Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e42
DOI: 10.1055/s-0041-1739799
Abstracts | DGPM

Vaginales Interleukin-6 nach frühem vorzeitigen Blasensprung – Grenzwerte und Vergleich mit maternalen Parametern

M Bergner
1   Universitätsklinikum Halle, Universitätsklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle, Deutschland
,
K Reinhardt
1   Universitätsklinikum Halle, Universitätsklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle, Deutschland
,
M Riemer
1   Universitätsklinikum Halle, Universitätsklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle, Deutschland
,
J Zöllkau
2   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
R Haase
3   Universitätsklinikum Halle, Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Halle, Deutschland
,
B Ludwig-Kraus
4   Universitätsklinikum Halle, Zentrallabor, Halle, Deutschland
,
GGR Hiller
5   Universitätsklinikum Halle, Institut für Pathologie, Halle, Deutschland
,
S Seeger
6   KH St. Elisabeth und St. Barbara Halle, Klinik für Geburtshilfe, Halle, Deutschland
,
H Stepan
7   Universitätsklinikum Leipzig, Abteilung für Geburtshilfe, Leipzig, Deutschland
,
S Ekkehard
2   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
G Seliger
1   Universitätsklinikum Halle, Universitätsklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle, Deutschland
8   Universitätsklinikum Halle, Zentrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie, Halle, Deutschland
,
M Tchirikov
1   Universitätsklinikum Halle, Universitätsklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Der frühe vorzeitige Blasensprung betrifft ca 3–5% aller Schwangerschaften und ist mit einer Verschlechterung des neonatalen Outcomes assoziiert. Insbesondere infektions- und frühgeburtsassoziierte Risiken schränken die Prognose der Früh- bzw. Neugeborenen ein. Derzeit gibt es keine Methode, eine intrauterine Infektion sicher vorherzusagen. Maternale Laborparameter lassen sich einfach in der täglichen Routine bestimmen, sind aber für die Vorhersage einer intrauterinen Infektion unspezifisch. Vaginal bestimmte Infektionsmarker sind Gegenstand der aktuellen Forschung. Studien haben zur Vorhersage einer Infektion sehr unterschiedliche Cut-off Werte errechnet.

Methoden im Rahmen des MuMfI-Trial (clinicaltrials.gov ID: NCT02702297) erfolgte bei Schwangerschaften mit PPROM die serielle Bestimmung des vaginalen IL-6 bis zur Entbindung. Eine Inflammations- und eine Kontrollgruppe wurde anhand des postnatalen Outcomes definiert. Neben der Bestimmung des vaginalen IL-6 erfolgte die Bestimmung der mütterlichen Parameter. Es erfolgte der Vergleich des Medians beider Gruppen sowie der Vergleich der Testgüte zur Vorhersage der Gruppenzugehörigkeit anhand von unabhängig berechneten bzw. etablierten Cut-off-Werten.

Ergebnisse In der letzten Messung vor Entbindung unterschieden sich sowohl das vaginale IL-6 (p=0,01) als auch das maternale CRP (p=0,033) und das maternale IL-6 (p=0,018) signifikant. Der Median der Inflammationsgruppe war beim vaginalen IL-6 neunfach, bei den beiden maternalen Parametern zwei- bis dreifach erhöht. In der Messung, die mehr als 24h vor der Entbindung erfolgte, war lediglich das vaginale IL-6 signifikant erhöht. Für das vaginale IL-6 wurde ein Cut-off-Wert von 6416,5 pg/ml errechnet. Dieser zeigte eine Sensitivität von 65% und eine Spezifität von 76,5%. Ein Rule-out-Wert mit einer Sensitivität von 95% wurde mit 1145pg/ml, ein Rule-in-Wert mit einer Spezifität von annähernd 95% mit 32855pg/ml definiert. Der in einer anderen Kohorte berechnete Rule-in-Wert von 11000pg/ml wies eine Spezifität von 88,2%, der Rule-out-Wert von 2600pg/ml eine Sensitivität von 75%.

Diskussion Das vaginale IL-6 ist ein vielversprechender Parameter zur Diagnostik einer intrauterinen Inflammation. In anderen Studien wurden sehr unterschiedliche Cut-off-Werte berechnet, was neben unterschiedlichen Kohorten auch auf unterschiedliches Studiendesign und unterschiedliche Outcomeparameter (MIAC, Fruchtwasser-IL6, kindliches Outcome) zurückzuführen ist. In der untersuchten Kohorte zeichnete sich das vaginale IL-6 durch einen großen Unterschied des Medians beider Gruppen und einen signifikanten Unterschied bereits mehr als 24h vor Entbindung aus. Um eine valide Beurteilung der Testgüte zu ermöglichen, müssen die im Rahmen dieser Pilotstudie errechneten Grenzwerte an einer größeren Kohorte überprüft werden.



Publication History

Article published online:
26 November 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany