Henrich
2   Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
B Ramsauer
3   Vivantes Klinikum Neukölln, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
D Schlembach
3   Vivantes Klinikum Neukölln, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
M Abou-Dakn
1   St. Joseph Krankenhaus Berlin, Berliner Diabeteszentrum für Schwangere, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
U Schäfer-Graf
1   St. Joseph Krankenhaus Berlin, Berliner Diabeteszentrum für Schwangere, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
2   Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
 

Fragestellung Schulterdystokie (SD) ist eine der meist gefürchtetsten Komplikationen während der Geburt, sodass das individuelle Risiko für SD bei der Geburtsplanung berücksichtigt werden muss. Ziel dieser Studie war die Entwicklung eines Risikoscores für SD basierend auf zwei Kohorten von Schwangerschaften mit hoher Prävalenz für maternalen Diabetes mellitus (DM) und/oder Adipositas.

Methoden Analysiert wurden die Daten von zwei Patientenkohorten, deren Daten retrospektiv an drei Level 1 Perinatalzentren erhoben wurden. In die Testkohorte (TK) wurden 7396 Geburten von 2014–2016 eingeschlossen, die Validierungskohorte (VK) bestand aus 7965 Geburten von 2018–2020. Einschlusskriterien waren Einlingsschwangerschaften, vaginale Entbindung aus Schädellage mit≥37+0 Schwangerschaftswochen und Vorliegen fetaler biometrischer Daten, die≤2 Wochen vor Geburt erhoben wurden. 11,7% der Frauen in der TK und 15,8% in der VK hatten DM, 11,2 bzw. 12,8% waren adipös (BMI≥30 kg/m2).

Ergebnisse Die Prävalenz für SD betrug 0,9% in der TK und 1,0% in der VK (p>0,05). In beiden Kohorten fand sich ein signifikanter Anstieg der SD-Prävalenz bei einem sonographischen Schätzgewicht (EFW) ab einem Grenzwert von≥4250 g und einer Differenz von Bauch- zu Kopfumfang (AC-HC)≥2,5 cm. Die logistische Regressionsanalyse der unabhängigen pränatalen Risikofaktoren zeigte dieselben Risikofaktoren (RF) für beide Kohorten. Die RF in der TK zeigen folgende Odds Ratios (OR): EFW≥4250 g OR 3,8, AC-HC≥2,5 cm OR 3,1, DM OR 2,2, Adipositas OR 0,8. Anhand dieser OR wurden die RF gewichtet und ein Risikoscore entwickelt: Präsenz von EFW≥4250 g=4 Punkte, AC-HC≥2,5 cm=3, DM=2, Adipositas=1.

Mögliche Risiko-Kategorien:

Niedrig (0–4 Punkte): SD-Prävalenz 0,8%, NNT 131; Mittel (5–6): 5,2%, NNT 19; Hoch (7–10): 12,6%, NNT 8

Schlussfolgerungen Die Vorhersage von SD bleibt schwierig, da 31% aller SD-Fälle keine Risikofaktoren aufweisen. Der präsentierte Risikoscore trägt dazu bei, pränatal individuell das Risiko für eine SD abzuschätzen und die Schwangeren in Kenntnis der jeweiligen SD-Prävalenz und NNT hinsichtlich des Geburtsmodus zu beraten.

RF Punktzahl

Fälle (15361)

SD-Fälle (147)

Prävalenz SD (%) (0.95%)

Number needed to treat (NNT)

0

10351

47

0.4

220

1

985

13

1.3

75

2

1254

14

1.1

89

3

2029

33

1.6

61

4

280

7

2.5

40

5

238

14

6.3

17

6

105

4

6.9

14

7

77

7

10.0

10

8

22

3

15.7

7

9

14

3

27.2

5

10

6

2

50.0

3



Publication History

Article published online:
26 November 2021

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