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DOI: 10.1055/s-0041-1739823
Die zystische abdominelle Raumforderung – eine diagnostische Herausforderung
Hintergrund Die pränatale Diagnose einer zystischen intraabdominellen Raumforderung (RF) erfolgt meist im späten II. /III. Trimester. Während die sonographische Detektion einfach ist, kann die exakte Zuordnung zu einem Organsystem bzw. zu einer bestimmten intraabdominellen Struktur Schwierigkeiten bereiten, sodass eine eindeutige Diagnose pränatal oft nicht möglich ist. Als Ursprungsorgane kommen Leber, Milz, Pankreas, Darm, Ovar oder Niere in Betracht. Auch an seltene Choledochus- und Mesenterialzysten sollte gedacht werden. Die fetale MRT hat sich als bildgebende Ergänzungsmethode etabliert. Sie bietet aufgrund des möglichen Gewebekontrasts eine zum Ultraschall (US) komplementäre Information.
Fallbericht Wir berichten über eine 21-jährige I.Gravida die in der 35+0.SSW mit dem V.a. fetale Ovarialzyste zur Planung eines Perinatologischen Konsil in unserer Klinik vorgestellt wurde. Die Schwangerschaft war bisher komplikationslos verlaufen. Die Zyste fiel als Zufallsbefund im Rahmen des III. Ultraschallscreenings auf.
Wir sahen eine zeitgerecht entwickelte Einlingsschwangerschaft mit unauffälligen Dopplerparametern. Im Unterbauch des weiblichen Feten wurde eine große, inhomogene, echoarme zystische RF mit echogener Wand sonografisch verifiziert. Die Größe betrug 9 x 9 cm. Eine sichere Organzuordnung war nicht möglich. Es bestand ein Polyhydramnion, das am ehesten infolge einer intestinalen Kompression zu begründen ist. Die fetale MRT bestätigte die RF, welche nahezu das gesamte mittlere Abdomen ausfüllte und die Darmanteile nach links verdrängte. Als Differentialdiagnose wurden eine Mekoniumpseudozyste mit fraglichem Kontakt zum Kolon bzw. eine torquierte Ovarialzyste mit Einblutung diskutiert. Aufgrund der Größe der zystischen Struktur wurde im Konsil eine postnatal dringlich notwendige Intervention durch die Kinderchirurgie als wahrscheinlich eingeschätzt. Es wurde die Entbindung in einem Perinatalzentrum Level 1 empfohlen. Als Geburtsmodus wurde bei Kopf/Rumpfdiskrepanz und zur optimalen Planbarkeit die primäre Sectio caesarea in Spinalanästhesie besprochen, welche komplikationslos in der 37+0.SSW erfolgte. Das Neugeborene zeigte ein pralles, distendiertes Abdomen (Geburtsgewicht 2785 g) bei unauffälliger postnataler Anpassung. Die operative Versorgung erfolgte am 2.Lebenstag. Die bereits pränatal bekannte abdominelle Raumforderung wurde histologisch als Mekoniumpseudozyste identifiziert, a.e. auf dem Boden einer Atresie des terminalen Ileums.


Diskussion Pränatale abdominale zystische RF zeigen eine große morphologische Vielfalt und können von verschiedenen Organen ausgehen. Obwohl die pränatale Sonographie das primär bildgebende Verfahren darstellt, ist die Identifizierung des Ursprungsorgans oft schwierig. Mit Hilfe des fetalen MRT additiv zur Sonographie kann die Art der RF weiter charakterisiert und das peri- und postnatale Management exakt geplant werden. Dies verbesserte die Beratungsmöglichkeit der Eltern und das Schwangerschaftsmanagement.
Publication History
Article published online:
26 November 2021
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