Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e43
DOI: 10.1055/s-0041-1739804
Abstracts | DGPM

Bestimmung von Interleukin-6 aus dem Fruchtwasser bei vorzeitigem Blasensprung. Ein besserer prädiktiver Parameter für fetale Infektion?

C Dorner
1   Klinik Ottakring, Gynäkologisch-geburtshilfliche Abteilung, Wien, Österreich
,
S Hölbfer
1   Klinik Ottakring, Gynäkologisch-geburtshilfliche Abteilung, Wien, Österreich
,
D Endress
2   Klinik Ottakring, Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, Wien, Österreich
,
B Maier
1   Klinik Ottakring, Gynäkologisch-geburtshilfliche Abteilung, Wien, Österreich
› Author Affiliations
 

Einleitung Das Auftreten eines frühzeitigen, vorzeitigen Blasensprungs (PPROM) kann in Verbindung mit einer intraamniotischen Infektion stehen, die zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität des Neugeborenen führt. Beim Auftreten von PPROM gilt es daher, eine solche Infektion frühzeitig zu erkennen [1]. Das C-reaktive Protein (CRP) stellt einen unspezifischen diagnostischen Marker für eine fetale Infektion dar [2]. Das Ziel dieser Arbeit ist es, zu untersuchen, ob bei PPROM Interleukin-6 (IL-6) aus dem Fruchtwasser einen besseren prädiktiven Parameter für eine fetale Infektion darstellt als CRP aus dem mütterlichen Serum.

Methode Die vorliegende retrospektive, monozentrische Beobachtungsstudie inkludierte Patientinnen mit PPROM zwischen der 24. und 34. Schwangerschaftswoche in einem Beobachtungszeitraum von 19 Monaten. Bei der Erstuntersuchung wurden IL-6 aus dem Vaginalsekret bzw. Fruchtwasser nach erfolgtem Blasensprung und CRP aus dem Serum der Mutter erhoben. Das Gerät zur IL-6-Bestimmung beruht auf dem Prinzip eines Lateralflow-Immunoassays. Postpartal wurde in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Kinderheilkunde die Inzidenz peripartaler Infektionen erhoben. Nach Ende des Beobachtungszeitraums wurden die Werte mittels McNemar-Test ausgewertet. Die vorliegende Studie prüfte, ob ein Unterschied in der Sensitivität und Spezifität sowie im positiven und negativen Vorhersagewert von IL-6 und CRP als prädiktive Marker für fetale Infektion vorlag.

Ergebnisse Von den 16 Studienteilnehmerinnen konnte man bei 25% eine peripartale Infektion des Neugeborenen feststellen. Die Analyse von IL-6 und CRP als prädiktive Marker ergab für IL-6 eine Sensitivität von 75% und eine Spezifität von 41,7%, für CRP eine Sensitivität von 75% und eine Spezifität von 25%. Basierend auf der Prävalenz für peripartale Infektion bei PPROM von 25% betrug der positive prädiktive Wert für IL-6 30%, für CRP 25% und der negative prädiktive Wert für IL-6 83,3%, für CRP 75%.

Diskussion Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass IL-6 aus dem Fruchtwasser bei PPROM einen besseren diagnostischen Marker für eine fetale Infektion darstellt als CRP aus dem mütterlichen Serum. Der numerische Unterschied zwischen IL-6 und CRP stellte sich in der vorliegenden Arbeit aufgrund des kleinen Patientinnenkollektivs als statistisch nicht signifikant dar. Die Studienergebnisse legen jedoch nahe, dass IL-6 ein nützlicher Parameter zum Ausschluss einer fetalen Infektion sein und die Entscheidung zwischen Prolongation einer Schwangerschaft oder Entbindung nach PPROM mit einer größeren Zielgenauigkeit ermöglichen könnte.



Publication History

Article published online:
26 November 2021

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  • Literatur

  • 1 Popowski T, Goffinet F, Batteux F, Maillard F, Kayem G. Prediction of maternofetal infection in preterm premature rupture of membranes: Serum maternal markers. Gynecol Obstet Fertil 2011; 39 (05) 302-8
  • 2 Zemlin M, Berger A, Franz A, Gille C, Pohlandt F, Simon A. et al. Bakterielle Infektionen bei Neugeborenen. Leitlinie 024- 008. AWMF. 2021: 1-27