Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e37
DOI: 10.1055/s-0041-1739790
Abstracts | DGPM

Zweimalige Ovarialstieldrehung bei Teratom beidseits in der Schwangerschaft

EM Röck
1   Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam, Gynäkologie und Geburtshilfe, Potsdam, Deutschland
,
S Wegener
1   Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam, Gynäkologie und Geburtshilfe, Potsdam, Deutschland
,
D Fischer
1   Ernst von Bergmann Klinikum Potsdam, Gynäkologie und Geburtshilfe, Potsdam, Deutschland
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Hintergrund Adnextumore in der Schwangerschaft werden entweder als Zufallsbefund oder akutes Ereignis diagnostiziert und betreffen ca. eine von 500 Schwangerschaften. Dabei steht die Torsion des Corpus luteum, insbesondere in Assoziation mit einem ovariellen Überstimulationssyndrom an erster Stelle. Dermoidzysten sind der zweithäufigste Befund, erscheinen jedoch meist asymptomatisch, wobei 20% aller Teratome in der Schwangerschaft diagnostiziert werden.

Bei einer Adnextorsion bestehen häufig akute starke einseitige Unterbauchschmerzen, die von Übelkeit begleitet sind. Die Diagnose wird in der Schwangerschaft in einem Drittel der Fälle nicht sofort gestellt. Eine verzögerte Operation kann bei folgender irreversibler Infarzierung des Ovars dazu führen, dass eine Ovarektomie notwendig ist.

Fallvorstellung Erstvorstellung der 25-jährigen IG/0P in der 23+0 SSW mit einer zeitgerecht entwickelten Einlingsgravidität und starken, plötzlich einsetzenden linksseitigen Unterbauchschmerzen. Das Aufnahmelabor inklusive Entzündungszeichen (s. Tabelle 1, Labor) ebenso wie die Cervixlänge waren unauffällig, die Ovarien waren darmüberlagert nicht darstellbar. Bei weiterhin stärksten Schmerzen unter i.v. Analgesie erfolgte die diagnostische Laparoskopie. Intraoperativ zeigte sich eine Ovarialstieldrehung links bei Teratom. Das Adnex rechts stellte sich unauffällig dar. Der postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos. Bei 26+0 SSW erfolgte eine erneute Vorstellung aufgrund diffuser Unterbauchschmerzen. Das Aufnahmelabor war erneut unauffällig. In der Aufnahmeuntersuchung stellte sich sonographisch eine echoreiche, scharf abgegrenzte Raumforderung im rechten Unterbauch dar (s. Abb. 1).

Die chirurgischen Kollegen wurden hinzugezogen und eine Appendizitis ausgeschlossen. Im MRT – Abdomen wurde der Verdacht auf eine Diffusionsstörung des Ovars rechts mit kaudal angrenzender zystoider Läsion gestellt. Somit erfolgte die Querlaparotomie, welche eine zweimalige Torsion des rechten Ovars a.G. eines Teratoms zeigte. Die Zyste konnte komplikationslos ausgeschält und das Ovar ohne Schaden detorquiert werden, histologisch zeigte sich wie auf der Gegenseite ein reifes zystisches Teratom. Der postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos.

Bei 37+5 SSW kam es zur Entbindung eines gesunden Jungens per Vakuumextraktion (2490 g, APGAR 2/6/9, pH 7,06).

Schlussfolgerung Nicht selten treten Teratome beidseitig auf, sind jedoch oft Zufallsbefunde. Der Fall zeigt die diagnostische Schwierigkeit bei gravidem Uterus, sodass im Zweifel eine MRT indiziert ist. Eine Torsion wird häufig im 1. Trimenon beobachtet, sollte aber in jedem Trimenon als Differenzialdiagnose bei akuten, starken, einseitigen Unterbauchschmerzen in Betracht gezogen werden.



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Article published online:
26 November 2021

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