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DOI: 10.1055/s-0041-1739798
Akzidentelle Einnahme von Mifegyne im dritten Trimenster – ein Fallbericht
Einleitung Mifepriston (Handelsnahme Mifegyne): kompetitiver Progesteronantagonist, zugelassen seit 1999 zum midikamentösen Schwangerschaftsabbruch. Progesteron dient der Aufrechterhaltung der Schwangerschaft, durch die Hemmung des Hormons wird diese Wirkung aufgehoben und ein Abbruch provoziert. Die Resorption aus dem Gastrointestinaltrakt ist nach p.o. Gabe nahezu vollständig, wird haupsächlich hepatisch metabolisiert. Der Wirkstoff wird in Kombination mit Prostaglandinen (Misoprostol Off-Laber Use) eingesetzt. Der Vorteil von Myfegyne ist, dass er den Muttermund öffnet, gleichzeitig das Endometrium ablöst und das Myometrium für Prostaglandine sensibilisiert. In 60–80% der Fälle kommt es auch ohne nachfolgende Prostaglandingabe zum Schwangerschaftsabbruch [1] [2] [3] [4] [5] [6].
Methode Notfallmäßige Vorstellung einer 30 j. IIG/IP in der 29. SSW ca. 1 Std. nach akzidenteller Einnahme vom 600 mg Mifegyne p.o. (Z.n. Spontanpartus 2016, BG: A Rhesus positiv).
Aufnahmebefund zeitgerecht entwickelter vitaler Fet, Schätzgewicht 1247 g, HW-Plazenta ohne Hinweis auf vorz. Plazentalösung oder retropl. Hämatom, Doppler und Labor Werte unauff.
Verlauf Zunächst erhielt die Pat. Aktivkohle 60 g (1 g pro kg KG) und zur Antagonisierung 3 x 200 mg Utrogest/Tag vaginal. Wir induzierten die Lungenreife mittels 2 x 12 mg Celastan i.m. innerhalb von 24 Std. Die Pat. wurde zunächst kontinuierlich kardiotokographisch und intermittierend dopplersonographisch im Kreißsaal überwacht. Mifepriston konnten in einer Konzentration von 500 ng/ml im maternalen Serum nachgewiesen werden, entsprechend 25% der zu erwartenden Konzentration mit einer geschätzen Verweildauer von bis zu 90 Std. (ca. 4 Tage) im Blut. Am 5 Tag nach Exposition trat eine vaginale Schmierblutung auf. Sonographisch ergab sich kein Hinweis auf eine Hämatombildung retroplazentar. Die Blutung sistierte im Verlauf. Die Pat. konnte nach insgesammt 8 Tagen entlassen werden.
Nachstationäre Betreuung und erneute Aufnahme Die amb. Wiedervorstellung in der 32. SSW zeigte keine weiteren Auffälligkeiten. Erneute stat. Aufnahme in der 40. SSW mit vorz. BS und beg. WT. Es kam zum Spontanpartus eines männlichen Neugeborenen (Daten: 3300 g schwer, Länge 52,0 cm, KU 34,0 cm, Apgar 9/10/10, NA-pH 7,33, BE -8,1).
Erbegnisse Erfolgreiche Fortführung der Gravidität bis zum ET.
Diskussion Im Falle von akzidenteller Einnahme vom Mifegyne sollte eine stat. Einweisung im Perinatalzentrum erfolgen sowie die sofortige Gabe von Aktivkohle und die Antagonisierung mit hoch dosiertem Utrogest vaginal unter intensiver Überwachung kindlicher und maternaler Parametar.
Publication History
Article published online:
26 November 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany
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Literatur
- 1 Creinin MD.. et al. Obstet Gynecol 2020 DOI 10.1097/AOG.00000000 00003620
- 2 Grossman D. et al. Obstet Gynecol 2021 DOI 10.1097/AOG.00000000 00004312
- 3 Hoopmann M.. et al. DOI 10.1055/s-0033-1360361
- 4 Renteria S.C. SGGG, Expertenbrief N0 65
- 5 Mifegyne, INN-myfepriston-BfArM
- 6 Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 30, 1999