Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e42
DOI: 10.1055/s-0041-1739800
Abstracts | DGPM

Koffein als Immunmodulator bei Früh- und Neugeborenen

GC Eller
1   Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg, Neonatologisches Labor, Heidelberg, Deutschland
,
R Fitterer
1   Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg, Neonatologisches Labor, Heidelberg, Deutschland
,
J Pöschl
1   Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg, Neonatologisches Labor, Heidelberg, Deutschland
,
H Hudalla
1   Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg, Neonatologisches Labor, Heidelberg, Deutschland
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Einleitung Ein proinflammatorisches intrauterines Milieu (Chorioamnionitis, CAM) kann zu Früh- und Fehlgeburten führen. In der Pathogenese des fetalen Inflammatory Response Syndrom spielt die Aktivierung der fetalen Leukozytenrekrutierung eine zentrale Rolle. Da viele antiinflammatorische Eigenschaften von Koffein beschrieben sind und es bei Frühgeborenen routinemäßig therapeutisch verabreicht wird, war das Ziel der aktuellen Arbeit die immunmodulatorische Wirkung von Koffein auf die Leukozytenrekrutierungskaskade des Fetus unter CAM-Bedingungen zu untersuchen.

Methoden Die intrauterine Entzündungsreaktion wurde durch die intraperitoneale Gabe von 2 x 0,25 mg/kg LPS in schwangeren LysEGFP.B6 Mäusen im Gestationsalter von E14 und E18 über 18 Stunden ausgelöst und im Therapiearm mittels Koffeininjektion (3 x 10 mg/kg) ergänzt. Rollende und adhärente fetale Leukozyten wurden mittels Intravitalmikroskopie (IVM) der Dottersack-Venen quantifiziert. Im Anschluss erfolgte die Quantifizierung von transmigrierten Leukozyten in fetalem Gewebe (Lunge, Niere, Plazenta) nach vorheriger immunhistochemischer Färbung mittels Ly-6G Antikörper. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Oneway-ANOVA mit Tukey’s posthoc Analyse in Graphpad Prism 9.1.2.

Ergebnisse Durch die zusätzliche Gabe von Coffein nach LPS-Injektion konnte eine signifikante Abnahme um 33% der adhärenten Neutrophilen (Zellen/mm2) bei E18 festgestellt werden (p<0,001). Rollende Neutrophile wurden mit der Rolling Flux (rollende Zellen/ min) erfasst. Hierbei ergaben sich signifikante Ergebnisse bei E14 mit einer Abnahme von 6% (p=0,033), jedoch nicht im höheren Gestationsalter. Die Infiltration in fetales Gewebe (Lunge, Niere, Plazenta) wurde durch die Coffein-Injektion bei E18 signifikant um 61% reduziert (p=0,011).

Diskussion CAM ist ein häufiges perinatales Ereignis, welches mit vielen Komplikationen verbunden ist. Wir konnten am murinen Modell zeigen werden, dass eine Inflammation der Mutter zu vermehrter Rekrutierung von Leukozyten in fetales Gewebe führt. Dieser Prozess ist analog zum Menschen ontogenetisch reguliert mit einem höheren Aktivierungspotential in der fortgeschrittenen Schwangerschaft (E18). Die pränatale Gabe von Koffein konnte die Aktivierung der Leukozytenrekrutierungskaskade blocken und könnte zur Modulation von Inflammation aufgrund von CAM einen neuartigen und nebenwirkungsarmen translationalen Therapieansatz darstellen.



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Article published online:
26 November 2021

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