Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e40
DOI: 10.1055/s-0041-1739795
Abstracts | DGPM

Intrauteriner Fruchttod bei COVID-19 – ein Fallbericht

A Bluth
1   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Dresden, Deutschland
,
H Tittlbach
2   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Institut für Pathologie, Dresden, Deutschland
,
JL Winkler
1   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Dresden, Deutschland
,
C Birdir
1   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Dresden, Deutschland
3   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Zentrum für feto-neonatale Gesundheit, Dresden, Deutschland
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Einleitung Die Symptome einer SARS-CoV-2-Infektion sind bei Schwangeren vergleichbar zu Nichtschwangeren. Als zentraler Pathomechanismus der COVID-19-Erkrankung wird eine systemische Inflammation mit begleitender disseminierter Gerinnungsaktivierung und Endothelbeteiligung angenommen. Histologisch wurden postpartal Zeichen uteroplazentarer vaskulärer Malperfusion, intraplazentare Inflammation sowie Thromben in fetalen Gefäßen gefunden. In den bisherigen COVID-19-Fallserien werden vermehrte intrauterine Fruchttode wie im Casus berichtet.

Material/Methode Die Vorstellung der 30-jährigen II-Gravida, Nullipara erfolgte nach unauffälligem Schwangerschaftsverlauf auf Grund einmaliger leichter vaginaler Blutung mit rechnerisch 20+5 SSW. Darüber hinaus wurden keinerlei Beschwerden angegeben. Sonographisch zeigte sich ein intrauteriner Fruchttod bei zeitgerechter Schwangerschaftsentwicklung ohne Auffälligkeiten in der Sonoanatomie. Anamnestisch war eine später Erstfeststellung (18. SSW) dieser Schwangerschaft vorausgegangen sowie eine Abrasio bei Frühabort 2013. Es bestand eine maternale Adipositas (BMI 43 kg/m²) sowie Hypothyreose. Laborchemisch wurde eine milde Leukozytose (11,6 GPt/L) verzeichnet. Es erfolgte die Aufklärung über die Notwendigkeit einer medikamentösen Weheninduktion. Im Rahmen der stationären Aufnahme zeigte sich ein positives Ergebnis des durchgeführten SARS-CoV-2 Antigen-Schnelltestes. Dieser bestätigte sich in der Rachen-PCR (Ct-Wert 25). Nach Abortinduktion mittels oraler Misoprostol kam es zur Geburt eines avitalen weiblichen Feten ohne Dysmorphiezeichen (Gewicht 310 g, Länge 26 cm) sowie zur spontanen Geburt der Plazenta. Die Patientin erhielt eine psychosomatische Mitbetreuung, eine Rhesusprophylaxe sowie die Empfehlung einer medikamentösen Thromboseprophylaxe für 4 Wochen.

Ergebnisse Der Eihautabstrich zeigte ebenfalls einen SARS-CoV-2-positiven PCR-Befund (Ct-Wert 23). Der histomorphologische Befund der Plazenta ergab Intervillitis mit gemischtem Entzündungsinfiltrat auf einzelne Zotten unter Ausbildung einer Villitis sowie zahlreiche nicht mehr frische Thromben. Die immunhistochemischen Untersuchungen zeigten SARS-CoV-positive Zellen im Bereich des Entzündungsinfiltrates sowie fokal auch im villösen Stroma.

Diskussion Als Ursache vermehrter intrauteriner Fruchttode bei SARS-CoV-2-infizierten Schwangeren sind zum einen intraplazentare Inflammation und Thrombosierung größerer fetaler Gefäße der Chorionplatte mit resultierender akuter Malperfusion denkbar. Darüber hinaus bestehen Hinweise auf eine Assoziation einer COVID-19-Infektion in der Schwangerschaft mit Plazentainsuffizienz auf Grund hypoxischer Zustände in der Plazenta als Folge inflammatorischer Veränderungen.



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Article published online:
26 November 2021

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