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DOI: 10.1055/s-0041-1739831
Der Einfluss des Abstands zwischen Lungenreifeinduktion und Geburt auf das neonatale Outcome bei VLBW und ELBW Frühgeborenen in einer Level-1 Neonatologie
Fragestellung Ein wesentlicher Bestandteil der optimalen Versorgung von Frühgeborenen ist die zeitgerechte Verabreichung von Corticosteroiden zur Induktion der Lungenreife (ACS). Aktuelle Daten zeigen jedoch, dass die Wirkung der ACS nach etwa 7 Tagen nachzulassen scheint.
In dieser Studie wurde die Auswirkung des Abstands von Lungenreifeinduktion und Geburt auf das neonatale Outcome in einer Kohorte von VLBW (Very low birthweight) Frühgeborenen untersucht.
Material und Methode Zwischen 01.01.2015 und 31.12.2018 wurden 239 Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g entbunden. 185 Frühgeborene mit vollständiger ACS wurden hinsichtlich ihres neonatalen Outcome anhand der prospektiv gesammelten Neo-KISS Daten untersucht. Wir untersuchten hierbei die Notwendigkeit einer Surfactant-Therapie und einer invasiven Beatmung im Rahmen der Erstversorgung, sowie die Parameter Sepsis, NEC und BPD (bronchopulmonale Dysplasie). Eine Subgruppenanalyse wurde für VLBW (Geburtsgewicht<1500 g) und ELBW-Frühgeborenen (extremely low birthweight; Geburtsgewicht<1000 g) durchgeführt.
Es wurde eine multivariate Regressionsanalyse hinsichtlich der Parameter Beatmung und Surfactant Therapie unter Berücksichtigung bekannter Confounder durchgeführt. Die univariaten Analysen wurde mittels Mann-Whitney U oder Kruskal-Wallis Test analysiert.
Ergebnis Die multivariate Regressionsanalyse zeigte einen signifikanten Effekt des Abstands zwischen ACS und Geburt hinsichtlich der Notwendigkeit einer Beatmung (OR 1045; CI 1011–1080) oder Surfactant-Therapie (OR 1050, CI 1018–1083). In der Subgruppe der Kinder mit ACS≤7 Tage vor Geburt konnte dieser Effekt nicht nachgewiesen werden. Jeder zusätzliche Tag erhöhte das Risiko für eine invasive Beatmung um 4,2% und für Surfactant-Therapie um 5,4%.
In der Subgruppenanalyse der VLBW Kinder sahen wir einen signifikanten Einfluss des Abstands zwischen ACS und Geburt auf respiratorische Komplikationen. In der Gruppe ACS≤7 Tage war der Surfactant-Bedarf (26,3 vs. 54,7%; p<0,01) und der Bedarf einer invasiven Beatmung (5,3 vs. 25,0%; p<0,05) signifikant geringer. In der ELBW Gruppe war lediglich ein Trend hinsichtlich weniger respiratorischer Komplikationen nachweisbar.
Schlussfolgerung Unsere Daten zeigen die Bedeutung einer gewissenhaften Indikationsstellung einer ACS-Therapie bei drohender Frühgeburt, da der Effekt nach 7 Tagen signifikant nachlässt. Qualitätsverbesserungsinitiativen sollten sich daher darauf fokussieren, die Rate an ACS im Zeitraum der maximalen Effektivität sicher zu stellen, anstatt jeder Frau mit vorzeitigen Wehen ACS zu verabreichen. Jeder Tag, den die Lungenreife zu früh vor der Geburt verabreicht wird, hat nachweisbare Effekte auf das Neugeborene. Vor allem VLBW-Frühgeborene profitieren von diesem Vorgehen.
Publication History
Article published online:
26 November 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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Germany