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DOI: 10.1055/s-0041-1739807
Die subklinische Hypothyreose erhöht das Risiko für Fehlgeburten, Frühgeburten und Gestationsdiabetes
Einleitung Schilddrüsenerkrankungen gehören zu den häufigsten endokrinologischen Krankheitsbildern. Die manifeste und v.a. die subklinische Hypothyreose sind dabei die häufigsten Funktionsstörungen. Repräsentative Prävalenzdaten für Schwangere in Deutschland liegen dazu nicht vor. Unter den Teilnehmerinnen am BabyCare-Programm geben 11,3% der befragten Schwangeren eine diagnostizierte Hypothyreose an. Über 90% dieser Schwangeren werden mit Thyroxin behandelt. Die überwiegend internationale Literatur zeigt einen starken Zusammenhang zwischen der manifesten und subklinischen Hypothyreose und Fehl- und Frühgeburten sowie kindlichen Entwicklungs-störungen. Auf der Grundlage der BabyCare Kohortendaten (Wiederholungsbefragung nach der Geburt) wurde untersucht, welche Zusammenhänge zwischen dem Krankheitsbild und verschiedenen Komplikationen in der Schwangerschaft bzw. der Geburt bestehen.
Material/Methode Die Fallzahl dieser Kohorte beträgt aktuell n=4.656 Teilnehmerinnen, von denen n=726 (15,6%) im T0 Fragebogen eine Schilddrüsenunterfunktion angegeben hatten, womit Schwangere mit Hypothyreose in der Befragung (T0, T1) relativ adäquat abgebildet werden. In die vergleichende Analyse gehen alle Fragen beider Erhebungsinstrumente (T0, T1) ein. Dabei wurden die Daten nach Alter und BMI adjustiert und frühere Fehlgeburten sowie jemalige gynäkologische Operationen durch geschichtete Analysen kontrolliert.
Ergebnisse Der Vergleich der Gruppen mit und ohne Schilddrüsenunterfunktion bestätigt die signifikante Erhöhung des Risikos für Fehl- und Frühgeburten und zeigt die signifikant erhöhte Inzidenz für das Auftreten eines Gestationsdiabetes. Die jeweils adjustierten ODDS-Ratios betragen 1,38 (Fehlgeburt), 1,51 (Frühgeburt) und 1,68 (Gestationsdiabetes). [1]
Diskussion Eine Schilddrüsendiagnostik ist nicht Gegenstand der Mutterschaftsrichtlinien, womit diese nicht zu Routineleistungen in der Schwangerenvorsorge gehört. Entsprechend selten wird die TSH-Basisdiagnostik während der Schwangerschaft durchgeführt. [2]
Ein generelles Screening ist in den internationalen Fachgesellschaften allerdings nach wie vor umstritten. Empfohlen wird alternativ eine Stufendiagnostik bzw. ein case-finding mit der Prüfung von ca. 12 Risikofaktoren.
Für entsprechende Interventionen stehen mit dem TSH-Test und der Thyroxinbehandlung sowie der Jodsupplementation einfache und sehr kostengünstige diagnostische und therapeutische Maßnahmen zur Verfügung. Die Integration der Schilddrüsendiagnostik in die Schwangeren-vorsorgeuntersuchungen sollte im Rahmen von Verträgen der Integrierten Versorgung geprüft und belastbar evaluiert werden.
Publication History
Article published online:
26 November 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany
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Literatur
- 1 Kirschner W., Jückstock J., Henrich W. Der Frauenarzt, 2021, 05, 326–333
- 2 Altenkirch H.-U., Neuber R., Kirschner W., Dudenhausen J.W., Müller M., Kunz A., Röcker L. Der Frauenarzt, 2017, 07, 565–573